Keine Besserung in Sicht

Konjunkturbericht Jahresbeginn 2023 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

Fast überall in Deutschland haben sich die Konjunkturaussichten zu Jahresbeginn 2023 verbessert. Eine Ausnahme bildet der Landkreis Hildburghausen. Hier vertieft sich die Tristesse, die ihren Ursprung in den Preissteigerungen im Energiebereich hat. Eine weitere Ursache sind die sich immer weiter verschärfenden Mängel im Personalbereich. Dies zeigt die Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2023, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen ausgewertet hat.

Im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2022 haben sich die Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen nur wenig verändert. Die aktuelle Lage bewerten 19 Prozent der Unternehmen als gut, 45 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und 36 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten erwarten lediglich 2 Prozent bessere Geschäfte, 20 Prozent keine Veränderung und 68 Prozent eine Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen erreicht 53,1 von 200 möglichen Punkten, 3 Punkte mehr als in der Umfrage im Herbst 2022. Zum Vergleich: In Südthüringen werden 75 Punkte erreicht, in Deutschland 101 Punkte.

„Viele Unternehmen im Landkreis Hildburghausen tun sie sich schwer in der Personalgewinnung. Daher sind die Beschäftigtenzahlen im Landkreis jedes Jahr rückläufig. Im letzten ging die Zahl der einheimischen Beschäftigten um 334 Personen zurück und die Zahl der Beschäftigten Ausländer stieg um 41 Personen. Der Ausländeranteil an den Beschäftigten ist mit 6,4 Prozent äußerst gering. Mir scheint, das ist ein Mentalitätsproblem, an dem dringend gearbeitet werden muss. Fakt ist, dass die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in Rente gehen. Ersatz für sie gibt es nur aus dem Ausland“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Weniger Personal erwartet

Jedes zweite Unternehmen betrachtet Krankheit der Mitarbeiter als existenzielles Risiko für das Unternehmen. Dies zeigt, wie herausfordernd die Personalengpässe inzwischen sind. Mehr als ein Viertel der Unternehmen rechnet auch in 2023 mit einer Verkleinerung der Belegschaft (28 Prozent), nur 9 Prozent erwarten Neueinstellungen. Dies ist keine Folge der konjunkturellen Situation, sondern der Fachkräfteengpässe, die 61 Prozent als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung bewerten.

Neben den Herausforderungen im Personalbereich bringt es die Wirtschaftsstruktur im Landkreis Hildburghausen mit sich, dass viele Geschäftskonzepte auf Kante genäht sind. Preissteigerungen, wie sie infolge der Corona-Pandemie und dem russischen Krieg in der Ukraine aufgetreten sind, erweisen sich als nur schwer zu bewältigen. Die Energiepreise stellen für 74 Prozent der Unternehmen ein Konjunkturrisiko dar, die Preise für Rohstoffe und andere Vorprodukte für 55 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich für jedes zweite Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Gegenwärtig erzielen 21 Prozent Gewinn und 52 Prozent arbeiten kostendeckend.

Die Folge ist eine eher geringe Investitionsneigung. In den kommenden Monaten planen 64 Prozent der Unternehmen Investitionen. Schwerpunkt sind Modernisierungen. 23 Prozent planen allerdings auch Erweiterungsinvestitionen. Dies sind vor allem Unternehmen, die ihre Personalentwicklung bislang etwas besser unter Kontrolle haben, Auch sie fürchten jedoch zunehmende Personalengpässe. Es bleibt zu hoffen, dass sich für diese Investitionen die nötigen Mitarbeiter finden lassen

Zur Information: Basis der Angaben sind Zahlen der Statistik der Bundesagentur für Arbeit und eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 15. Dezember 2022 bis 20. Januar 2023 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.100 Beschäftigten, gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 330 Unternehmen mit 6.400 Beschäftigten.

Suhl, 14. Februar 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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