Schuss überhört?

In Thüringen ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst im vergangenen Jahr um 1.805 Personen gestiegen. Darauf weist das Thüringer Landesamt für Statistik heute in einer Pressemitteilung hin. Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen wirkt diese Entwicklung wie aus der Zeit gefallen. Angesichts einer sinkenden Bevölkerungszahl, angespannten Staatsfinanzen und zunehmenden Fachkräfteengpässen sollte sich der Staat als Arbeitgeber zurücknehmen.

Bereits das zweite Jahr in Folge nahm das Personal im Landesdienst zu. Im kommunalen Bereich steigt die Zahl der Beschäftigten seit 2018. Die Bevölkerung, um deren Anliegen sich die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes kümmern sollen, nahm seit 2018 hingegen jahresdurchschnittlich um ein halbes Prozent ab. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf Arbeitsplätzen in Thüringen ist seit 2019 ebenfalls rückläufig.

„Natürlich haben wir Verständnis für temporär notwendige Personalaufstockungen im Corona-Umfeld. Aber derartige Personalaufstockungen dürfen sich nicht verfestigen. Denn der Staat als Arbeitgeber gewinnt zu Lasten der gewerblichen Wirtschaft an Bedeutung. Zunehmende Beschäftigung, jährliche Lohnrunden und steigende Versorgungsausgaben mindern die Spielräume für die Förderpolitik und Steuersenkungen zur Entlastung von Wirtschaft und Bevölkerung. Und angesichts zunehmender Fachkräfteengpässe wirkt sich das Personalwachstum des Staates auf die Wachstumsaussichten des produktiven privaten Sektors aus. Die IHK Südthüringen fordert bereits seit Jahren, dass sich die Personalentwicklung von Land und Kommunen an der Bevölkerungsentwicklung orientiert. Aus Sicht der Wirtschaft wäre eine Funktional- und Verwaltungsreform angezeigt, die solche Fehlentwicklungen unter die Lupe nimmt“, fordert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Suhl, 5. Mai 2022