Ungünstige Erwartungen - Konjunkturbericht Herbst 2019 für Schmalkalden-Meiningen

In den industriellen Zentren des Landkreises Schmalkalden-Meiningen rechnet inzwischen jedes zweite Unternehmen mit schlechteren Geschäften. Handelskonflikte, die konjunkturelle Abschwächung im Ausland und insbesondere der sinkende Auslandsabsatz von Kfz wirken sich auf die regionalen Geschäftserwartungen der Unternehmen vor Ort aus. Dies zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen, deren Ergebnisse jetzt für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen vorliegen.

Auffällig sind vor allem die starken regionalen Unterschiede. In der Stadt Meiningen brummt das Geschäft. 60 Prozent der Unternehmen bewerten die Lage als gut, 36 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. Ganz anders ist das Bild in Schmalkalden mit Anteilen von 19 Prozent gut und 62 Prozent saisonüblich bzw. befriedigend. Auch in Orten wie Steinbach-Hallenberg, Brotterode-Trusetal und Zella-Mehlis fällt die Lagebeurteilung verhaltener aus. Insgesamt bewerten im Landkreis 44 Prozent der Unternehmen die Lage als gut und 40 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend.

Die Auftragslage, ein wichtiger vorlaufender Indikator, lässt eine Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik erwarten: 24 Prozent der Unternehmen erhielten zuletzt Auftragssteigerungen, doch 36 Prozent müssen mit Einbußen umgehen. Die Erwartungen nehmen dies und weitere Signale auf: Lediglich 8 Prozent der Unternehmen in den kommenden Monaten bessere Geschäfte, 35 Prozent erwarten, dass es ungünstiger für sie wird. In den industriellen Zentren ist die Erwartung einer Abschwächung noch höher: Schmalkalden: 59 Prozent, Zella-Mehlis: 58 Prozent, Steinbach-Hallenberg: 54 Prozent, Brotterode-Trusetal: 46 Prozent.

Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert der Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen erreicht 96,2 Punkte auf einer Skala von 0 bis 200 Punkten, ein Rückgang um 20 Punkten seit dem Frühsommer. Meiningen erreicht mit 124,9 Punkten den zweithöchsten Wert und Schmalkalden mit 66,6 Punkten den niedrigsten Wert in Südthüringen.

„Nach einer langen Boomphase ist eine konjunkturelle Abschwächung normal. Die aktuelle Abschwächung ist jedoch stark durch die US-Handelspolitik getrieben und trifft insbesondere die Kfz-Industrie und ihre Zulieferer. Betroffene Unternehmen sollten trotz der zum Teil rasanten Abschwächung versuchen, ihre Mitarbeiter zu halten. Angesichts ganz erheblicher Fachkräfteengpässe in zwei von drei Unternehmen verbessern Kündigungen nur den Personaleinsatz der Wettbewerber. Wer ertragsseitig in nächster Zeit Probleme erwartet, sollte sich daher von der Arbeitsagentur zu Kurzarbeit beraten lassen“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Die Umfrage zeigt, dass 8 Prozent der Unternehmen in den nächsten Monaten mit einer zunehmenden Mitarbeiterzahl rechnen. 18 Prozent erwarten hingegen eine geringere Zahl. Die Beschäftigungsstatistik der Arbeitsagentur zeigt, dass gerade Industriebetriebe aus dem Landkreis-Schmalkalden-Meiningen sich in wirtschaftlichen Schwächephasen öfters von Mitarbeitern trennen. Der Beschäftigungsstand von 2008 wurde seither nie wieder erreicht. Fachkräfteengpässe sind daher zumindest teilweise die Folge einer zu restriktiven Personalpolitik.

Allerdings bewerten 57 Prozent der Unternehmen die Arbeitskosten als Geschäftsrisiko, eine Folge des Wettbewerbs um die Mitarbeiter. Insoweit ist die kurzfristige betriebswirtschaftliche Logik nachvollziehbar, rächt sich aber im nächsten Aufschwung. Besser erscheint es, erst einmal mit Kurzarbeitergeld zu überbrücken.

Zur Information:
Basis der Angaben sind eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im September 2019 durchgeführt wurde, sowie Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Zur IHK Südthüringen mit 28.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 9.500 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.900 Dienstleister mit 17.400 Beschäftigten, gefolgt von 2.400 Handelsunternehmen mit 5.400 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 900 Unternehmen mit 14.700 Beschäftigten.


Suhl, 16.12.2019

 

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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