Berufsbildungsbericht und Azubi-Umfrage 2024

Duale Ausbildung in Thüringen überzeugt mit Praxisbezug und guten Bedingungen

Praxisnähe, eine breite Palette an Berufsbildern sowie gute Übernahme- und Aufstiegschancen sind für junge Berufseinsteiger entscheidend bei der Wahl ihrer Ausbildung. Auch das Betriebsklima und das Ansehen des Unternehmens spielen eine wesentliche Rolle. Doch wie bewerten die Auszubildenden selbst ihre Ausbildung? Und wie stellt sich die derzeitige Lage auf dem Ausbildungsmarkt dar?

Jedes Jahr im Mai wird der Berufsbildungsbericht veröffentlicht und gibt einen Überblick zur aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Weitere Informationen und Analysen werden vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) im Datenreport zum Berufsbildungsbericht zeitgleich veröffentlicht.

Außerdem befragen alle Ostdeutschen Industrie- und Handelskammern alle Auszubildenden aus dem 1. Ausbildungsjahr jährlich zu Wegen in die duale Berufsausbildung und wie sie im Unternehmen aufgenommen wurden. Auch im Jahr 2024 bestätigen die Umfrageergebnisse das Engagement unserer Ausbildungsunternehmen, Jugendliche und junge Erwachsene für eine duale Ausbildung in der Wirtschaft zu begeistern und bei der Berufsorientierung zu unterstützen.

Betriebspraktika und Betriebsbesichtigung helfen nach wie vor bei der Berufswahl am meisten. Der persönliche Kontakt zum Unternehmen und praktischen Tätigkeiten bieten reale Einblicke in den beruflichen Alltag unserer Wirtschaft und bleiben haften. Auch die Unternehmen lernen ihre potenziellen Auszubildenden kennen. Ein Win-win für beide Seiten. Auch die Internetseiten, Stellenanzeigen in Online-Börsen sowie Social Media Auftritte nehmen für die Suche des Ausbildungsbetriebes an Bedeutung zu. Wer im Netz nicht oder zu wenig unterwegs ist, wird immer weniger gefunden. Die bundesweite IHK-Azubi-Kampagne „JETZT#KÖNNENLERNEN – Ausbildung macht mehr aus uns“ will jungen Menschen Lust auf Ausbildung machen und Unternehmen beim Werben um ihren Nachwuchs unterstützen.

Azubi-Umfrage der IHK Südthüringen

Die Südthüringer Ergebnisse bieten hilfreiche Erkenntnisse für die Ausrichtung des Azubi-Marketings in den kommenden Monaten in unserer Region.

88 Prozent der Auszubildenden gaben an, ihren Wunschberuf zu erlernen. Für fast 86 Prozent der Befragten ist es die erste Ausbildung. Zehn Prozent haben bereits eine Ausbildung und rund zwei Prozent ein Studium abgebrochen. Diese Personen gilt es aktiv in der Phase ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen und bestehende Angebote u.a. für Studienabbrecher und -zweifler unbedingt beizubehalten und ggf. auszubauen.

/ Berufsorientierung

Praktika sind für potenzielle Auszubildende mit 67 Prozent das mit Abstand hilfreichste Berufsorientierungsangebot. Mehr als 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen greifen bei der Recherche zudem auf Medieninformationen aus Online-Recherchen oder sozialen Netzwerken zu. Knapp 31 Prozent der Befragten nehmen an Ausbildungsmessen teil oder nutzen die Angebote der Berufsberatung.

/ Entscheidung zur dualen Ausbildung

Fast alle Jugendlichen haben sich für eine Ausbildung entschieden, weil ihnen der Bezug zur Praxis wichtig ist (98 Prozent) und ihre beruflichen Aufgaben ihren Interessen entsprechen (96 Prozent). Aber auch der schnelle Einstieg in den Beruf (94 Prozent) sowie Übernahme- und Karrierechancen (98 Prozent) wurden von den Teilnehmenden der Umfrage als entscheidende Kriterien angegeben. Für zwei Drittel der Jugendlichen spielt bei der Auswahl die Nähe der Berufsschule zum Heimatort eine wichtige Rolle.

