Beweglich bleiben

Ergebnisse der IHK-Arbeitsmarktumfrage für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen verfügt jeder zweite Betrieb über Stellen, die bereits seit Monaten frei sind. Dies zeigt die aktuelle Arbeitsmarktumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. Sorgen bereiten den Unternehmern die Verkrustungen durch überbordende Bürokratie, die Überalterung der Bevölkerung und die Attraktivität der Region.

Personalmangel ist eine Herausforderung, die die Arbeitgeber im Landkreis Schmalkalden-Meiningen dauerhaft beschäftigen wird. 60 Prozent der Unternehmen geben dies in einer aktuellen Umfrage der IHK Südthüringen an. Besonderen Grund zur Sorge schafft die demografische Entwicklung, jedes vierte Unternehmen befürchtet die Überalterung der Mitarbeiter. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist der Anteil der Beschäftigten, die 55 Jahre und älter sind, mit 27 Prozent um vier Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt.

„Alter an sich kann ein Vorteil sein. Arbeitgeber schätzen erfahrene Mitarbeiter. Allerdings ist nicht jeder im Alter so fit wie in jüngeren Jahren. In Thüringen gehen 64 Prozent der Einwohner im Alter von 15 bis 67 Jahren einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, doch im Alter von 60 bis 67 Jahren beträgt dieser Anteil nur noch 39 Prozent. Im Übrigen zeigt die Bevölkerungsstatistik, dass die Altersgruppe der 0 bis 18-Jährigen um 10 Prozentpunkte kleiner ist als die der 50 bis 65-Jährigen. Die Botschaft ist somit klar: Wir werden weniger und weniger einsatzfähig. Den Arbeitsmarkt beweglich und am Laufen zu halten, wird zur Mega-Aufgabe“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Umso wichtiger erscheint den Unternehmen der Abbau bürokratischer Hürden. Zwei von drei Betrieben halten den Arbeitsmarkt für zu stark reguliert. Angesichts der großen Engpässe muss mehr Raum für Experimente und unkonventionelle Methoden bestehen. Insbesondere das Ausländerrecht sollte stärker auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ausgerichtet werden.

Darüber hinaus verlangen 54 Prozent der Unternehmen den Ausbau der beruflichen Bildung. Wer über freie Stellen verfügt, sucht in der Regel nach Facharbeitern oder Schulabgängern, die eine duale Berufsausbildung erhalten wollen. Mangel an Akademikern besteht hingegen kaum, auch wegen der Fachhochschule in Schmalkalden, die gut mit der regionalen Wirtschaft vernetzt ist. Daher müssen die regionalen Berufsschulstandorte gestärkt werden. Ein Ausbau der Berufsorientierung an den Regelschulen und Gymnasien erscheint als wünschenswert.

Schließlich aber muss die Region für Beschäftigte attraktiver werden. Hierin besteht für 52 Prozent der Unternehmen ein Mangel, und dies muss zu denken geben. Infolge des demografischen Wandels werden sich die Firmen vor Ort nur mit Zuwanderung erhalten lassen. Hier befindet sich die Region jedoch im nationalen und internationalen Wettbewerb. Bestehende sportliche und kulturelle Großereignisse haben in der Vergangenheit nicht zu einem Run auswärtiger Arbeitskräfte geführt. Der Landkreis und die Kommunen sind daher gut beraten, an ihrer Attraktivität als Arbeits- und Wohnorte zu arbeiten und neue Akzente zu setzen.

Zur Information: Die IHK-Arbeitsmarktumfrage wird jährlich durchgeführt. Die repräsentative Befragung erfolgte zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2022. Außerdem wurden aktuelle Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit und des Thüringer Landesamts für Statistik herangezogen.

Suhl, 05. Januar 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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