Viel Schatten – wenig Licht

Konjunkturbericht Herbst 2023 der IHK Südthüringen

In Südthüringen bleibt die wirtschaftliche Stimmung angespannt. Die aktuelle Geschäftslage ist durchwachsen. Viele Unternehmen blicken angesichts großer Unsicherheiten und einer zurückgehenden Konsumlaune negativ auf die nächsten Monate. Zugleich sehen immer mehr Unternehmen in der Wirtschaftspolitik ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Dies geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen hervor.   

Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus der Lagebeurteilung und den Erwartungen der Unternehmen, sinkt im Vergleich zur letzten Umfrage im Frühsommer des Jahres um 19 Punkte und erreicht nur 70 von 200 möglichen Punkten. Vor einem Jahr waren es 14 Punkte weniger (56), der niedrigste Wert seit Beginn der Konjunkturaufzeichnungen der IHK Südthüringen im Jahr 1995. Mit einem Wert unter 100 Punkte überwiegen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Ergebnis bestätigt die Prognose der IHK Südthüringen, die für dieses Jahr bestenfalls eine wirtschaftliche Stagnation erwartet hatte.

„Im langfristigen Trend stagniert das Südthüringer Konjunkturklima. Die Wirtschaft befindet sich noch immer im Krisenmodus. Zurückgehende Aufträge, Preissteigerungen und eine wirtschaftsferne Politik belasten nicht nur das Geschäft, sondern auch die Erwartungen“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer
Dr. Ralf Pieterwas. Das schlechte Stimmungsbild zeigt sich in allen Branchen: In keiner Branche wird eine Indikatorwert von mehr als 100 erreicht.

Trüber Ausblick auf die kommenden Monate

Nur ein Viertel der Unternehmen bewertet die Geschäftslage als gut (26 Prozent). 42 Prozent bewerten sie als saisonüblich bzw. befriedigend. Jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) meldet eine schlechtere Geschäftslage.

Für die kommenden zwölf Monate sind die Aussichten überwiegend negativ: Die Mehrheit der befragten Unternehmen (54 Prozent) rechnet mit einer schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung und nur 7 Prozent mit einer Verbesserung.

„Die Unternehmen hatten in den letzten Monaten voll damit zu tun, gestiegene Energie- und Rohstoffpreise an ihre Kunden weiterzugeben. Neue, zu erwartende Preisrunden wegen beispielsweise politisch beschlossener Maut-Erhöhungen lösen Stress in den Managements der kleineren und mittleren Unternehmen unserer Wirtschaft aus. Hinzu kommt, dass die gesunkene Konsumlaune der Verbraucher das Weihnachtsgeschäft verderben könnte, was dem Einzelhandel die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Die Lage verschlechtert sich zunehmend, die Stimmung ist trüb. Die Wirtschaft ist darauf angewiesen, dass die Politik endlich umsteuert und der Wirtschaft Zuversicht vermittelt“, fasst Pieterwas zusammen.

Wachsende Anspannung durch Personalmangel und unzureichende Wirtschaftspolitik

Die Energiepreise bleiben das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung (68 Prozent), auch wenn signifikant weniger Unternehmen sie benennen (-21 pp im Vgl. zur Vorjahresumfrage). Darauf folgen Fachkräfteengpässe (66 Prozent) und die Inlandsnachfrage (59 Prozent). Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stellen mit 57 Prozent für deutlich mehr Befragte als zuvor ein Risiko dar (44 Prozent im Herbst 2022). Weitere Risiken bestehen in Rohstoffpreisen (49 Prozent), Krankenstand (30 Prozent) und Arbeitskosten (26 Prozent).

Sinkende Investitionsbereitschaft

Der Anteil der Unternehmen, die in nächster Zeit Investitionen planen, ist mit einem Anteil von 67 Prozent weiterhin unterdurchschnittlich. Vor einem Jahr waren es noch 65 Prozent. Modernisierung und Ersatz sind Hauptmotive für Investitionen. Die Beschäftigungserwartungen fallen negativ aus. 24 Prozent der Betriebe rechnen mit kleiner werdenden Belegschaften, nur 5 Prozent erwarten Steigerungen der Mitarbeiterzahl.

 

Suhl, 14. November 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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