Nicht viel mehr als Sport und Natur: Viele Baustellen für den neuen Landrat in Sonneberg

Umfrage der IHK Südthüringen zur Attraktivität der Region für Fachkräfte

Im Landkreis Sonneberg gibt es neben einer prosperierenden Wirtschaft viel Natur. Kinderbetreuung, Bildung und öffentliche Sicherheit sind auf einem hohen Niveau. Vielen gefallen auch die Sport- und Freizeitangebote. Damit hört es aber auch auf. Eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen zeigt etliche Defizite. Sie müssen behoben werden, damit die Region attraktiv zum Leben und Arbeiten wird. Nicht alle Aufgaben liegen in der Hand des Landratsamts. Doch selbst bei fehlender Zuständigkeit ist der neue Landrat als Moderator und Wirtschaftsförderer gefragt.

Anlass für die Umfrage war ein Ergebnis der IHK-Arbeitsmarktumfrage 2022. Dort hatten 47 Prozent der Unternehmen angegeben, dass die Region attraktiver für Beschäftigte gemacht werden müsse, damit die Fachkräftesicherung gelingt. Für Südthüringen wurde ein ähnliches Ergebnis ermittelt, für Deutschland als Ganzes jedoch nur 24 Prozent. Damit liegen die Ursachen für das Umfrageergebnis vor Ort.

Nahezu optimal ist nur die Umweltqualität im Landkreis Sonneberg, von der fast alle befragten Unternehmen begeistert sind. Doch Landschaft gibt es fast überall. Daher erscheint es als wichtig, dass außerdem das Kinderbetreuungsangebot und die öffentliche Sicherheit und Ordnung hohe Zustimmungswerte erreichen. 59 Prozent der Unternehmen halten das Angebot der allgemeinbildenden Schulen für sehr attraktiv oder attraktiv. Im Fall der Sport- und Freizeitmöglichkeiten beträgt dieser Anteil 51 Prozent.

„Viele Unternehmen sind auf der Suche nach Mitarbeitern, weil die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Junge Menschen kommen nicht im gleichen Umfang nach und haben Auswahl, wo sie leben und arbeiten wollen. Die Unternehmen stehen daher vor der doppelten Herausforderung, Mitarbeiter zu binden und in anderen Regionen zu finden. Dabei wird es immer wichtiger, ob man in seiner Region ein gutes Leben führen kann. Für den Landkreis Sonneberg kann dies nur teilweise bejaht werden. Große Defizite bestehen unter anderem im öffentlichen Nahverkehr und in der medizinischen Versorgung“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Nur eine Minderheit bewertet gastronomisches Angebot, medizinische Versorgung und ÖPNV als attraktiv

Am wenigsten attraktiv erscheint den Unternehmen das gastronomische Angebot. Nur acht Prozent sehen hierin einen Grund, den Landkreis zum Lebensmittelpunkt zu machen. In den vergangenen Jahren haben viele Gaststätten aufgegeben, darüber hinaus besteht da und dort Luft nach oben in Sachen Qualität und Service. Auch das Kulturangebot findet mit einem Anteil von 21 Prozent wenig Zustimmung. Im Idealfall können sich kulturelle Events und Gastgewerbe gegenseitig beflügeln. Im ländlichen Raum ist ein Kulturangebot für jeden Geschmack allerdings schwierig.

Um so wichtiger ist die Mobilität zu kulturellen Events, in der Freizeit, aber auch auf dem Weg zur Arbeit oder zur Ausbildungsstätte für Menschen, die über kein eigenes Fahrzeug verfügen oder es anlassbezogen nicht verwenden wollen. Der öffentliche Personennahverkehr erscheint ausbaufähig, wenn vier von fünf Unternehmen ihn als wenig attraktiv bis unattraktiv beurteilen.

Ein großes Defizit ist auch die medizinische Versorgung. Das Angebot von Allgemeinmedizinern bewerten 29 Prozent der Befragten attraktiv, das von Fachärzten 24 Prozent. Zugezogene Mitarbeiter müssen davon ausgehen, dass sie im Landkreis Sonneberg keinen Hausarzt finden. Allerdings wird es auch mit dem Dach über dem Kopf schwierig, da die Verfügbarkeit von Wohnraum aus Sicht von drei von vier Unternehmen ebenfalls ein Standortnachteil ist.

Darüber hinaus weisen die Unternehmen auf wenig attraktive Verdienstmöglichkeiten, eingeschränkte Einkaufsmöglichkeiten und ein bescheidenes Breitbandangebot hin. Die Prognose ist daher erlaubt: Der neue Landrat wird sich nicht langweilen.

Derzeit führt die IHK Südthüringen eine Standortzufriedenheitsumfrage durch. In dieser Umfrage wird noch genauer eruiert, worin die Stärken und Schwächen der einzelnen Landkreise bestehen. Außerdem werden die Standortbedingungen für Deutschland als Ganzes untersucht. Wer einen Fragebogen erhalten hat, sollte ihn bald an die IHK Südthüringen zurücksenden. Erste Ergebnisse werden im Herbst 2023 erwartet.

Suhl, 26. Juni 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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