Gutes Matching

Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen für den Ilm-Kreis

Viele Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt beruhen darauf, dass Arbeitsangebot und -nachfrage einander nicht so gut verstehen. Im Ilm-Kreis passen Angebot und Nachfrage hingegen besonders gut zusammen. Noch vor zehn Jahren waren die Arbeitslosenquoten zweistellig, heute ist fast Vollbeschäftigung erreicht. Im Rahmen einer Umfrage hat die Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) die besonderen Matching-Prozesse im Ilm-Kreis untersucht.

Unzufriedenheit auf dem Arbeitsmarkt kann entstehen, wenn Unternehmen und potentielle Arbeitgeber unterschiedliche Suchstrategien einschlagen und sich daher nicht treffen. Im Ilm-Kreis suchen 89 Prozent der Arbeitgeber über persönliche Kontakte oder belohnen ihre Mitarbeiter, wenn sie einen passenden neuen Kollegen für das Unternehmen finden. 73 Prozent der Arbeitgeber, die auf diese Weise Personal suchen, sind hiermit auch erfolgreich. In Südthüringen ist dies der zweithöchste Wert. 56 Prozent der Arbeitgeber suchen über den Karrierebereich ihrer Firmenwebsite. Offensichtlich wissen das die Arbeitnehmer: 63 Prozent der Unternehmen, die zuletzt via Website nach Personal gesucht haben, waren mit dieser Strategie erfolgreich, bei Weitem der höchste Anteil in Südthüringen.

„Eine zweite Dimension des Matchings besteht in nicht zusammenpassenden Jobprofilen. In Südthüringen sind Bau- und Gastgewerbe sowie die Industrie diejenigen Branchen, die besonders unter Fachkräfteengpässen leiden. Arbeitslose Kunsthistoriker oder Theologen lassen sich in diese Branchen nur als Hilfskräfte vermitteln. Dieses vielleicht etwas extreme Beispiel vermag zu erklären, warum es einerseits Arbeitslosigkeit und Fachkräfteengpässe gibt. Trotz der guten Arbeitsmarktentwicklung im Ilm-Kreis bekommen derzeit 70 Prozent der Unternehmen mit offenen Stellen diese nicht besetzt, weil sie keine oder die falschen Bewerbungen erhalten“, erläutert Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Bleiben Stellen längere Zeit unbesetzt, sind zwei Szenarien denkbar: Entweder sollten die fehlenden Mitarbeiter für Standardtätigkeiten eingesetzt werden. Zwei von drei Unternehmen würden in diesem Fall deren Arbeit für eine gewisse Zeit auf die vorhandenen Mitarbeiter aufteilen. Oder die fehlenden Mitarbeiter verfügen über Spezialwissen. In diesem Fall müssen Aufträge abgelehnt werden oder muss das Angebot eingeschränkt werden. Den betroffenen Unternehmen entgeht Wachstumspotential. 46 Prozent der Unternehmen erwarten entsprechende Einbußen.

Findet man auf dem heimischen Arbeitsmarkt keine geeigneten Fachkräfte, ist eine Akquise auf benachbarten Märkten, auch im Ausland, unumgänglich. In den vergangenen Jahren haben 32 Prozent der Unternehmen Fachkräfte aus dem Ausland eingestellt. Die Bundesregierung möchte zum 1. März 2020 die Zuwanderung von Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten erleichtern. Die Unternehmen sind jedoch skeptisch: Lediglich 8 Prozent erwarten, dass ihren das neue Gesetz hilft, bestehende Fachkräftelücken zu schließen. 30 Prozent geben hingegen an, die Suche nach Fachkräften in diesen sog. Drittstaaten sei ihnen zu auswendig. Allerdings kann sich diese Einschätzung verändern, sollten sich z. B. im demografischen Wandel die Fachkräfteengpässe verschärfen.

Hinweis: Die Angaben basieren auf der Arbeitsmarktumfrage der IHK Südthüringen 2019.

Suhl, 10.01.2020

 

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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