Geschäftsmodelle unter Druck

Konjunkturbericht der IHK Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Der rasante Kostenanstieg bereitet vielen Unternehmern Kopfzerbrechen. Auch wenn die Geschäfte wieder etwas besser laufen, stellt sich für viele die Frage nach dem Ertrag für ihre Bemühungen. Die Nervosität ist hoch angesichts vieler Risiken, die sich der unternehmerischen Kontrolle entziehen. Diese Ergebnisse liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2023, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) jetzt für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen ausgewertet hat.

Die Geschäftslage stellt sich auf den ersten Blick ähnlich dar, wie vor der Corona-Pandemie zu Jahresbeginn 2020. 36 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gut und 46 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. Verändert hat sich jedoch die Ertragslage. Vor drei Jahren erzielte jedes zweite Unternehmen einen Gewinn. Heute sind es nur noch 38 Prozent.

„Gewinnerzielung ist der Zweck der Unternehmensgründung. Gestörte Lieferketten, dramatisch erhöhte Energiekosten und ein über Lohnerhöhungen ausgetragener Wettbewerb um Arbeitskräfte sind für Unternehmen nur dann auszuhalten, wenn die Kunden trotz Preiserhöhungen bei der Stange bleiben. Wenn Reserven vorhanden sind und Kosten nur vorübergehend steigen, kann ein Unternehmen auch eine Zeit lang aus der Substanz leben. Standorte geraten aber in Gefahr, wenn Wettbewerber billiger sind und die heimische Politik anstelle von Hilfe nur Forderungen zu bieten hat“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

In den kommenden Monaten erwarten lediglich 6 Prozent der Unternehmen bessere Geschäfte, während 38 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen, erreicht 90,5 von 200 möglichen Punkten. Das sind 23 Punkte mehr als zu Jahresbeginn 2023 und sieben Punkte mehr als vor einem Jahr. Ein Wert unter 100 Punkten signalisiert, dass die Schwierigkeiten am Standort überwiegen.

Regional ergeben sich Unterschiede. In Schmalkalden werden lediglich 75 Punkte erreicht. Kaum besser ist es in Brotterode-Trusetal mit 78 Punkten und Zella-Mehlis mit 80 Punkten. Lediglich in Meiningen sind mit 107 Punkten erste Aufschwungssignale erkennbar.

Nachhaltiges Wirtschaftswachstum geht einher mit einem steigenden Produktionspotenzial, also einem wachsenden Einsatz von Arbeit und Kapital. Danach sieht es derzeit nicht aus. Ein wachsender Ressourceneinsatz will finanziert werden. Angesichts schwindender Gewinne betrachten aber 44 Prozent der Unternehmen ihre Finanzlage als problematisch. Für 28 Prozent ergab sich im letzten Jahr ein Eigenkapitalrückgang. Jedes dritte Unternehmen wird außerdem durch die steigenden Zinskosten beeinträchtigt.

In den kommenden Monaten wollen zwar sieben von zehn Unternehmen Investitionen tätigen. Der Fokus liegt aber auf der Ersatzbeschaffung und ist wenig expansiv. Im Personalbereich ist mit erheblichen Verlusten zu rechnen. Fünf Prozent der Unternehmen rechnen mit einem wachsenden Personalbestand, doch 20 Prozent gehen von sinkenden Beschäftigtenzahlen aus.

Die wesentliche Ursache für die Beschäftigungserwartungen liegt im Fachkräftemangel, den 68 Prozent als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung einstufen. Dessen Folge sind steigende Arbeitskosten, die für 58 Prozent ein Risiko darstellen. Damit einher gehen hohe Energiepreise, für 80 Prozent ein Risiko, und hohe Preise für Vorprodukte, für 52 Prozent ein Risiko. Jeweils 50 Prozent der Unternehmen benennen außerdem die Binnennachfrage und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 27. März bis 25. April 2023 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.200 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 8.900 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.900 Dienstleister mit 18.400 Beschäftigten, gefolgt von 2.300 Handelsunternehmen mit 5.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören 900 Unternehmen mit 13.400 Beschäftigten.


Suhl, 25. Mai 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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