Erste Anzeichen für einen Aufschwung

Konjunkturbericht Frühsommer 2024 der IHK Südthüringen für den Ilm-Kreis

Die Auslandsnachfrage nach Gütern aus dem Ilm-Kreis nimmt wieder zu. Vor allem in der Industrie und im Dienstleistungsbereich wird vermehrt investiert. Dies sind erste Signale, dass die Wirtschaft die Rezession bald hinter sich lässt. Noch überwiegen kritische Einschätzungen. Sorgen bereiten insbesondere die Binnennachfrage und die wirtschafts-politischen Rahmenbedingungen. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2024 der Industrie- und Handelskammer Südthüringen, deren Auswertung für den Ilm-Kreis jetzt vorliegt.

Die Geschäftslage wird von den Unternehmen wieder etwas besser eingeschätzt als zu Jahresbeginn. Für 22 Prozent ist die Lage gut, für 53 Prozent saisonüblich bzw. befriedigend und für 25 Prozent schlecht. Dieses Ergebnis fällt besser aus als in den anderen Südthüringer Landkreisen, liegt aber noch erheblich unter den Werten von vor einem bzw. zwei Jahren. Die Geschäftserwartungen haben sich deutlich verbessert. Sieben Prozent erwarten bessere Geschäfte, 62 Prozent keine Veränderung und 33 Prozent eine Verschlechterung. Dies sind die besten Geschäftserwartungen seit drei Jahren.

Der Konjunkturklimaindikator, den die IHK Südthüringen als geometrischen Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen errechnet, erreicht 85,9 von 200 möglichen Punkten. Dies ist ein Anstieg von neun Punkten seit Beginn des Jahres. Allerdings wurden vor einem Jahr zehn Punkte mehr erreicht. Ein Indikatorwert unter 100 Punkten zeigt eine weit verbreitete Krisenstimmung unter den Unternehmen. Regional bestehen Unterschiede. In Arnstadt werden 79,3 Punkte erreicht, in Ilmenau sind es sogar 86,2 Punkte.

Im Ilm-Kreis arbeitet derzeit jedes zweite Unternehmen mit Gewinn und weitere 39 Prozent arbeiten kostendeckend. Die Problemlage besteht darin, dass sich die Ertragslage für 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert und nur für 10 Prozent verbessert hat. Außerdem berichten 43 Prozent von gesunkenen Auftragseingängen. Zuwächse ergaben sich nur für 18 Prozent. Besser entwickelten sich die Auslandsaufträge für die Industrie, wo 25 Prozent Zuwächse verzeichnen konnten. Die Finanzierung gestaltet sich wieder leichter. Für sieben von zehn Unternehmen ist die Finanzlage unproblematisch.

„Die Investitionspläne der Unternehmen betrachten wir als wesentlichen Indikator für eine Verbesserung der konjunkturellen Aussichten. 79 Prozent der Unternehmen planen in diesem Jahr Investitionen, darunter 18 Prozent mit steigendem Gradienten. Die Investitionsneigung fällt damit höher aus als in den letzten drei Jahren. Sie zeigt, dass sich die Unternehmen von zusätzlichem Mitteleinsatz für Kapitalgüter  wachsende Erträge versprechen. Besonders hoch fällt mit 30 Prozent der Anteil der Unternehmen aus, die in neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen investieren wollen. Dieses Motiv bedienen Industrie- und Dienstleistungsbetriebe. Außerdem planen 17 Prozent Betriebserweiterungen, auch dies ist ein hoher Anteil“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Auch auf dem Arbeitsmarkt gibt es positive Signale. Nachdem es in den letzten zwei Jahren keine Expansionserwartungen gab, gehen nun 10 Prozent der Unternehmen von wieder zunehmenden Mitarbeiterzahlen aus, weitere 80 Prozent erwarten keine Veränderung.

Allerdings wurde der Aufschwung schon mehrfach erwartet. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es unerlässlich, dass die Politik die Unternehmen unterstützt. Zunehmender Bürokratieaufbau und Kostensteigerungen aufgrund politischer Fehlentscheidungen wecken bei vielen Unternehmen Zweifel. Daher stufen 55 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Konjunkturrisiko ein. Ein zweites Risiko stellt die Entwicklung der Binnennachfrage dar. 72 Prozent sehen hierin Gefahren. Die meisten Produkte und Dienstleistungen werden auf dem deutschen Markt abgesetzt. Solange sich Firmenkunden und Haushalte in ihren Investitions- und Konsumentscheidungen zurückhalten, wird der Konjunkturmotor nicht richtig anspringen.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 2. bis 28. April 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 6.700 Unternehmen aus dem Ilm-Kreis. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.100 Dienstleister mit 16.800 Beschäftigten, gefolgt von 1.500 Handelsunternehmen mit 4.100 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Ilm-Kreis 650 Unternehmen mit 13.700 Beschäftigten.

Suhl, 30. Mai 2024

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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