Abschwung verlangsamt sich
Konjunkturbericht Jahresbeginn 2020 der IHK Südthüringen für den Landkreis Sonneberg
Der Stimmungsabfall der Wirtschaft im Landkreis Sonneberg geht ins dritte Jahr. In der Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2020 der Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) gibt es aber erste Aufwärtssignale. Die Geschäftserwartungen stabilisieren sich, die Investitionsneigung nimmt zu. Sorgen bereiten den Betrieben die Fachkräfteengpässe. Im Personalbereich ist inzwischen vieles auf Kante gestrickt. Jeder Ausfall von Mitarbeitern behindert eingespielte Abläufe.
Derzeit bewerten 36 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut und 44 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. Für die kommenden Monate sagen 13 Prozent der Unternehmen eine bessere Wirtschaftslage voraus, weitere 59 Prozent erwarten keine Veränderung. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrisches Mittel aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen, fällt um einen Punkt auf 99,2 Punkte. Dies ist der siebte Rückgang in Folge. Während sich die Lageeinschätzung der Unternehmen weiter verschlechtert hat, verbesserten sich die Erwartungen leicht.
„Die Wirtschaft im Landkreis Sonneberg lebt von der Industrie – in guten wie schlechten Zeiten. Momentan verkaufen sich deutsche Industriegüter, vor allem Kraftfahrzeuge, weniger gut im Ausland, insbesondere die Nachfrage aus China ist in Folge der Handelskonflikte eingebrochen. Zum Zeitpunkt der Umfrage wussten die Unternehmen noch nichts vom Corona-Virus. Abhängig von dessen Ausbreitung und der Zeit bis zur Entwicklung eines Impfstoffs wird die Industrie in nächster Zeit die Talsohle erreichten. Zum Zeitpunkt der Umfrage gab es erste Hinweise für einen neuerlichen Aufschwung“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Gegenwärtig berichten 23 Prozent der Unternehmen von Auftragszuwächsen im Vergleich zum Vorjahr, 37 Prozent haben weniger zu tun. Die Auftragszuwächse stammen hauptsächlich von inländischen Kunden. Der Export hingegen entwickelt sich weiterhin für eine Vielzahl von Unternehmen rückläufig. Auftrags- und Ertragslage stehen in enger Beziehung. Für 26 Prozent verbesserten sich die Erträge, 34 Prozent mussten Rückschläge hinnehmen. Dessen ungeachtet befinden sich 55 Prozent der Unternehmen in der Gewinnzone, weitere 38 Prozent arbeiten kostendeckend.
Für die kommenden Monate planen 89 Prozent der Unternehmen Investitionen. Dieser sensationell hohe Anteil toppt sogar die Werte in den anderen Südthüringer Landkreisen. 49 Prozent der Unternehmen wollen mit Modernisierung und Ersatzbeschaffung den Betrieb fit für die Zukunft machen, 23 Prozent planen kostensenkende Maßnahmen und 15 Prozent Kapazitätserweiterungen. Der letztgenannte Anteil ist höher als in den letzten neun Monaten und lässt eine Rückkehr des Wachstums erwarten.
Die Beschäftigungserwartungen fallen hingegen zurückhaltend aus, doch die Arbeitsmarktentwicklung gehört häufig zu den nachlaufenden Konjunkturindikatoren. 2 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Erweiterung des Personalbestands, 85 Prozent mit einer stabilen Personalentwicklung. Für einen Aufschwung reicht dies nicht aus, außerdem ist der heimische Arbeitsmarkt leergefegt. Daher stufen 64 Prozent der Unternehmen Fachkräfteengpässe als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Sie reagieren zudem sensibel auf ungeplante Fehlzeiten der Mitarbeiter: Mit 48 Prozent ist der Anteil der Unternehmen, die den Krankenstand der Mitarbeiter als Geschäftsrisiko betrachten, erheblich höher als in den anderen Südthüringer Kreisen, obwohl die Mitarbeiter mit Sicherheit im Landkreis Sonneberg nicht kränker sind als anderswo.
Am Arbeitsmarkt und an den politisch determinierten Kosten wird sich entscheiden, wie tiefgreifend der nächste Aufschwung für die Sonneberger Wirtschaft ausfallen kann. Energiekosten mit einem Anteil von 60 Prozent und Arbeitskosten mit einem Anteil von 56 Prozent stellen weitere Risiken dar. Letztere sind für die Sonneberger Wirtschaft wichtig wegen des im Bundesdurchschnitt sehr hohen Helferanteils: 25 Prozent der Jobs im Landkreis sind Helfertätigkeiten verglichen mit 15 Prozent bundesweit. „Gerade in diesem Segment entscheiden staatliche Lohnspiele über den Erfolg des Geschäftsmodells. Plänen, den gesetzlichen Mindestlohn jetzt politisch auf 12 Euro zu erhöhen, erteilen wir eine Absage“, so Dr. Pieterwas.
Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die von Mitte Dezember 2019 bis Mitte Januar 2020 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Sonneberg. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 7.900 Beschäftigten, gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 1.900 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Sonneberg 470 Unternehmen mit 9.500 Beschäftigten.
Suhl, 28.02.2020
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