Standort muss für Arbeitnehmer attraktiver werden

Konjunkturbericht Jahresbeginn 2020 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

Fachkräfteengpässe, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und Kosten – das sind die Risiken für die wirtschaftliche Zukunft aus Unternehmersicht an den Standorten im Landkreis Hildburghausen. Auffällig: Die schwächere Nachfrage nach Kraftfahrzeugen und anderen Industrieprodukten, die gerade die Thüringer und deutsche Wirtschaft beeinträchtigt, folgt erst auf den hinteren Plätzen. Die Wirtschaft im Landkreis Hildburghausen hat tiefgreifende strukturelle Probleme. Dies zeigen die jüngste Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Südthüringen und aktuelle Zahlen der Arbeitsmarktstatistik.

Geradezu dramatisch fallen die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen zu Jahresbeginn 2020 aus. 32 Prozent erwarten, dass sie binnen Jahresfrist weniger Mitarbeiter haben werden, Lediglich 3 Prozent gehen von einem Beschäftigungsaufbau aus. Zugleich melden drei von vier Unternehmen Fachkräfteengpässe. Es ist also nicht die konjunkturelle Lage, die die Unternehmen umtreibt. Die Konjunkturlage ist zwar angesichts der weltweit gesunkenen Nachfrage nach Industriegütern bescheiden. Der Konjunkturklimaindikator erreicht lediglich 91,5 von 200 möglichen Punkten. Ausschlaggebend dürfte jedoch sein, dass nicht mehr alle Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte mithalten können.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Jobs im Landkreis Hildburghausen im vergangenen Jahr um fast 3 Prozent oder 561 Personen zurückgegangen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen nicht um altersbedingte Abgänge. Der größte Rückgang war vielmehr mit einem Minus von 585 Personen in der Altersgruppe der 25- bis 55-Jährigen zu verzeichnen. Diese Zahl deckt sich nahezu mit der Zahl des Rückgangs von Personen mit anerkanntem Berufsabschluss. Außerdem ging die Zahl neu abgeschlossener Vollzeitarbeitsverträge um 541 gegenüber dem Vorjahr zurück.

Die Auswertung der Pendlerstatistik zeigt einen Anstieg der Auspendlerzahlen um 215 Personen. Erheblich zugenommen hat die Zahl der Beschäftigten aus dem Landkreis, die in Rheinland-Pfalz und Erfurt arbeiten. Zugleich ist die Zahl der Einpendler um 205 Personen gesunken. Welche Orte für sie attraktiver sind, gibt die Statistik nicht preis. Die Zahl der Beschäftigten mit Wohnort im Landkreis ging im letzten Jahr lediglich um 162 Personen zurück.

„Wenn 62 Prozent der Unternehmer die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritisieren, meinen sie auch die Entscheidungsträger im Landkreis. In keinem anderen Landkreis fällt die Kritik so heftig aus wie hier. Die im letzten Jahr veröffentlichte Standortanalyse der IHK Südthüringen hat gezeigt, dass der Landkreis gerade auch bei weichen Faktoren wie Image, Kultur, Sport- und Freizeitangeboten, öffentlichem Nahverkehr und Wohnungen attraktiver werden muss. Darüber hinaus sollten sich die Unternehmer offensiver dem Wettbewerb um Fachkräfte stellen. Die IHK Südthüringen unterstützt gern mit Ideen zur Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Die weiteren Daten der Umfrage: 35 Prozent der Unternehmen bewerten die Lage als gut, 41 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten 3 Prozent bessere Geschäfte, 69 Prozent keine Veränderung der Lage. Der Konjunkturklimaindikator steigt zwar gegenüber der Vorumfrage um 6 Punkte, erreicht aber mit 91,5 Punkten den niedrigsten Wert in Südthüringen. In den kommenden Monaten wollen 69 Prozent der Unternehmen investieren. Hoch im Kurs stehen Modernisierungsmaßnahmen und die Senkung der Kosten. Fachkräfteengpässe stellen mit einem Anteil von 73 Prozent der Unternehmen das Hauptrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar. An zweiter Stelle stehen mit einem Anteil von 62 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. An dritter Stelle folgen die Energiepreise mit einem Anteil von 56 Prozent.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im September 2019 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.100 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.700 Dienstleister mit 6.900 Beschäftigten, gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 310 Unternehmen mit 7.500 Beschäftigten. Der Landkreis Hildburghausen hat derzeit 13.297 Auspendler und 4.704 Einpendler.

Suhl, 26.02.2020

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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