Hohe Anspannung
Arbeitsmarktumfrage 2021 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen
Die Ergebnisse der aktuellen Arbeitsmarktumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen zeigen in allen Facetten, wie sich Personalmangel in den Unternehmen inzwischen ausdrückt. Die Mehrheit verfügt über freie Stellen, fast alle Arbeitgeber klagen über Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden. Zunehmende Alterung der Belegschaften und zu wenig Nachwuchs wirken sich verschärfend aus.
Neuansiedlungen, expandierende Unternehmen und stagnierende Beschäftigtenzahlen kennzeichnen den Arbeitsmarkt im Landkreis Hildburghausen seit Jahren. Nach der Wiedervereinigung wurde 2005 mit 18.225 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis das Minimum erreicht. Bis 2016 stieg die Zahl auf 20.158 Personen und ist seither wieder rückläufig. Gleichzeitig kann die Zahl der Neueintritte in den Arbeitsmarkt die Abgänge in Rente nicht ausgleichen. Inzwischen sind 27 Prozent der Beschäftigten 55 Jahre alt und älter, während nur 9 Prozent unter 25 Jahre alt sind.
Die Folgen zeigen sich für 85 Prozent der Unternehmen darin, dass es schwierig ist, benötigte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Zugleich heben 65 Prozent die zunehmende Überalterung hervor. Insgesamt beklagen 58 Prozent einen Personalmangel. Augenblicklich verfügen zwei von drei Unternehmen über freie Stellen. Vor allem Personen mit einer dualen Berufsausbildung werden gesucht. Jedes zweite Unternehmen verzeichnet zudem hohe Fehlzeiten und Krankenstände. In diesem Punkt sind die Unternehmen weitaus sensibler, als in Südthüringen insgesamt.
„Der Mangel an Personal und insbesondere Fachkräfteengpässe nehmen in allen Regionen Deutschlands, aber auch in vielen unserer europäischen Nachbarländer zu. Daher sind Unternehmen und die hiesige Kreisverwaltung, die Städte und Gemeinden gemeinsam gefordert, gute Argumente für die berufliche Zukunft in den Unternehmen vor Ort und nach Möglichkeit auch für den Lebensmittelpunkt im Landkreis Hildburghausen zu entwickeln. Die IHK Südthüringen kann hierbei unterstützen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
70 Prozent der Unternehmen geben an, dass attraktive Arbeitsplätze wichtig seien, um offene Stellen zu besetzen. Ein weiterer Ansatz ist, die Ausbildungsbemühungen auszuweiten. Drei von vier Unternehmen sehen in der dualen Berufsausbildung einen Weg, um Mitarbeiter zu gewinnen. Da die Bevölkerung altert, entwickeln sich ältere Mitarbeiter trotz zunehmendem Durchschnittsalter der Belegschaften zu einer wichtigen Ressource. Daher beabsichtigen 63 Prozent, die Einstellung und Beschäftigung älterer Mitarbeiter auszudehnen. Alle drei Maßnahmen werden in Hildburghausen erheblich häufiger hervorgehoben, als in den anderen Landkreisen. Als wichtig erachten die Unternehmen außerdem die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Anteil: 56 Prozent) und die Vergrößerung des Weiterbildungsangebots für die Mitarbeiter (Anteil: 52 Prozent).
Bleiben die Bewerber weiterhin aus, werden nahezu alle Arbeitgeber im Landkreis von der vorhandenen Belegschaft Mehrarbeit einfordern müssen. Alternativ gehen 65 Prozent der Unternehmen davon aus, dass sie in diesem Fall ihr Angebot einschränken und Aufträge verlieren werden. 62 Prozent erwarten steigende Personalkosten, 41 Prozent einen Verlust an Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit. „Damit ist klar: In Unternehmen im Landkreis Hildburghausen zu arbeiten, muss so attraktiv werden, dass man deshalb auch aus anderen Regionen in den Landkreis zieht. Denn Ziel muss die Wiedererlangung der Wachstumsdynamik sein“, so Dr. Pieterwas.
Weiterführende Informationen
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren am 31. März 2021 18.863 Personen an Standorten im Landkreis Hildburghausen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Rückgang um 392 Personen oder 2 Prozent. Der Rückgang erklärt sich durch 435 Arbeitsmarktaustritte von Inländern, denen lediglich 43 Arbeitsmarkteintritte von Ausländern gegenüberstehen.
Suhl, 17. Dezember 2021
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