Politik für die Wirtschaft wäre ein Anfang

Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024: Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Der konjunkturelle Sinkflug im Landkreis Schmalkalden-Meiningen setzt sich fort. Die Krise besteht seit fünf Jahren und geht zunehmend an die Substanz der Unternehmen. Die Ertragslage verschlechtert sich, es wird weniger investiert und längst nicht mehr für alle Arbeitsplätze kann es Garantien geben. Für diese Schwierigkeiten gibt es vielfältige Ursachen. Nicht zuletzt fehlen wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen. Dieses Ergebnis liefert die Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen.

Derzeit bewerten 23 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 47 Prozent als befriedigend und 30 Prozent als schlecht. Hoffnung auf Besserung besteht nicht. In den kommenden Monaten rechnen lediglich 3 Prozent mit besseren Geschäften, 59 Prozent erwarten hingegen eine Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus der Lageeinschätzung und den Geschäftserwartungen, erreicht 64,5 von 200 möglichen Punkten. Ein Wert unter 100 Punkten steht für eine Wirtschaftskrise.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich für jedes zweite Unternehmen die Auftragslage verschlechtert. Etwas besser fällt die Umsatzentwicklung in den verbraucherorientierten Branchen aus. 23 Prozent der Unternehmen melden Umsatzsteigerungen, 33 Prozent Umsatzrückgänge im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts der hohen Inflation ist dies jedoch nicht so aussagefähig. Auch Umsatzsteigerungen können preisbereinigt mit Verlusten einhergehen.

„Die Inflationsrate wird anhand der Endverbraucherpreise gemessen, aber auch in den Unternehmen wird alles teurer. Energie, Vorprodukte, Rohstoffe und Kosten für Bankkredite und Mitarbeiter schmälern die Erträge. Die Ertragslage hat sich in jedem zweiten Betrieb gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Die Erträge sollen in der Regel das Unternehmen voranbringen. Neue Maschinen oder eine bessere Ausstattung der Räumlichkeiten werden daraus finanziert. Fallende Erträge bedeuten weniger Investitionen. Stellen sich Verluste ein, ist dies das Signal des Marktes zur Geschäftsaufgabe. Die Politik soll solche natürlichen Marktprozesse nicht verschärfen, indem sie Preise festlegt oder Güter künstlich verknappt. Sie soll vielmehr für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen sorgen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Sechs Prozent der Unternehmen sind von akuter Zahlungsunfähigkeit bedroht. Eine permanente Verschlechterung der Rahmenbedingungen kann jedoch schon früher zur Aufgabe führen. Sorge bereitet, dass lediglich für 52 Prozent der Unternehmen die Finanzlage unproblematisch ist. Wer Probleme hat, dessen Eigenkapital ist angegriffen oder dessen Zahlungsfähigkeit ist nicht immer gegeben. Finanzprobleme können auch dadurch entstehen, dass die Kunden nicht mehr alle Rechnungen bezahlen. Dies erleben zurzeit 26 Prozent der Unternehmen.

Symptom der Krise ist eine abnehmende Investitionsneigung. Lediglich 60 Prozent der Unternehmen planen für 2024 Investitionen, davon aber nur jedes sechste mit steigendem Ausmaß. Investitionen erfolgen fast ausschließlich zum Ersatz von Verschleißteilen. In einem so wenig expansiven Markt sind auch Arbeitsplätze in Gefahr. Auf der anderen Seite stellen Fachkräfteengpässe für 51 Prozent der Unternehmen ein Risiko dar. Mitarbeiter werden daher vielleicht nicht freigesetzt, doch auf die natürliche Fluktuation wird nicht immer sofort mit Neueinstellungen reagiert.

Andere Risiken sind noch bedrückender. Drei von vier Unternehmen vermissen auf Ebene der Bundes- und Landespolitik wirtschaftlichen Sachverstand und betrachten daher die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Standortrisiko. Außerdem nennen 71 Prozent die Energiepreise, 63 Prozent die Arbeitskosten, 55 Prozent die Inlandsnachfrage und 53 Prozent die Rohstoffpreise.

Zur Information

Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 18. Dezember 2023 bis 18. Januar 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 8.700 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.800 Dienstleister mit 18.000 Beschäftigten, gefolgt von 2.200 Handelsunternehmen mit 5.400 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 900 Unternehmen mit 13.300 Beschäftigten.

Suhl, 16. Februar 2024

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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