Wirtschaft schreibt tiefrote Zahlen
Konjunkturbericht Jahresbeginn 2025 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen
Aufbewahrungspflichten, Berichtspflichten, Dokumentationspflichten … - die staatliche Bürokratie bindet immer mehr personelle Ressourcen. Die Betriebe drehen sich im Kreis, um die vielfältigen Pflichten zu bedienen, statt nach vorne zu gehen. Die Rahmenbedingen stimmen nicht mehr, es gibt zu wenig Nachfrage. Davon erzählen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2025, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen ausgewertet hat.
Trotz einzelner gut gehender Unternehmen ist für 57 Prozent der Unternehmen im Landkreis Hildburghausen die aktuelle Geschäftslage schlecht. In den kommenden Monaten rechnen 60 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lageeinschätzungen und Erwartungen der Unternehmen, erreicht mit 50,6 Punkten gerade mal ein gutes Viertel der möglichen Punkte. Der Konjunkturklimaindikator ergibt sich als geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen und kann bis zu 200 Punkte erreichen. Ein Wert unter 100 Punkten signalisiert einen Abschwung, ein Wert darüber einen Aufschwung.
„Trotz Erfolg im Einzelfall schreibt die Wirtschaft als Ganzes tiefrote Zahlen. Einstige Standortvorteile wie wettbewerbsfähige Arbeitskosten und geringe Energiekosten sind nicht mehr existent. Hinzu kommen die zeitlichen und finanziellen Anforderungen durch die überbordende Bürokratie, die vielen Unternehmern zwei Arbeitstage pro Woche füllen. Was wir jetzt brauchen, sind grundlegende strukturelle Weichenstellungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Oberste Priorität politischen Handelns muss die Wiederherstellung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit haben“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Folge der zunehmenden Schwierigkeiten ist eine Verschlechterung der Ertragslage. 61 Prozent der Unternehmen verdienten 2024 weniger als 2023. Aktuell erzielen lediglich 16 Prozent Gewinn, 48 Prozent arbeiten kostendeckend und 36 Prozent schreiben Verlust. Zugleich entstehen Finanzierungsschwierigkeiten. Nur für 46 Prozent ist die Finanzlage unproblematisch. Für 35 Prozent bestehen Liquiditätsengpässe, 33 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang und 29 Prozent von Kunden, die eingehende Rechnungen nicht mehr bezahlen.
Hierunter leidet die Zukunftsfähigkeit der Standorte. Lediglich 45 Prozent der Unternehmen haben angekündigt, dass sie dieses Jahr investieren werden. Hierbei stehen die Ersatzbeschaffung und die Kostensenkung im Vordergrund. Im Personalbereich erwarten 71 Prozent stabile Mitarbeiterzahlen. 29 Prozent erwarten Abgänge infolge von Alterung, Fluktuation und personalpolitischen Maßnahmen.
Als Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung stufen die Unternehmen mit einem Anteil von 80 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und von 78 Prozent die Inlandsnachfrage ein. Weitere wichtige Risiken stellen die Energiepreisen mit 56 Prozent und die Arbeitskosten mit 53 Prozent dar.
Zur Information
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 16. Dezember 2024 bis 19. Januar 2025 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.000 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.200 Beschäftigten, gefolgt von 950 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 350 Unternehmen mit 6.200 Beschäftigten.
Suhl, 5. März 2025

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