Fachkräftegewinnung wird schwieriger

Auswertung der Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen für den Ilm-Kreis

Die Unternehmen aus dem Ilm-Kreis rechnen zunehmend mit Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden. Bereits heute tun sich Lücken auf sowohl im Bereich der Auszubildenden als auch unter den Hochschulabsolventen. Abhilfe schaffen könnten eine bessere Berufsorientierung und der Abbau bürokratischer Verkrustungen auf dem Arbeitsmarkt. Diese Ergebnisse liefert die aktuelle Arbeitsmarktumfrage, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Ilm-Kreis ausgewertet hat.

Gegenwärtig berichten 45 Prozent der Unternehmen von unbesetzten Stellen, die bereits seit Monaten nach- oder neubesetzt werden könnten. Hierbei besteht kein allgemeiner Personalmangel wie in den anderen Südthüringer Landkreisen. Vielmehr suchen jeweils 41 Prozent nach Hochschulabsolventen und Schulabgängern, die in den örtlichen Betrieben eine duale Berufsausbildung antreten wollen. 69 Prozent erwarten, dass die Schwierigkeiten im Rahmen der Fachkräftegewinnung zu einem Dauerbrenner für die nächsten Jahre werden.

„Der Arbeitsmarkt im Ilm-Kreis hat sich innerhalb weniger Jahre von einem Arbeitgebermarkt in einen Arbeitnehmermarkt verwandelt. In 2022 war die Arbeitslosenquote mit 4,8 Prozent so gering wie noch nie zuvor seit der Wende. Zugleich wirkt der demografische Faktor: 25 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind 55 Jahre und älter, erheblich weniger jüngere Arbeitskräfte rücken gerade nach. Daher lassen sich für früher leicht besetzbare Stellen heute nicht mehr so leicht Bewerber finden. Deren Gehaltsvorstellungen zeigen außerdem, dass sich die Firmen strecken müssen, um arbeitsfähig zu bleiben. Für die Beschäftigten ist dies eine gute Entwicklung, für die Unternehmen angesichts auch anderer Kostensteigerungen eine Herausforderung“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Der zunehmenden Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer entspricht, dass zwei Drittel der Unternehmen in diesem und den kommenden Jahren eine hohe Belastung durch Lohnkosten erwarten. Dies ist der höchste Anteil in den Südthüringer Landkreisen. Die Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass die Firmen im Ilm-Kreis bereits heute im Vergleich zu Thüringen insgesamt ihre Mitarbeiter überdurchschnittlich bezahlen.

Damit die Unternehmen auch in den kommenden Jahren eine ausreichende Zahl von Mitarbeitern auf dem heimischen Arbeitsmarkt finden, sprechen sich 55 Prozent für eine Stärkung der beruflichen Bildung aus. Hierzu gehören ein Ausbau der Berufs- und Studienberatung an den Regelschulen und Gymnasien, in der gezielt über die Bedarfe der hiesigen Unternehmen informiert wird, der Ausbau der Berufsschulstandorte und eine gute Erreichbarkeit von Berufsschulen und Betrieben mit dem öffentlichen Nahverkehr.

Darüber hinaus plädieren 45 Prozent für den Abbau von Bürokratie im Personalbereich. Durch die Lockerung der arbeitsrechtlichen Vorschriften könnten die Unternehmen flexibler agieren. 36 Prozent sprechen sich dafür aus, die Region für Beschäftigte attraktiver zu gestalten. Hierfür sind Kreisverwaltung, Städte und Gemeinden gefordert. Sie müssen ein attraktives Wohn- und Freizeitumfeld schaffen, dass sich mit anderen Regionen messen lassen kann. Dies gilt umso mehr, als Fachkräfteengpässe inzwischen überall in Deutschland um sich greifen und auch aus dem benachbarten Ausland gemeldet werden.

Zur Information: Die IHK-Arbeitsmarktumfrage wird jährlich durchgeführt. Die repräsentative Befragung erfolgte zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2022. Außerdem wurden aktuelle Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit herangezogen.

Suhl, 9. Januar 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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