Rahmenbedingungen verschlechtert

Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

Der Landkreis Hildburghausen als kostengünstiger Produktionsstandort an der Grenze zu wirtschaftlich stärkeren Regionen in Franken verliert zunehmend seine Standortvorteile. Hohe Energiepreise, der zunehmende Personalmangel und damit verbunden steigende Arbeitskosten führen zu schlechter Stimmung unter den Gewerbetreibenden. Eine Änderung zum Besseren erwarten sie in nächster Zeit nicht. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen ausgewertet hat.

Derzeit bewerten 14 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 38 Prozent als befriedigend und 48 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten rechnen lediglich sieben Prozent mit besseren Geschäften, 50 Prozent erwarten hingegen eine Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus der Lageeinschätzung und den Geschäftserwartungen, erreicht 61,2 von 200 möglichen Punkten. Ein Wert unter 100 Punkten steht für eine Wirtschaftskrise.

Im Landkreis Hildburghausen fällt die Lagebeurteilung bereits das vierte Jahr in Folge sehr schlecht aus. Darin unterscheidet er sich von den umliegenden Südthüringer Landkreisen. Die Ursache ist der extreme Personalmangel, der die allgemeine Wirtschaftskrise noch verschärft. Im Wettbewerb mit den westlichen Nachbarlandkreisen Coburg, Haßberge und Rhön-Grabfeld konnte sich der Landkreis für lange Zeit als Standort für arbeitsintensivere Tätigkeiten im produzierenden Gewerbe profilieren. Die geringere Arbeitsproduktivität ging mit günstigen Arbeitskosten einher. Seit jedoch in fast jedem Unternehmen Mitarbeiter fehlen, steigen die Kosten, um Personal zu halten und zu gewinnen.

„Diese Reaktion zeigt das Funktionieren der Marktwirtschaft. Knappheit erhöht die Preise. Die Politik hat mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz einen Beitrag zur Linderung geschaffen. Dieses Verständnis fehlt ihr vollkommen im Energiebereich. Das Abschalten der verbliebenen Kernkraftwerke vergrößert die von Russland verursachten Knappheiten und die resultierenden Preiseffekte wurden durch die Erhöhung der CO2-Abgabe weiter verschärft. Hinzu kommen vor allem im Umweltbereich ganze Kaskaden neuer Gesetze, die insbesondere die Bürokratiekosten in die Höhe treiben. Die Unternehmen benötigen das Gegenteil: Eine Politik, die extreme Marktreaktionen lindert und den Standort wettbewerbsfähig hält“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

In den letzten zwölf Monaten hat sich für 62 Prozent der Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Lediglich 22 Prozent erzielen noch Gewinne, obwohl die Gewinnerzielung der Antrieb für unternehmerische Tätigkeiten ist. Gewinne stellen auf der einen Seite Einkommen dar und ermöglichen es auf der anderen Seite den Betrieben zu wachsen. Wachstum erfolgt durch Investitionen. In den kommenden Monaten wollen jedoch 47 Prozent der Unternehmen ihre Investitionstätigkeit einstellen und weitere 22 Prozent bestehende Engagements reduzieren.

Die Sorgen der Unternehmen äußern sich in den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Hier benennen 74 Prozent die Energiepreise. Jeweils 64 Prozent betonen die Gefährdungen, die aus dem Personalmangel und der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung resultieren. Jeweils 55 Prozent nennen außerdem den Anstieg der Arbeitskosten und die Inlandsnachfrage.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 18. Dezember 2023 bis 18. Januar 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.500 Beschäftigten, gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 350 Unternehmen mit 6.500 Beschäftigten. Betriebswirtschaftlich wird der Gewinn als Differenz aus Umsatzerlösen und Betriebskosten definiert.

Suhl, 27. Februar 2024

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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