Expansion trotz Krise?
Konjunkturbericht der IHK Südthüringen für die Stadt Suhl
Gerade haben die Statistiker eine leichte Rezession für die Wintermonate in Deutschland errechnet. Die Auswertung der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für die Stadt Suhl zeigt in Teilen ein etwas anderes Bild. Die Geschäftslage ist gut, doch es bestehen weiterhin große Sorgen. Die Investitionsneigung bleibt expansiv und geht zum Teil sogar mit dem Ausbau von Kapazitäten einher. Für die kommenden Monate ist es vor allem wichtig, dass die heimische Nachfrage hoch bleibt.
Derzeit bewerten jeweils 38,5 Prozent der Unternehmen die laufenden Geschäfte als gut oder als befriedigend bzw. saisonüblich. In den kommenden Monaten rechnen lediglich 11 Prozent mit besseren Geschäften, 54 Prozent gehen von stabilen Verhältnissen aus und 35 Prozent von einer Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen erreicht 94 von 200 möglichen Punkten. Dies sind 19 Punkte weniger als zu Beginn des Jahres. Vor einem Jahr wurden 99 Punkte erreicht.
Indikatoren oberhalb der 100er-Marke deuten auf einen Aufschwung hin, liegen die Werte darunter, überwiegen die Schwierigkeiten. In den Städten Ilmenau und Meiningen werden mehr als 100 Punkte erreicht. In Arnstadt, Hildburghausen, Sonneberg und Suhl sind es zwischen 90 und 100 Punkten. Erheblich schlechtere Werte werden in Schmalkalden und Zella-Mehlis erreicht. Die Städte weisen teils historisch gewachsen, teils infolge von Ansiedlungsentscheidungen Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur auf.
Generell findet man in Städten einen höheren Anteil an Händlern und Dienstleistern als im ländlichen Raum. In der aktuellen Lage senden vor allem Dienstleister aus den Branchen Information und Kommunikation sowie wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Wachstumssignale. Auch in der Elektro- und Kunststoffindustrie erreicht der Konjunkturklimaindikator hohe Werte.
„Trotzdem stehen die Unternehmen unter erheblichem Druck. Die Energiebeschaffungskosten und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen benennen die Suhler Unternehmen als Hauptrisiken. In jedem fünften Betrieb ist in Folge von Corona und wegen der aktuellen geopolitischen Herausforderungen die Liquidität angegriffen. Die Wirtschaft braucht endlich wieder stabile Rahmenbedingungen ohne krisenhafte Zuspitzungen und ideologisch getriebenen Bürokratieaufwuchs, um sich zu erholen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Umso erfreulicher ist die hohe Investitionsbereitschaft der Suhler Wirtschaft. In den kommenden Monaten planen 85 Prozent der Unternehmen Investitionen, darunter 39 Prozent mit einem steigenden Umfang. Beides sind sehr hohe Werte. Vor allem Modernisierung und Kostensenkung stehen im Fokus. Etliche Industriebetriebe planen außerdem Erweiterungsinvestitionen. Auf dem Arbeitsmarkt gehen 12 Prozent der Unternehmen von wachsenden Belegschaften aus. 73 Prozent erwarten eine gleichbleibende Mitarbeiterzahl.
Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 27. März bis 25. April 2023 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.200 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 2.600 Unternehmen aus der Stadt Suhl. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.300 Dienstleister mit 8.600 Beschäftigten (inklusive öffentlicher Dienst), gefolgt von 600 Handelsunternehmen mit 2.000 Beschäftigten. Zur Industrie gehören in der Stadt Suhl 160 Unternehmen mit 2.400 Beschäftigten.
Suhl, 9. Juni 2023
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