Viel zu tun für vernunftgeleitete Wirtschaftspolitik

Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024 der IHK Südthüringen für die Stadt Suhl

Nachfrage- und Personalmangel, hohe Kosten und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen – die Suhler Wirtschaft steht momentan vor multiplen Problemlagen. Die Stimmung ist schlecht und eine Verbesserung nicht in Sicht. Dies sind die Hauptergebnisse der Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für die Stadt Suhl ausgewertet hat.

Derzeit bewerten 15 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 48 Prozent als befriedigend und 37 Prozent als schlecht. Hoffnung auf Besserung besteht nicht. In den kommenden Monaten rechnen 37 Prozent mit gleichbleibenden Geschäften, 63 Prozent hingegen mit einer Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus der Lageeinschätzung und den Geschäftserwartungen, erreicht 53,4 von 200 möglichen Punkten. Ein Wert unter 100 Punkten steht für eine Wirtschaftskrise.

„Bereits vor zwei Jahren wurde dieser Wert erreicht. Damals war insbesondere die Lagebeurteilung hierfür verantwortlich, dieses Mal sind es vor allem die Geschäftserwartungen. Wenn sich die Rahmenbedingungen rasch verbessern, kann eine Verfestigung der Krise verhindert werden. Danach sieht es jedoch nicht aus. Entscheidungen aus Berlin und Brüssel verschlechtern die Standortbedingungen. Als Folge erwartet die Bundesregierung eine Stagnation. Unsere Daten deuten auf Schlimmeres hin. Wir sind in Sorge um den Wirtschaftsstandort“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Besorgniserregend ist vor allem, dass sich für jedes zweite Unternehmen im letzten Jahr die Ertragslage verschlechtert hat. Zwar erzielen noch 30 Prozent Gewinn, doch 47 Prozent arbeiten lediglich kostendeckend und 23 Prozent machen Verlust. Aus den Gewinnen finanzieren die Unternehmen ihre Investitionen. Im Handel wird z. B. mit den Einnahmen aus der abgeschlossenen Saison häufig die Kollektion der nächsten Saison vorfinanziert. Ausbleibende Gewinne resultieren aus einer im Verhältnis zu den Kosten zu geringen Nachfrage. Für 62 Prozent der Unternehmen stellt die heimische Nachfrage ein Standortrisiko dar.

Die Unternehmen erwarten daher im laufenden Jahr eine geringere Investitionsdynamik. Lediglich 67 Prozent bereiten Investitionen vor. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre war dieser Anteil elf Prozentpunkte höher. Neben Ersatzinvestitionen planen die Unternehmen vor allem kostensenkende Maßnahmen. Dies ist geboten, denn 69 Prozent betrachten die Höhe der Energiekosten als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. 66 Prozent nennen außerdem die Arbeitskosten.

Die Arbeitskosten stehen in enger Beziehung zu den wachsenden Personalengpässen. Mit einem Anteil von 72 Prozent bilden Fachkräfteengpässe gegenwärtig das Hauptrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung. 40 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich in diesem Jahr ihr Personalbestand verkleinert, vor allem altersbedingt. Die Unternehmen müssen das Ausscheiden von Mitarbeitern kompensieren und konkurrieren hierbei mit anderen Standorten. Wenn sie den Forderungen der Bewerber begegnen, steigen ihre Kosten.

Diese Ansammlung an Risiken bietet ein erhebliches Betätigungsfeld für die Wirtschaftspolitik, die jedoch eine eigene Agenda verfolgt. Daher stellt sie für zwei von drei Betrieben ebenfalls ein Standortrisiko dar. „Wirtschaftspolitik muss die Unternehmen vor Überforderung schützen. Sie darf die ohnehin schon steigenden Kosten nicht weiter antreiben, sondern muss an anderer Stelle für Entlastungen sorgen“, so Dr. Ralf Pieterwas.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 18. Dezember 2023 bis 18. Januar 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 2.500 Unternehmen aus der Stadt Suhl. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.200 Dienstleister mit 8.300 Beschäftigten (inklusive öffentlicher Dienst), gefolgt von 600 Handelsunternehmen mit 1.900 Beschäftigten. Zur Industrie gehören in der Stadt Suhl 150 Unternehmen mit 2.300 Beschäftigten.

Suhl, 23. Februar 2024

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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