Fehlende Nachfrage - Konjunkturbericht Herbst 2019 für den Landkreis Hildburghausen

Nur noch wenige Unternehmen im Landkreis Hildburghausen arbeiten am Rande des technisch und menschlich Möglichen. In den letzten Monaten hat sich die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen aus dem Landkreis deutlich abgeschwächt. Zugleich hat der Wettbewerb um gute Mitarbeiter an Schärfe gewonnen. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Herbst 2019, die die Industrie- und Handelskammer (IHK)  Südthüringen jetzt für den Landkreis Hildburghausen ausgewertet hat.

Jedes zweite Unternehmen im Landkreis Hildburghausen hat in diesem Jahr weniger Aufträge zu bearbeiten als vor einem Jahr. Dies zeigt: Die Zeiten von Aufschwung und Überauslastung sind vorbei. Zwei Drittel der Unternehmen machen sich hingegen Sorgen über die Entwicklung der Inlandsnachfrage. Neben Fachkräfteengpässen stellt sie das Hauptrisiko für die Wirtschaft im Landkreis dar.

„Die deutsche Wirtschaft ist bereits seit längerem vom Pfad eines kräftigen Wachstums abgekommen. Ursachen waren zunächst die unglückliche Aufarbeitung des Dieselskandals und die Einführung eines neuen Abgasprüfmechanismus in der Autoindustrie. Zunehmend haben dann die US-Handelssanktionen die Weltwirtschaft durcheinandergewirbelt. Eigentlich zur Unzeit hat schließlich die Diskussion um eine neue Kfz-Antriebstechnologie begonnen, deren Dynamik Deutschlands größten Industriezweig erheblich erwischt hat. Vermutlich begleitet uns diese Unsicherheit noch eine Weile“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Dementsprechend durchwachsen fällt die Beurteilung der Geschäftslage durch die Unternehmen aus:
29 Prozent bewerten die Lage als gut, 44 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 27 Prozent als schlecht. Für die kommenden Monate erwarten lediglich 4 Prozent bessere Geschäfte, 32 Prozent gehen hingegen von einer weiteren Eintrübung aus, 64 Prozent erwarten keine Veränderung.

Mit dem Konjunkturklimaindikator bildet die IHK Südthüringen aus diesen Werten einen geometrischen Mittelwert. Er erreicht 85,3 Punkte, 5 Punkte weniger als im Frühsommer dieses Jahres. Der Konjunkturklimaindikator zeigt die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an. Aus methodischen Gründen benötigt die amtliche Statistik mehrere Jahre, um BIP-Zahlen für die Landkreise zu veröffentlichen. Die IHK-Umfrage bietet daher zeitnah eine erste Orientierung. Der Indikator ist das dritte Mal in Folge gefallen. Er erreicht außerdem einen Wert von weniger als 100 Punkten auf der insgesamt 200 Punkte umfassenden Skala. Dies bedeutet, dass sich die Unternehmen mehrheitlich mit dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld schwertun.

Trotzdem wird vielfach an der Standortqualität gearbeitet. So haben 79 Prozent der Unternehmen für die kommenden Monate Investitionen vorgesehen. Der Anteil ist so hoch, wie seit drei Jahren nicht mehr. Schwerpunkt sind Ersatz- und Modernisierungsinvestitionen, die erheblich ausgeweitet werden. Auf diese Weise nutzen viele Unternehmen die Atempause, die sich aus der reduzierten Auftragslage ergibt.

Die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen hingegen zeigen eine Mischung aus konjunktureller Abschwächung und den Fachkräfteengpässen. So erwarten 9 Prozent der Unternehmen, binnen Jahresfrist neue Mitarbeiter zu gewinnen. 24 Prozent gehen hingegen von einem Personalrückgang aus: Zum einen heißt dies, dass freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt werden können. Zum anderen bedeutet dies, dass einige Unternehmen auch auf die sinkende Auftragslage reagieren werden.

Die IHK Südthüringen empfiehlt in diesem Fall allerdings äußerste Umsicht: Gute Mitarbeiter, die heute freigesetzt werden, arbeiten morgen beim Konkurrenten. Die Unternehmen sollten ernst nehmen, dass einzelne Unternehmen im Landkreis inzwischen Abwerbeprämien zahlen. Daher sollten Mitarbeiter so lange wie möglich gehalten werden. Unterstützung gibt es durch das Kurzarbeitergeld der Agentur für Arbeit.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im September 2019 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 28.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.500 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 6.900 Beschäftigten, gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 310 Unternehmen mit 7.600 Beschäftigten.


Suhl, 19.12.2019

 

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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