/ Ausbildungsbetrieb finden

Nach wie vor werden die meisten Auszubildenden durch ihr direktes Umfeld (Eltern/Verwandte 37 Prozent und Freunde/Bekannte 29 Prozent) auf ihren Ausbildungsbetrieb aufmerksam. 35 Prozent konnten nach Praktika bzw. Ferienarbeiten die Ausbildung bei Ihren Betrieben beginnen.

/ Bewerbung

Schnell zu sein, lohnt sich. Etwa ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten sich bereits bis zum Januar 2023 für ihre im Sommer beginnende Berufsausbildung beworben – also noch ohne das Halbjahreszeugnis. Auch Spätentschlossenen boten sich Chancen. So gaben 26 Prozent der Jugendlichen an, sich noch ab Juli für ihren Ausbildungsplatz beworben zu haben. Auf der anderen Seite haben 69 Prozent der Ausbildungsunternehmen den Mangel auf dem Ausbildungsmarkt richtig erkannt und versendeten ihre Zusage innerhalb eines Monats. 31 Prozent der Unternehmen brauchten dafür länger und müssen ihre Recruiting-Prozessen noch optimieren.

/ Anzahl Bewerbungen

Ein Großteil der Befragten (80 Prozent) musste nur ein bis fünf Bewerbungen versenden, um den gewünschten Ausbildungsplatz zu erhalten. Zwölf Prozent der Auszubildenden benötigen maximal zehn Bewerbungen für den Vertragsabschluss. Für den Wunschberuf sind in einigen Fällen demnach immer noch größere Hürden zu nehmen.

/ Wohnort

Ausbildungsinteressierte finden fast immer das passende Angebot im Heimatbundesland und in der Nähe zum Wohnort. Nicht einmal 20 Prozent der Auszubildenden haben für die Aufnahme der Berufsausbildung den Wohnort gewechselt. Damit ist der überregionale Wanderungssaldo im Verhältnis zu den Vorjahren weiterhin zurückgegangen. Dies ist ein Beleg für das gesteigerte Ausbildungsmarketing und die gestiegene Attraktivität der regionalen Ausbildungsangebote der Betriebe.

/ Berufsschule

Lange Fahrzeiten zur Berufsschule sind nach wie vor ein großes Thema. Knapp ein Viertel aller Azubis haben eine Fahrzeit von über 90 Minuten zwischen Wohnung und Berufsschule (hin und zurück). Durch das Ausbildungsplatzprinzip muss die Berufsschule besucht werden, in deren Zuständigkeitsbereich das Ausbildungsunternehmen liegt. Oftmals ist dies nicht die nächstgelegene Berufsschule. Hier ist unbürokratische Abhilfe gefordert. Gut zwei Drittel der Unternehmen unterstützt die Kosten für den Berufsschulbesuch. Ein Mehrwert, den noch mehr Betriebe für sich umsetzen sollten.

/ Zufriedenheit

96 Prozent der Auszubildenden würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Dabei schätzen fast alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen (96 Prozent) besonders das gute Betriebsklima, das gute Verhältnis zum Ausbilder sowie das positive Image des Betriebes. Über 80 Prozent der Jugendlichen bescheinigen ihrem Betrieb die Zahlung einer hohen Ausbildungsvergütung sowie Karriere- und Aufstiegschancen.

Anja Boller
Abteilungsleiterin Aus- und Weiterbildung

Telefon +49 3681 362-151

 E-Mail E-Mail schreiben

Ausbildungsstatistik Bildungspolitik Kooperationspartner Bildungsträger Gleichstellung beruflicher Abschlüsse

Mehr zum Thema

Berufsbildungsbericht