Thüringer Soforthilfe als Blaupause für weitere Corona-Hilfen nutzen

Blitzumfrage der IHK Südthüringen zeigt Auswirkungen von COVID-19 auf Südthüringer Wirtschaft

Die Corona-Pandemie geht der Wirtschaft an die Substanz. Drei von vier Unternehmen melden Umsatzrückgänge. Eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen mit mehr als 700 Antworten zeigt: rasche und bürokratiearme Corona-Hilfen sind das Gebot der Stunde.

Die gesundheitspolitisch motivierten Eingriffe in die zuvor prosperierende Wirtschaft beschädigen weitaus mehr als die konkret von Schließung betroffenen Unternehmen. Drei von vier Unternehmen melden Umsatzrückgänge. Wirtschaft ist kein elektrisches Gerät, das sich herauf- und herunterfahren lässt. Jede Schließung hat längerfristige Folgen. Eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen mit mehr als 700 Antworten zeigt die Folgen für Unternehmensfinanzen und die Gesamtwirtschaft. Nachfrageprobleme, die Stornierung von Aufträgen durch Kunden und der Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit (komplett oder zu Teilen) sind die häufigsten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Südthüringer Wirtschaft. Drei von vier Unternehmen berichten von Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr. Für viele Betriebe sind die Verschlechterungen schmerzhaft: 38 Prozent erwarten Einbußen in Höhe von mindestens einem Viertel, 15 Prozent rechnen mit Halbierung oder noch höheren Verlusten.

„Dauerhafte Einschränkungen des Geschäftsbetriebs sind für Unternehmen nicht verkraftbar. Jedes zweite Unternehmen berichtet von einem Rückgang seines Eigenkapitals. Ein Drittel ist in seiner kurzfristigen Zahlungsfähigkeit gefährdet, 12 Prozent stehen vor der Insolvenz. Die Politik ist daher gut beraten, das Instrument der Betriebsschließungen nur im äußersten Notfall einzusetzen. Schulen und Kitas müssen geöffnet bleiben“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Vom Staat werden die Probleme der Wirtschaft wahrgenommen. Seit Beginn der Pandemie wurden Hilfen aufgelegt, um den Bestand gesunder Unternehmen zu sichern. Natürlich kann nicht jede Umsatzeinbuße entschädigt werden. Jedes zweite Unternehmen hat inzwischen staatliche Hilfen entgegengenommen. Hierbei dominiert das Kurzarbeitergeld. Als Hilfsprodukt hat es sich schon in vielen Krisen bewährt. Es ist vergleichsweise einfach zu beantragen.

Die recht einfach in Anspruch zu nehmende Soforthilfe aus dem Frühjahr weckt bis heute Begehrlichkeiten. Auf die Frage, welche Maßnahmen der Politik notwendig sind, um die Wirtschaft zu stützen, antworten zwei von drei Unternehmen, die Politik müsse die Corona-Hilfen entbürokratisieren. Gemeint ist insbesondere die Überbrückungshilfe I, die über die Steuerberater beantragt werden musste, dann aber in Form der Überbrückungshilfe II nachgebessert wurde. 

Darüber hinaus spricht sich ein Drittel der Unternehmen für ein zusätzliches staatliches Konjunkturprogramm aus. Auf diese Weise könnte die fehlende Nachfrage insbesondere aus dem Ausland und dem gewerblichen Bereich ausgeglichen werden. Denn viele Unternehmen fallen als Nachfrager zum Beispiel im Bereich der Investitionsgüter erst einmal aus. Um die betriebliche Zahlungsfähigkeit zu schonen, werden 58 Prozent der Unternehmen geplante Investitionen verschieben oder gleich ganz streichen. 36 Prozent planen Rationalisierungsmaßnahmen und wollen alle erdenklichen Einsparpotentiale nutzen. 

20 Prozent der Unternehmen rechnen außerdem mit Personalabbau. In der Industrie und in der Tourismuswirtschaft geht sogar jedes dritte Unternehmen von Stellenstreichungen aus. Personalabbau ist jedoch immer das letzte Mittel. Es liegt auf der Hand, dass viele Stellen wegen der Fachkräfteengpässe nicht neu besetzt werden können, wenn die Konjunktur nach Etablierung des Impfstoffs wieder anzieht. Die Unternehmen werden daher dieses Instrument nur dann einsetzen, wenn der Betrieb anders nicht über die Zeit gerettet werden kann.

Die Blitzumfrage der IHK Südthüringen wurde zusammen mit anderen IHKs im gesamten Bundesgebiet in der Zeit vom 17. bis 20. November 2020 durchgeführt. In Südthüringen beteiligten sich insgesamt 714 Unternehmen an der Umfrage. Bei knapp 8.000 in Südthüringen befragten Unternehmen entspricht dies einer Rücklaufquote von 9 Prozent. Thüringenweit gab es 807 Antworten. Insgesamt nahmen in ganz Deutschland 13.209 Unternehmen an der Umfrage teil. Die IHK Südthüringen wird bis 30. November einen Bericht zu allen Umfrageergebnissen mit vielen Abbildungen auf ihrer Webseite veröffentlichen.

Suhl, 23. November 2020

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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