Risiko Standortkosten

Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024 der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg

Die Kostenentwicklung am Standort Sonneberg lässt die Gewinne der Unternehmen schmelzen wie Eis in der Sonne. Außerdem fehlt es an heimischer Nachfrage. Die Entwicklung der Auslandsnachfrage macht jedoch etwas Hoffnung. Dank des hohen Industrieanteils der Sonneberger Wirtschaft könnte sie von der stabilen Entwicklung der Weltwirtschaft profitieren. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Sonneberg ausgewertet hat.

Gesamtwirtschaftlich stehen die Signale auf Abschwung. Lediglich 17 Prozent der Unternehmen bewerten die Geschäftslage als gut, für 55 Prozent ist sie schlecht. In den kommenden Monaten erwarten sieben Prozent wieder bessere Geschäfte, doch 54 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Der Konjunkturklimaindikator, den die IHK Südthüringen als geometrischen Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen errechnet, erreicht 57,8 Punkte, sechs Punkte weniger als im Herbst 2023 und 14 Punkte weniger als vor einem Jahr.

Der Konjunkturklimaindikator kann bis zu 200 Punkte erreichen. Ein Wert unter 100 Punkten bedeutet, dass sich die Wirtschaft in einer Krise befindet. Die Wirtschaft im Landkreis Sonneberg ist besonders stark betroffen. In Südthüringen erreicht der Indikator 65,0 Punkte, in Deutschland sind es 91,9 Punkte.

„Die schlechte Stimmung ist die Folge einer Kostenkrise, die durch die Wirtschaftspolitik nicht gelindert, sondern verstärkt wird. Die Unternehmen bewerten die Energiepreise als Hauptrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Der Anstieg der Energiekosten hatte mit Corona und dem russischen Krieg in der Ukraine zunächst äußere Ursachen. Die Verknappung des Energieangebots durch den Ausstieg aus der Kernenergie und die Erhöhung der CO2-Preise beruhen jedoch auf Entscheidungen aus Berlin. Richtig wäre das Gegenteil gewesen. Stattdessen werden gerade im Energie- und Umweltbereich die Daumenschrauben durch Bürokratieaufbau weiter angezogen. Diese Politik beschädigt den Standort“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Die Energiepreise stellen für 88 Prozent der Unternehmen ein Risiko dar. Die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte werden von 61 Prozent genannt und die Arbeitskosten von 57 Prozent. Außerdem betrachten 51 Prozent die heimische Nachfrage als konjunkturelles Risiko.

Steigen die Kosten, versuchen die Unternehmen über Preiserhöhungen die Erträge stabil zu halten. Allerdings reagiert die Nachfrage auf die Preisentwicklung, weil das Budget der Kunden begrenzt ist. Daher hält der Umsatz der Unternehmen nicht mit der Kostenentwicklung mit. Aus diesem Grund hat sich im letzten Jahr für 52 Prozent der Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Gegenwärtig arbeiten 26 Prozent mit Gewinn, 46 Prozent kostendeckend und 28 Prozent mit Verlust.

Es ist in erster Linie die Inlandsnachfrage, die den Unternehmen Probleme bereitet. Die Industrie, die mit einem Anteil von 37 Prozent an der Bruttowertschöpfung stärkster Wirtschaftszweig des Landkreises ist, ist seit jeher exportstark. In den kommenden Monaten erwarten 21 Prozent der Industriebetriebe einen Anstieg der Auslandsnachfrage. Zugleich ist der Anteil der Industriebetriebe, die am Exportgeschäft partizipieren, im Vergleich zum Herbst 2023 leicht gestiegen. Auch die DIHK, die alle deutschlandweit eingegangenen Antworten der Konjunkturumfrage zusammengefasst auswertet, berichtet von verbesserten Exporterwartungen.

Es wird sich bald zeigen, ob diese Hoffnungen eintreten. Fürs erste haben sich 43 Prozent der Unternehmen entschieden, dieses Jahr auf Investitionen zu verzichten. Weitere 15 Prozent wollen sie reduzieren. Dies schont zwar die Liquidität der Unternehmen, belastet aber deren weitere Entwicklung.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 18. Dezember 2023 bis 18. Januar 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.800 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 3.800 Unternehmen aus dem Landkreis Sonneberg. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.600 Dienstleister mit 7.000 Beschäftigten (inklusive öffentlicher Dienst), gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 1.900 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Sonneberg 450 Unternehmen mit 8.400 Beschäftigten.

Suhl, 21. Februar 2024

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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