Produktivität könnte steigen
Auswertung der Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen
Trotz der wirtschaftlichen Eintrübung ist im Landkreis Schmalkalden-Meiningen die Zahl der Beschäftigten in 2019 erneut gestiegen. Aktuelle Zahlen der Agentur für Arbeit zeigen, dass im letzten Jahr der höchste Beschäftigungsstand seit 2002 erreicht wurde. Der Beschäftigungsaufwuchs, der vor allem durch Zuwanderung getragen wurde, reichte jedoch nicht aus, um die Fachkräftelücke zu beseitigen. Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) zeigt, dass genau dieser Missstand der Wirtschaft im Landkreis Schmalkalden-Meiningen langfristig nutzen könnte. Nach Angaben der Agentur für Arbeit waren am 30. Juni 2019 44.278 Personen an Standorten im Landkreis Schmalkalden-Meiningen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 642 Personen oder 1,5 Prozent. Er wurde realisiert, weil die Anzahl der ausländischen Beschäftigten auf 2.727 stieg, ein Zuwachs um 361 Personen.
Trotzdem bleiben Fachkräfteengpässe ein drängendes Problem für die Wirtschaft des Landkreises. Zwei von drei Unternehmen sind laut einer Umfrage der IHK Südthüringen hiervon betroffen. „Für die Unternehmen bedeutet ein Fachkräfteengpass, dass eine oder mehrere Stellen ausgeschrieben werden und keine (geeigneten) Bewerbungen eingehen. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen würden gegenwärtig 55 Prozent der Unternehmen Einstellungen vornehmen. Drei von vier dieser Unternehmen müssen jedoch zunächst ohne neue Mitarbeiter auskommen“, erläutert Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Hierbei sind zwei Szenarien denkbar: Entweder sollten die fehlenden Mitarbeiter für Standardtätigkeiten eingesetzt werden. Dann kann man, wie es von 69 Prozent der Unternehmen geplant ist, eine gewisse Zeit deren Arbeit auf die vorhandenen Mitarbeiter aufteilen. Oder die fehlenden Mitarbeiter verfügen über Spezialwissen. In diesem Fall müssen Aufträge abgelehnt werden oder muss das Angebot eingeschränkt werden. Den betroffenen Unternehmen entgeht Wachstumspotential.
Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wollen sich 26 Prozent der Unternehmen diesen Umstand nicht gefallen lassen: Sie planen Investitionen in technische Lösungen. So können diese Unternehmen aus der Not eine Tugend machen und langfristig von ihren Investitionen profitieren und die Produktivität erhöhen. Allerdings ist durch die Alterung von Bevölkerung und Belegschaften absehbar, dass das Wachstum der Beschäftigten endlich ist, wenn es nicht gelingt, in wachsendem Umfang, Personen aus anderen Teilen Deutschlands und aus dem Ausland für eine Tätigkeit im Landkreis Schmalkalden-Meiningen zu gewinnen.
Die Arbeitgeber wurden daher zu ihren Rekrutierungsstrategien befragt. Mit einem Unternehmensanteil von 86 Prozent wird die Personalsuche über persönliche Kontakte und die eigenen Mitarbeiter am häufigsten eingesetzt. Diese Strategie zielt vor allem auf den regionalen Arbeitsmarkt. Ähnlich verhält es sich mit dem Einschalten der Arbeitsagentur (Anteil: 72 Prozent), auch wenn diese auf Wunsch des Arbeitgebers dessen Stellenangebot auch europaweit bekannt machen kann. Lediglich das Inserat auf der eigenen Website (Anteil: 54 Prozent) zielt auch nach außen – vorausgesetzt, das Unternehmen ist bekannt oder der Bewerber findet die Stelle über eine Metasuchmaschine und wollte schon immer in dieser Region arbeiten.
Ein mehrheitlicher Sucherfolg stellt sich lediglich über persönliche Kontakte ein. Mit allen anderen Strategien finden weniger als die Hälfte der Unternehmen erfolgreich Mitarbeiter. Daher könnte das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März 2020 in Kraft tritt und die Zuwanderung aus Staaten, die nicht Mitglied der EU sind, erleichtern soll, neues Potential bieten. Die Unternehmen sind jedoch skeptisch: Lediglich 6 Prozent erwarten, dass ihren das neue Gesetz hilft, bestehende Fachkräftelücken zu schließen. Vielleicht liegt aber genau hier Steigerungspotential. 28 Prozent der Unternehmen haben nach eigenen Angaben in der Vergangenheit schon einmal Ausländer beschäftigt. Das ist der geringste Anteil in Südthüringen. Hier besteht möglicherweise noch Luft nach oben.
Basis der Angaben sind die Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen 2019 sowie amtliche Daten der Bundesagentur für Arbeit (Statistik der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach ausgewählten Merkmalen zum Stichtag 30. Juni 2018 sowie zum Stichtag 30. Juni 2019).
Suhl, 09.01.2020
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