Zunehmend schwierigere Bedingungen

Konjunkturbericht Herbst 2024 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an den Standorten im Landkreis Hildburghausen verschlechtern sich zusehends. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen kommen nicht so gut mit längeren Durststrecken klar. Für die Wirtschaftspolitik sollten daher die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Herbst 2024 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen einen Weckruf darstellen, die Angebotsbedingungen dringend zu verbessern.

Thüringens Wirtschaft ist fest im Griff einer Rezession. Während in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt (BIP) das zweite Jahr in Folge auf der Stelle tritt, hat sich vor allem in Thüringen und Baden-Württemberg das Abschwungtempo beschleunigt. In den beiden Bundesländern, deren Industrie stark vom Automobil getragen wird, ist das BIP im ersten Halbjahr 2024 preisbereinigt um 1,2 bzw. 1,3 Prozent zurückgegangen. Daten der amtlichen Statistik zeigen, dass die Probleme im Landkreis Hildburghausen schon seit 2017 bestehen.

Multiple Krisen erklären auch den Verfall des Konjunkturklimaindikators der IHK Südthüringen, der seit Jahresbeginn 2019 zeigt, dass auskömmliche die Geschäfte immer schwieriger werden. Der Indikator bildet ein geometrisches Mittel aus Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen und kann bis zu 200 Punkte einnehmen. Werden weniger als 100 Punkte erreicht, häufen sich die Schwierigkeiten. In der aktuellen Umfrage werden 52,0 Punkte erreicht.

Die zugrundeliegenden Daten sind schockierend: Lediglich 15 Prozent der Unternehmen verfügen über eine gute Geschäftslage, für 53 Prozent ist sie jedoch schlecht. Der Umsatz in den verbraucher-orientierten Branchen entwickelt sich wegen der stark gestiegenen Konsumgüterpreise verhalten. Im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich meldet jedes zweite Unternehmen Auftragsrückgänge. Branchenübergreifend hat sich die Ertragslage für 69 Prozent verschlechtert. Neun Prozent der Unternehmen erzielen Gewinne, doch 32 Prozent machen zurzeit Verlust.

„Wir sehen in den großen Industriebetrieben im Landkreis, wie sie trotz wirtschaftlich herausfordernder Zeiten fit gemacht werden für neue Technologien. Die damit verbundene Finanzkraft fehlt der Mehrzahl der kleinen und mittleren Unternehmen. Sie geraten in schweres Fahrwasser, wenn für einige Zeit weniger Aufträge als sonst eingehen. Dies illustriert vor allem die Finanzlage. Sie wurde vor fünf Monaten von jedem zweiten Betrieb als unproblematisch eingestuft. Inzwischen hat sich dieser Anteil auf 37 Prozent verringert. Das Tempo, in dem sich die Dinge betriebswirtschaftlich verschlechtern, bereitet uns Sorgen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

In den kommenden Monaten erwarten die Unternehmen keine Verbesserung. Vielmehr gehen 58 Prozent von einer weiteren Verschlechterung aus. Die hohen Energiepreise stellen für 69 Prozent eine Gefahr für das Geschäftsmodell dar. Ähnliches gilt für andere Kostenkomponenten wie die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte oder die Löhne und Lohnnebenkosten. Die schwache Inlandsnachfrage bildet für 63 Prozent ein Risiko.

Die größte Hilfe wäre eine rasche Verbesserung der Angebotsbedingungen: Steuern runter, Bürokratie verringern und geopolitische Rahmenbedingungen verbessern. 63 Prozent der Unternehmen betrachten jedoch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Standortrisiko.

Unternehmen werden mit Gewinnerzielungsabsicht gegründet. Bleiben die Gewinne aus, signalisiert der Markt, dass etwas falsch läuft. 53 Prozent der Unternehmen ziehen die Konsequenzen und kündigen an, dass in den kommenden Monaten nicht mehr investieren. Auf dem Arbeitsmarkt könnte es sein, dass Unternehmen auf Personalsuche wieder schneller neue Mitarbeiter finden.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 9. September bis 3. Oktober 2024 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 25.700 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.200 Beschäftigten, gefolgt von 1.000 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 350 Unternehmen mit 6.200 Beschäftigten.

Suhl, 04.11.2024

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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