Ukrainekrise verstärkt Unsicherheit

Konjunkturbericht der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg

Der Abbau der Corona-Beschränkungen hat die Wirtschaft im Landkreis Sonneberg auf Erholungskurs gebracht. Infolge der Invasion Russlands in der Ukraine sind nun jedoch ganz andere Risiken auf der Tagesordnung. Kaufmännische Vorsicht ist geboten, denn Gefahren wie weitere Materialengpässe, teurere Vorprodukte und Lieferbeeinträchtigungen im Fall von Gas und anderen Energieprodukten müssen berücksichtigt werden. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2022, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Sonneberg ausgewertet hat.

Die Geschäftslage ist gut, aber nicht überragend. Gegenwärtig bewerten 33 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut und 48 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. Dies entspricht nicht der Stimmung der Boom-Jahre 2017 und 2018, ist aber erheblich besser als während des Corona-Blues 2020 und 2021. Allerdings verhindert die geopolitische Lage einen günstigen Jahresausblick. Lediglich 6 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 49 Prozent gehen von einer negativen Entwicklung aus.

Der Konjunkturklimaindikator als geometrisches Mittel der Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen erreicht 80,9 Punkte. Gegenüber der Umfrage Jahresbeginn 2022 gibt es praktisch keine Veränderung. Damals fiel jedoch die Lagebeurteilung schlecht aus. Dafür wiesen damals die Erwartungen auf eine Verbesserung hin.

„Die erwartete Erholung ist eingetreten, auch wenn die Rahmenbedingungen es den Unternehmen alles andere als leichtmachen, profitabel zu wirtschaften. Die weitere Wirtschaftsentwicklung haben die Unternehmenslenker vor Ort nicht in der Hand. Die Entscheidungen fallen in Brüssel, Moskau, Peking und Washington. Nur wenn sich die geopolitischen Risiken nicht bewahrheiten, steht einem Aufschwung nichts entgegen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Infolge des Krieges haben sich die Lieferengpässe und Preissteigerungen, die bereits in 2021 ihren Lauf nahmen, weiter verstärkt. Inzwischen bewerten 96 Prozent der Unternehmen im Landkreis Sonneberg die Energiepreise und überhaupt die Versorgung mit Energie als Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. 76 Prozent betrachten den Anstieg der Preise für Rohstoffe und Vorleistungen als wirtschaftliches Risiko. Zwar können Preissteigerungen häufig an die Kunden weitergegeben werden, doch dies erfolgt mit Verzögerung. Verträge mit Preis-Gleit-Klauseln sind schwer durchsetzbar.

Zugleich bleiben die Fachkräfteengpässe auf der Agenda. Das gerade veröffentlichte KfW-Fachkräftebarometer zeigt, dass deutschlandweit 44 Prozent der Unternehmen Arbeitskräfte fehlen. Laut IHK-Konjunkturumfrage beträgt dieser Anteil im Landkreis Sonneberg sogar 58 Prozent. Die Herausforderungen für die Unternehmen besteht folglich im starken Wettbewerb um Personal. Die heißbegehrten Arbeitnehmer mit guter Berufsausbildung haben im Rahmen der Jobsuche hervorragende Perspektiven. Daher müssen Unternehmen und Gemeinden gemeinsam Pakete schnüren, um attraktive Jobs mit einem interessanten Wohn- und Freizeitumfeld zu verbinden.

Derzeit ist mit einem nahezu stabilen Personalbestand zu rechnen. Besser wären Zuwächse, um die geplanten Investitionen mit mehr Mitarbeitern zu untersetzen. Denn 76 Prozent der Unternehmen haben für dieses Jahr Investitionen geplant. Neben Modernisierungs- und Ersatzinvestitionen ist ein weiterer Schwerpunkt erkennbar: Jedes fünfte Unternehmen plant Erweiterungsmaßnahmen, weil neue Produktionslinien das Sortiment ergänzen oder die Kapazitäten für die Flut an Aufträgen nicht mehr ausreichen.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im April 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.600 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.000 Unternehmen aus dem Landkreis Sonneberg. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 6.800 Beschäftigten, gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 2.000 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Sonneberg 475 Unternehmen mit 8.800 Beschäftigten.

Suhl, 31. Mai 2022

Dr. Ralf Pieterwas
Hauptgeschäftsführer

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Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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