Mit Vitamin B zum Job

Auswertung der Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen für die Stadt Suhl

Viele Suhler beschreiben ihre Stadt als Dorf. Hier kennt man sich. Auf dem Arbeitsmarkt profitieren hiervon die Unternehmen. Nirgendwo sonst in Südthüringen sind persönliche Kontakte so nützlich, um eine Stelle zu bekommen oder im eigenen Unternehmen Stellen zu besetzen. Dieses und weitere Ergebnisse liefert die Arbeitsmarktumfrage 2019 der Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK).

„Ich kenn‘ da wen“, lautet die Formel, die in der Stadt Suhl häufiger als anderswo in Südthüringen zu einem Job führt. Ob im Sportverein, am Stammtisch oder im Rahmen gemeinsamer Aktivitäten mit dem Nachwuchs – die Freizeit kann in Suhl schon mal zum Marktplatz für freie Stellen werden. Manch Arbeitgeber unterstützt seine Mitarbeiter finanziell, wenn sie einen neuen Kollegen finden, einer legte kürzlich sogar eine Willkommensprämie obendrauf. 78 Prozent der Suhler Unternehmen suchen neue Mitarbeiter über persönliche Kontakte – und 80 Prozent der Unternehmen, die auf diese Weise Personal gesucht haben, haben damit zuletzt auch Stellen besetzen können.

„Kreativität ist gefragt bei einer Arbeitslosenquote von durchschnittlich 5,0 Prozent im vergangenen Jahr. Der Suhler Arbeitsmarkt ist trotz gegenläufiger demografischer Entwicklung ein wachsender Markt, 277 Stellen sind hier im letzten Jahr neu entstanden. Eine große Rolle haben im Rahmen der Stellenbesetzung neben persönlichen Kontakten auch Personalvermittler gespielt. Trotzdem verfügen derzeit 57 Prozent der Unternehmen mit freien Stellen über Arbeitsplätze, die bereits seit einigen Monaten frei sind“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Stärker als in anderen Regionen führen längerfristig freie Stellen zu steigenden Arbeitskosten. 74 Prozent der Unternehmen geben dies an, der höchste Anteil in Südthüringen. Ihr Pendant sind Lohnsteigerungen. Höhere Löhne verbessern die Mitarbeiterbindung und steigern die Arbeitgeberattraktivität auch für Fachkräfte aus anderen Regionen. Reicht das nicht aus und fehlen erst einmal Mitarbeiter, dann erwarten 47 Prozent der Unternehmen, dass sie Aufträge ablehnen oder das Angebot verkleinern müssen. Bei einigen Tätigkeiten können sicherlich auch die übrigen Mitarbeiter einmal mit anfassen. Generell gilt: Mitarbeiter mit Spezialisierungen können nicht so leicht durch andere ersetzt werden.

Im Rahmen ihrer Suche nach geeignetem Personal haben viele Unternehmen auch Erfahrungen mit der Beschäftigung von Ausländern gemacht. Zwar erscheint der Ausländeranteil an den Beschäftigten mit 5,2 Prozent überschaubar. Trotzdem geben 47 Prozent der Unternehmen an, dass sie bereits über Erfahrungen mit der Beschäftigung von Ausländern verfügen.
Wenn man mit Zuwanderung jedoch die Fachkräftelücke schließen will, bedürfen die meist kleinen und mittleren Unternehmen mehr Unterstützung. Im vergangenen Jahr gab es im Saldo lediglich 82 Eintritte ausländischer Arbeitnehmer in den Suhler Arbeitsmarkt. Aus Sicht des Bundes soll das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März in Kraft tritt, einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten. Seine Beurteilung durch die Suhler Wirtschaft fällt indes ambivalent aus: Stärker als in den anderen Südthüringer Regionen haben sich die Suhler Firmen bereits mit den Feinheiten dieses Gesetzes vertraut gemacht. Während 27 Prozent davon ausgehen, dass sich mit Hilfe des Gesetzes Zuwanderung von Fachkräften in erforderlichem Umfang steuern lässt, sind die restlichen 73 Prozent der Unternehmen vom Gegenteil überzeugt.

Zum Verhalten der Suhler passt sicherlich der Passus des Gesetzes, der Fachkräften die Einreise zur Stellensuche erlaubt. Haben sich Bewerber und potentielle Arbeitgeber erst kennengelernt, wirken die persönlichen Kontakte. Allerdings müssen dazu die Bewerber in Suhl auf Stellensuche gehen. Hieran zeigt sich: Mit einem einfachen Gesetz wird es nicht getan sein, dass auf einmal Scharen von Zuwanderern den Arbeitsmarkt von Suhl betreten.

Hinweis: Basis der Angaben sind die Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen 2019 sowie amtliche Daten der Bundesagentur für Arbeit (Statistik der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach ausgewählten Merkmalen zum Stichtag 30. Juni 2018 sowie zum Stichtag 30. Juni 2019).

Suhl, 10.01.2020

 

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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