Standort bereits ernsthaft gefährdet
Konjunkturbericht Herbst 2020 der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg
Jedes dritte Unternehmen im Landkreis Sonneberg macht in diesen Tagen Verlust. Nirgendwo sonst in Südthüringen haben sich die Auswirkungen des Frühjahr-Lockdowns stärker und greifbarer ausgewirkt als hier in diesem Landkreis. Nicht alle Unternehmen werden erneute Einschränkungen überleben. Weitere Informationen liefert der Konjunkturbericht Herbst 2020, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Sonneberg veröffentlicht hat.
Zum Zeitpunkt der Umfrage im September 2020 bewertete gerade einmal jedes fünfte Unternehmen die Geschäftslage als gut. Weitere 47 Prozent bezeichneten die Lage als saisonüblich oder befriedigend; für 33 Prozent war sie schlecht. Der Ausblick auf die nächsten Monate gibt wenig Anlass zum Optimismus: 14 Prozent erwarten bessere, doch 35 schlechtere Geschäfte. 51 Prozent gehen von keiner Veränderung aus, was auch nicht unbedingt verheißend ist. Aus diesen Angaben berechnet die IHK Südthüringen ihren Konjunkturklimaindikator. Er erreicht 83,1 Punkte, 17 Punkte weniger als vor einem Jahr. Maximal 200 Punkte sind möglich.
In Folge des Lockdowns im Frühjahr und der noch immer nachwirkenden Beschränkungen im In- und Ausland hat sich für 58 Prozent der Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Nur 8 Prozent verbuchten Verbesserungen. Dies hat zur Folge, dass 33 Prozent der Unternehmen Verluste ausweisen, nur 24 Prozent erzielen noch Gewinne. In keinem anderen Landkreis Südthüringens ergeben sich derartig dramatische Werte.
„Die auf den Weg gebrachte außerordentliche Wirtschaftshilfe scheint auskömmlich zu sein. Sie muss bis Mitte Dezember verfügbar sein und unbürokratisch bereitgestellt werden. Nur dann haben Unternehmen, die von den Schließungen direkt oder indirekt betroffen sind, eine wirkliche Chance, das Jahresende zu überstehen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Bereits ohne die aktuellen Beschlüsse zeigen die Umfrageergebnisse eine schwache Dynamik, die weit ins nächste Jahr hineinreicht. So planen nur noch 65 Prozent der Unternehmen Investitionen – einschließlich der reinen Ersatzinvestitionen, die zum Erhalt des Kapitalstocks eigentlich jährlich erfolgen sollten. Neben Modernisierungsmaßnahmen setzt ein mit einem gegenüber dem Vorjahr auf 24 Prozent gestiegener Anteil der Unternehmen auf kostensenkende Rationalisierungsinvestitionen. Einige Krisengewinner gibt es natürlich auch: 16 Prozent der Betriebe planen Erweiterungsinvestitionen.
Auf dem Arbeitsmarkt läuft der einstige Südthüringer Champion Gefahr, seine Position zu verlieren. Ebenso wie vor einem Jahr gehen per Saldo 8 Prozent der Unternehmen von einer sinkenden Mitarbeiterzahl aus. Das ist zum einen dem Pandemiegeschehen geschuldet. Für eine geringere Nachfrage werden weniger Mitarbeiter benötigt. Zum anderen ist es die Folge von Fachkräfteengpässen, die derzeit 56 Prozent der Unternehmen plagen. Weitere wichtige Risiken stellen das Corona-Virus mit einem Anteil von 75 Prozent der Unternehmen und die Inlandsnachfrage mit 62 Prozent dar.
Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im September 2020 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Sonneberg. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.000 Beschäftigten, gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 2.000 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Sonneberg 470 Unternehmen mit 9.400 Beschäftigten.
Suhl, 16. November 2020
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