Aufwand und Ertrag

Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg

Der Beschäftigungsmotor im Landkreis Sonneberg arbeitet angesichts einer geringeren Nachfrage nach Industriegütern und der Transformation der Automobilindustrie nicht mehr so leise. Zudem gibt es demografiebedingt zunehmend Austritte aus dem Arbeitsmarkt, die nicht mehr vollständig durch Neueinstellungen kompensiert werden können. Die Arbeitsmarktumfrage der Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) zeigt außerdem, dass sich die Arbeitgeber hinsichtlich neuer Instrumente wie dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz keinen falschen Illusionen hingeben.
Aus der gerade aktualisierten Arbeitsmarktstatistik für den Landkreis Sonneberg geht hervor, dass trotz des Wachstums einzelner Betriebe in 2019 Arbeitsplätze in Größenordnungen nicht mehr nachbesetzt werden konnten, wenn Mitarbeiter altersbedingt ausgeschieden oder weggezogen sind. Durch die Eingemeindung von Lichte und Piesau Anfang 2019 kamen 548 neue Arbeitsplätze in den Landkreis Sonneberg. Die konjunkturelle Arbeitslosigkeit stieg nur geringfügig. Die Statistik weist indes nur einen Zuwachs der Arbeitsplätze am Arbeitsort von 2018 auf 2019 um 91 Arbeitsplätze aus.

Der IHK-Umfrage zufolge sind derzeit 57 Prozent der Unternehmen auf der Suche nach Mitarbeitern. Hierbei machen drei von vier Unternehmen die Erfahrung, dass freie Stellen monatelang oder länger unbesetzt bleiben. 67 Prozent der Unternehmen legen, soweit dies möglich ist, die Aufgaben, die den unbesetzten Stellen zugeordnet sind, auf die verbliebenen Mitarbeiter um.
„Kurzfristig können Unternehmen ihren Mitarbeitern im Rahmen ihres Dispositionsrechts zusätzliche Aufgaben zumuten. Werden diese nicht hinreichend kompensiert und zum Dauerzustand, riskieren die Unternehmen jedoch den Anstieg der Fluktuation. Den Mitarbeitern bieten sich auf dem Arbeitsmarkt angesichts der Fachkräftelücke Chancen für Veränderung. Daher verzichten außerdem 47 Prozent der Unternehmen auf Aufträge und schränken ihr Angebot ein. Fehlende Fachkräfte sind also alles andere als harmlos, sie verringern Einkommen und Wohlstand in unserer Region“, erläutert Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Auch Dank des sehr engagierten Jobcenters, das in nennenswertem Umfang Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integriert hat, beträgt heute der Ausländeranteil an den Beschäftigten im Landkreis Sonneberg beachtliche 7,7 Prozent, 2,2 Prozentpunkte mehr als der Thüringer Durchschnitt. Im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der beschäftigten Ausländer im Saldo um 156 Personen. Der Anstieg der ausländischen Beschäftigung kompensiert damit zumindest teilweise das Ausscheiden der deutschen Arbeitnehmer aus dem Arbeitsmarkt. Der IHK-Umfrage zufolge haben in der Vergangenheit bereits 34 Prozent der Unternehmen Erfahrungen mit Fachkräften aus dem Auslagen gemacht.

Für die Zukunft des Arbeitsmarkts im Landkreis Sonneberg muss hinterfragt werden, wie stark Zuwanderung den demografisch bedingten Ausstieg der deutschen Beschäftigten ersetzen kann. Zumindest die Wirkung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes wird der Umfrage zufolge gering sein: Lediglich 9 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich mit Hilfe dieses Gesetzes die Fachkräftelücke schließen lässt. Die Einstellung von Mitarbeitern aus Nicht-EU-Staaten ist bislang für 48 Prozent der Unternehmen zu aufwendig. Hier wird das neue Gesetz wenig Erleichterung bieten. Die Unternehmen sind daher zurückhaltend, denn nur 6 Prozent wollen der Umfrage zufolge das Fachkräfteein-wanderungsgesetz nutzen, um künftig Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten anzuwerben.

Tradierte Suchstrategien über persönliche Kontakte (von 87 Prozent der Unternehmen genutzt) und über das Einschalten der Arbeitsagentur (Anteil: 49 Prozent) werden daher auch weiterhin die Suche nach neuen Mitarbeitern bestimmen. Möglicherweise eignet sich der Weg über Vitamin B, um jetzt bisherige Pendler auf einen Jobwechsel anzusprechen. Schwierigkeiten bei einzelnen Autozulieferern im fränkischen Raum könnten gezielt genutzt werden, um neue Mitarbeiter zu gewinnen.

Hinweis: Basis der Angaben sind die Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen 2019 sowie amtliche Daten der Bundesagentur für Arbeit (Statistik der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach ausgewählten Merkmalen zum Stichtag 30. Juni 2018 sowie zum Stichtag 30. Juni 2019) und der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Geschlecht und Nationalität zum Stichtag 30.06. 2018 bzw. 2019).

Suhl, 14.01.2020

 

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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