Auch Krisen bieten Chancen
Konjunkturbericht Herbst 2022 der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg
Mitarbeitermangel als Dauerzustand – so stellt sich der Arbeitsmarkt im Landkreis Sonneberg aus Unternehmersicht dar. Jetzt bieten sich ausgerechnet in einer der tiefsten Wirtschaftskrisen der Nachkriegszeit Chancen für findige Unternehmen, Fachkräftelücken zu schließen. Während Verbraucher und Gewerbetreibende unter den hohen Energiepreisen leiden, wittern etliche Betriebe die Chance zum Personalaufbau. Dies zeigt die Konjunkturumfrage Herbst 2022, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen jetzt für den Landkreis Sonneberg ausgewertet hat.
Im Landkreis Sonneberg beträgt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit mehr als zwanzig Jahren ca. 20.000 Personen. Beschäftigungsaufbau in einem Unternehmen gelingt daher letztlich nur durch Beschäftigungsabbau in einem anderen. In den Daten der aktuellen Umfrage zeigt sich für den Landkreis Sonneberg, dass innerhalb der nächsten zwölf Monate jeweils 20 Prozent der Unternehmen mit dem Aufbau bzw. Rückgang der Beschäftigtenzahl rechnen. Dieses Bild gibt es in keinem anderen Südthüringer Kreis. Überall sonst herrscht die Strategie vor, fürs erste auf die Wiederbesetzung unbesetzter Stellen zu verzichten.
Ein kritischer Unternehmerblick auf alle Kostengruppen erscheint derzeit angezeigt. Vor allem Energie kostet heute ein Vielfaches von dem, was im vergangenen Jahr verlangt wurde. Daher bewerten 93 Prozent der Unternehmen die Energiepreise als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Auch für viele andere Vorprodukte und Rohstoffe wird nach wie vor mehr bezahlt als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, weil seither die Lieferketten gestört sind. Dies bereitet 74 Prozent der Unternehmen Sorge. Weitere Druckpunkte bilden für jeweils 57 Prozent der Unternehmen die Entwicklung der Binnennachfrage und die Fachkräfteengpässe.
„Aufgrund der Preissteigerungen sind viele Unternehmen in Sorge, wie im kommenden Jahr die Rechnungen beglichen werden sollen. Zwar hat jedermann Verständnis, dass angesichts eines völkerrechtswidrigen Kriegs in Europa der Aggressor-Staat als Handelspartner ausfällt. Diese politische Entscheidung muss aber für Unternehmen wie Verbraucher durch den Staat abgefedert werden. Für eine Zeitenwende hat niemand Vorsorge getroffen. Daher erwarten wir, dass die angekündigten Hilfspakete endlich beschlossen und schon bald umgesetzt werden“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Bereits in den letzten Monaten hat sich die Geschäftslage der Unternehmen eingetrübt. Aktuell bewerten 25 Prozent die Lage als gut, 40 Prozent als befriedigend und 35 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten erwarten jedoch nur 31 Prozent, dass alles so bleibt, wie es ist. 69 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen, geht daher um 27 Punkte zurück und erreicht 54,4 von 200 möglichen Punkten. Etwas besser fällt das Ergebnis in der Kreisstadt Sonneberg mit 73,6 Punkten aus.
Ein Konjunkturabschwung ist kein guter Zeitpunkt für Investitionen, also Ausgaben für Produktionsmittel, mit denen man in Zukunft neue Einnahmen generieren möchte. Die hierfür einmal vorgesehenen Mittel werden nun für den Einkauf von Energie und Rohstoffen benötigt. Daher planen in den kommenden Monaten 31 Prozent der Unternehmen geringere Ausgaben für Investitionen. 33 Prozent investieren gar nicht. Steigende Ausgaben sind dagegen in 9 Prozent der Unternehmen vorgesehen.
Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 12. September bis 6. Oktober 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 3.900 Unternehmen aus dem Landkreis Sonneberg. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 6.800 Beschäftigten, gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 2.000 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Sonneberg gehören 450 Unternehmen mit 8.700 Beschäftigten.
Suhl, 3. November 2022
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