Ein Herz für die duale Berufsausbildung

Wie junge Menschen und Unternehmen zueinanderfinden

Das Schuljahr 2020/2021 neigt sich seinem Ende. Schulabgängerinnen und Schulabgänger stehen vor einem neuen Lebensabschnitt: Ausbildung, Studium oder doch freies soziales Jahr? In Südthüringen wurden für dieses Ausbildungsjahr gerade einmal 281 Verträge abgeschlossen – ein herber Rückgang seit der gesamtdeutschen Zählung beginnend im Jahr 1991. Doch wie lassen sich junge Menschen für eine duale Berufsausbildung als eine wesentliche Säule der Fachkräftesicherung begeistern? Wie finden sie mit heimischen Unternehmen zusammen? Über wirksame Strategien diskutierten Südthüringer Ausbildungsexperten kürzlich auf dem digitalen Ausbildertag.

Der Blick auf die Ausbildungsstatistik der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen gibt Anlass zur Sorge: Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zeigt sich zum Stichtag am 31. Mai 2021 ein erheblicher Rückgang an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen von 35,7 Prozent. Leidtragende ist vor allem die Industrie. Hier fehlen 156 Ausbildungsverträge verglichen zu 2019. „Vor dem Hintergrund des Fachkräfteengpasses und der unsicheren Pandemiezeit ist das eine schmerzliche und paradoxe Entwicklung. 422 Ausbildungsstellen warten derzeit in unserer IHK-Lehrstellenbörse darauf, besetzt  zu werden. Sichere Arbeitsplätze, die eine langfristige Berufsperspektive in Thüringens Süden bieten “, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas.

Der Ausbildertag der IHK Südthüringen, Umschlagplatz für Erfahrungen rund um Rekrutierung, Motivation und Bindung junger Menschen, fand am 17. Juni 2021 erstmals digital statt. Teilnehmende Akteure waren sich einig: Obwohl hiesige Unternehmen auch auf neue und digitale Wege im Ausbildungsmarketing setzen, bleiben Lehrstellen oft unbesetzt. Ein möglicher Grund liegt in der unzureichenden Berufsorientierung, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Normalerweise suchen Ausbildungsverantwortliche schon während der Schulzeit Kontakt zu potenziellen Auszubildenden, um ihnen eine Brücke in die Berufswelt zu bauen. Durch die Corona-Beschränkungen fand der sonst intensive Austausch zu allgemeinbildenden Schulen der Region nur bedingt statt. Digitale Angebote, bspw. virtuelle Informationstage und Messen erzielten nur mäßige Erfolge.

Trotz aller Herausforderung ist die duale Berufsausbildung Erfolgsgarant gegen den Fachkräfteengpass. Um die duale Berufsausbildung insbesondere in Corona-Zeiten tatkräftig zu unterstützen, haben sich bundesweit alle relevanten Akteure unter der Überschrift „Sommer der Berufsausbildung“ und dem Hashtag #AusbildungSTARTEN zusammengetan.

Die IHK-Organisation hilft mit unterschiedlichen Formaten, um junge Menschen für Optionen und Chancen einer dualen Berufsausbildung zu begeistern. Ein Blick auf die Website der IHK Südthüringen unter www.suhl.ihk.de/ausbildungsangebote lohnt und zeigt aktuelle, für regionale Unternehmen relevante Projekte im Ausbildungsmarketing. „Damit Unternehmen im Kampf um Auszubildende und Fachkräfte nicht zurückfallen, sollten sie intelligent auf traditionellen und neuen Rekrutierungskanälen wie LinkedIn und Instagram präsent sein. Dabei sollten sie für die jeweilige Zielgruppe passgenau Komm-Gründe formulieren, um den jeweiligen potenziellen Mitarbeitenden zu erobern“, rät Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt. Die Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Vizepräsidentin der PFH Private Hochschule Göttingen für Fernstudium und Digitalisierung gab im Rahmen des Ausbildertages Einblicke in ihre Forschungsstudien über die Generation Z. Dazu zählen alle Personen, die um die Jahrtausendwende geboren sind – der größte Teil der aktuellen Ausbildungsgeneration.

Schulabgängerinnen und Schulabgänger sind gut beraten, alle Möglichkeiten zur Bewerbung zu nutzen: 

  • In der IHK-Lehrstellenbörse (www.suhl.ihk.de/lehrstellenboerse) erhalten suchende Bewerber einen Überblick über offene Ausbildungsangebote in Thüringens Süden. Dabei sollten sie sich am Ausbildungsangebot und an den eigenen Talenten orientieren. Wer noch unsicher ist, wie genau er seine Stärken nutzen kann, dem helfen die Ausbildungsberaterinnen der IHK Südthüringen weiter. 
  • Unter www.suhl.ihk.de/azubi-matching können Ausbildungsinteressierte und ihre Eltern mit wenigen Klicks mit passenden Ausbildungsunternehmen in der Region verbunden werden. Hier finden sie auch Informationen zu Elternabenden, die die IHK Südthüringen jeden zweiten Dienstag von 19:00 bis 20:00 Uhr ausrichtet. Eine zusätzliche Beratungshotline ist außerdem während der Öffnungszeiten geschaltet: +49 3681 362-170.
  • Diejenigen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz für 2021 sind, lädt die IHK Südthüringen zur Last-Minute-Börse „Meet your future Boss“ ein. Vom 16. August bis 12. September 2021 können Jugendliche und ihre Eltern Termine für kurze Kennenlerngespräche mit regionalen Ausbildungsbetrieben vereinbaren und kurz vor knapp noch einen Ausbildungsplatz ergattern – ganz unverkrampft und unkompliziert. Weitere Details folgen.
  • Um dem demografischen Wandel und der Abwanderung von Jugendlichen in die urbanen Zentren entgegenzuwirken und sie als die zukünftigen Fachkräfte an die Region Thüringer Wald zu binden, startete der Verein forum Thüringer Wald e. V. im Jahr 2011 die Jugend-Community t-wood.de. Auf www.t-wood.de finden Jugendliche neben einer Jobbörse auch Bewerbungstipps und exklusive Einblicke in die TOP-Unternehmen Südthüringens.
  • Ein weiterer bewährter Weg eine passende Berufsausbildung zu finden, bietet ein Praktikum. Derzeit freie Praktika sind ebenfalls in der IHK-Lehrstellenbörse gelistet. Zusätzlich lohnt sich immer ein Blick auf die jeweiligen Unternehmenswebsites unter der Rubrik „Karriere/Jobs“. 

Suhl, 28. Juni 2021

Anja Boller
Anja Boller
Abteilungsleiterin Aus- und Weiterbildung

Telefon +49 3681 362-151

 E-Mail E-Mail schreiben

Ausbildungsstatistik Bildungspolitik Kooperationspartner Bildungsträger Gleichstellung beruflicher Abschlüsse