Kunden halten ihr Geld zusammen
Konjunkturbericht Frühsommer 2024 der IHK Südthüringen für die Stadt Suhl
Die Suhler Wirtschaft leidet unter einem Mangel an Nachfrage. Die Anschaffungsneigung von Endkunden sowie Handwerk und Gewerbe bleiben hinter den Erwartungen zurück. Daher fallen die Investitionen und Beschäftigungspläne wenig expansiv aus. Außerdem fehlt den Gewerbetreibenden ein offenes Ohr der Politik für ihre Bedürfnisse. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2024, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für die Stadt Suhl ausgewertet hat.
Die Geschäftslage hat sich seit den letzten beiden vorangegangenen Umfragen verbessert, bleibt aber verhalten. 24 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, 48 Prozent als saisonüblich und 28 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten erwarten nur sieben Prozent eine Erholung. 47 Prozent gehen von schlechteren Geschäften aus. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen, erreicht 76,1 von 200 möglichen Punkten. Dies ist ein Anstieg von 23 Punkten seit Beginn des Jahres, doch vor einem Jahr wurden 18 Punkte mehr erreicht. Weniger als 100 Punkten signalisieren weit verbreitete Schwierigkeiten.
Die Suhler Wirtschaft steht in starker Abhängigkeit von den Kaufentscheidungen der Endkunden. Viele Unternehmen gehören zu den Wirtschaftszweigen Handel und Dienstleistungen. Die ansässigen Industriebetriebe sind häufig Zulieferer der Konsumgüterindustrie. Die Anschaffungsneigung der Verbraucher tritt auf der Stelle. Statt große Anschaffungen vorzunehmen, sparen die Verbraucher, um für Notfälle über Reserven zu verfügen.
„Die Ursache für die Kaufzurückhaltung ist die unverstandene Politik der Bundesregierung. Die Verbraucher sorgen sich wegen hoher Preise für Energie und Nahrungsmittel und verfügen über wenig Planungssicherheit. Ähnliche Sorgen treiben auch die Gewerbetreibenden um. Dazu kommt die überbordende Bürokratie, die in den letzten 18 Monaten nochmals erheblich ausgebaut wurde. Daher stellen die Inlandsnachfrage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für drei von vier Unternehmen die Hauptrisiken dar. Das beste Konjunkturprogramm wäre ein Belastungsmoratorium und die Rücknahme bereits beschlossener Gesetze“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Der Nachfragemangel führt dazu, dass sich für sechs von zehn Unternehmen die Ertragslage im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat. Auch wenn sich die Finanzlage momentan für 69 Prozent unproblematisch darstellt, geht der Nachfragemangel zunehmend an die Substanz. Für jedes vierte Unternehmen hat sich die Eigenkapitalausstattung verschlechtert. Jeder fünfte Betrieb sieht Engpässe in seiner Zahlungsfähigkeit.
In den kommenden Monaten planen sieben von zehn Unternehmen Investitionen. Diese dienen in erster Linie dem Substanzerhalt. Sie sind nicht expansiv und leiten kein neues Wachstum ein. Auf dem Arbeitsmarkt gehen 87 Prozent der Betriebe von einer stabilen Beschäftigtenausstattung aus. 13 Prozent erwarten, dass die Zahl der Mitarbeiter zurückgeht. Dies ist vor allem Folge der weit verbreiteten Fachkräfteengpässe. Einzelne Unternehmen suchen außerdem nach Einsparungsmöglichkeiten und verzichten daher auf die Neubesetzung frei werdender Stellen.
Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 8. bis 28 April 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 2.500 Unternehmen aus der Stadt Suhl. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.200 Dienstleister mit 8.400 Beschäftigten (inklusive öffentlicher Dienst), gefolgt von 600 Handelsunternehmen mit 1.900 Beschäftigten. Zur Industrie gehören in der Stadt Suhl 150 Unternehmen mit 2.400 Beschäftigten.
Suhl, 06.06.2024

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