Herausforderungen für weltweiten Handel im Fokus

IHK Südthüringen lud zum Forum der Deutschen Außenwirtschaftspolitik nach Suhl

Der exportorientierten deutschen Wirtschaft stehen schwierige Zeiten bevor: Krisen, Kriege, Blockbildung, Sanktionen, Protektionismus und Abschottung führen zu massiven Herausforderungen im internationalen Handel. Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus, neue Zölle und eine mögliche Verschärfung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China sind neue Gefahren für den internationalen Freihandel. Auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen tauschten sich am 29.01.2025 interessierte Wirtschaftsvertreter gemeinsam mit Vertretern des Auswärtigen Amtes zur Zukunft der deutschen Außenwirtschaft im Haus der Wirtschaft Suhl aus.

Nach Eröffnung durch IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas gaben Oliver Rentschler, Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung Klimaaußenpolitik und Geoökonomie im Auswärtige Amt, sowie Matthias Dehner, stellvertretender Referatsleiter im Referat für Wirtschaftsdiplomatie, einen Überblick über die deutsche Außenpolitik in Bezug auf geoökonomische Herausforderungen.

Ein Fazit: Die Globalisierung und regelbasierte Ordnung, wie wir sie kannten, und von der viele Menschen auf allen Teilen der Welt profitierten, ist vorbei. Es geht zunehmend um einseitige Abhängigkeiten und den Einsatz wirtschafts- und handelspolitischer Werkzeuge, um nationale geopolitische Ziele durchzusetzen. Jüngstes Beispiel ist die Zolldrohung der USA gegen Kolumbien, zur Durchsetzung der Rücknahme illegaler Migranten.

Umgang mit China im Mittelpunkt
Hauptpunkt in der anschließenden Diskussion war der Umgang mit China. Herr Rentschler sowie Herr Dehner erläuterten, dass eines der Hauptziele darin besteht, einseitige Abhängigkeiten von einzelnen Handelspartnern zu verhindern. Man nimmt aber zunehmend wahr, dass China durch seine Strategie „Made in China 2025“ globale Markt- und Technologieführerschaft in Sektoren anstrebt, die für Deutschland und die EU essenziell sind und in denen sie lange Zeit technologisch führend waren.

Im Fokus steht deshalb, einseitige Abhängigkeiten zu mindern, um eigene wirtschaftliche Risiken zu verhindern. Die Wirtschaft Deutschlands und Chinas zu entkoppeln wird hingegen nicht als zielführend betrachtet. Einigkeit herrschte darüber, dass Europa mit einer Stimme sprechen und als geeinter Wirtschaftsraum auftreten muss.

Betont wurde auch, dass das Auswärtige Amt keine Investitionen in Deutschland oder China verhindern wird, sofern es nicht zu einem Technologieabfluss in wichtigen Schlüsselbereichen kommt, nationale Sicherheitsinteressen betroffen sind und einseitige Abhängigkeiten entstehen. Man rät aber zu einem Risikomanagement für das eigene China-Geschäft, um sogenannte Klumpenrisiken zu erkennen und auf eventuelle geopolitische Krisen vorbereitet zu sein.

Ein weiteres Thema war das Freihandelsabkommen zwischen der EU und der südamerikanischen Wirtschaftsorganisation Mercosur. Deutschland wird auch weiterhin gemeinsam mit der EU-Kommission darauf drängen, das Abkommen möglichst zeitnah zu beschließen. Aus Sicht der IHK steht die deutsche Politik in der Pflicht, Italien, Frankreich und Polen einzufangen, um eine mögliche Blockade der Abstimmung durch eine Sperrminorität im Parlament bzw. im Europäischen Rat zu verhindern.

Wirtschaftssanktionen gegen Russland diskutiert
Auch die Sanktionen gegen Russland im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden thematisiert. Die Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes betonten, dass dem Verhängen von Sanktionen immer ein Abwägungsprozess vorausgeht: Sie müssen einerseits ihre Wirkung auf den russischen Staat entfalten, sollten aber gleichzeitig uns nicht mehr schaden als nützen. Aus dem Teilnehmerkreis wurde in diesem Zusammenhang die Inkonsistenz des bestehenden Sanktionsregimes kritisiert. So ist beispielsweise russisches Uran aus den Sanktionen der EU gegen Russland ausgenommen. Im Gegenteil sind die russischen Uran-Importe nach Deutschland 2024 gegenüber dem Vorjahr sogar um rund 66 Prozent gestiegen.

Große Sorgen bereiten auch die zunehmende hybride Kriegsführung durch Russland, etwa durch Cyber-Angriffe oder das Beschädigen von Datenkabeln, beispielsweise in der Ostsee.

Die größte wirtschaftspolitische Aufgabe der nächsten Bundesregierung besteht darin, schnell eine Trendwende einzuleiten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken. Eine wirtschaftsorientierte deutsche Außenpolitik spielt dabei eine wichtige Rolle.

Suhl, 30. Januar 2025

Tilo Werner
Abteilungsleiter Innovation und Umwelt | International

Telefon +49 3681 362-203

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