Talsohle verlassen, doch Aufschwung wird langwierig und teuer

Ergebnisse der aktuellen Corona-Blitzumfrage der IHK Südthüringen

Die wirtschaftlichen Lockerungen und umfangreichen Hilfen zeigen erste Wirkungen. Die Südthüringer Wirtschaft hat die Talsohle verlassen. Das Wieder-Hochfahren der Wirtschaft wird jedoch erheblich mehr Zeit in Anspruch nehmen als der Shutdown im März dieses Jahres. Erst Ende 2021 werden die meisten Unternehmen die einstige Normalität wieder erreicht haben. Bis dahin stehen Umsatzeinbußen und Liquiditätsausfälle in nie gekanntem Ausmaß auf der Tagesordnung. Diese Ergebnisse liefert eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen.

Drei von vier Unternehmen werden dieses Jahr mit Umsatzrückgängen beenden. Für jedes fünfte Unternehmen halbiert sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr oder bricht noch stärker ein. Besonders kräftig fallen die Einbußen für die Industrie und das Gastgewerbe aus, doch auch in den anderen Branchen sind viele Unternehmen betroffen. Glimpflich verläuft die Entwicklung dagegen im Baugewerbe, in dem 45 Prozent der Unternehmen Umsätze auf Vorjahresniveau oder darüber erzielen. Der lange Auftragsvorlauf des letzten Jahres wird noch abgebaut, hinzu kommen Projekte der Endverbraucher und der öffentlichen Hand. Für das nächste Jahr kündigt sich in der Branche jedoch eine Durststrecke an.

Der Ausbruch der Pandemie in Deutschland wurde vor allem durch soziale Distanz begrenzt. Die Folgen für personengebundene Dienstleister und das Gastgewerbe waren für jedermann sichtbar. Trotz vorgenommener Lockerungen steht der Geschäftsbetrieb auch heute noch für 38 Prozent der Gastwirte und 29 Prozent der Dienstleister still. Auch in den anderen Branchen konnten bislang nicht alle Unternehmen die Arbeit wiederaufnehmen, während ihre Kosten weiterlaufen. Allerdings ist auch für die anderen Unternehmen der aktuelle Geschäftsbetrieb weit von der einstigen Normalität entfernt: 53 Prozent melden weniger Nachfrage, 45 Prozent die Stornierung bestehender Aufträge. Besonders betroffen ist die Industrie, in der 70 Prozent der Unternehmen einer geringeren Nachfrage gegenüberstehen. In dieser Branche behindern außerdem unterbrochene Absatzwege (29 Prozent), logistische Engpässe (28 Prozent) und ausgefallene Mitarbeiter (25 Prozent) den Geschäftsbetrieb.

„Die Auswirkungen der Corona-Krise zehren die Rücklagen auf und verschlechtern die Liquidität. Für viele Unternehmen ist die wirtschaftliche Lage daher fragil. Gelingt es jedoch, den Lockerungskurs in diesem Land und in den Heimatstaaten vieler unserer Handelspartner fortzusetzen und auf europäischer Ebene mit Zuschüssen zu flankieren, erscheint eine langsame Erholung möglich. Vor allem die Industrie ist vorsichtig optimistisch, dass sich in den kommenden 12 Monaten die Geschäftslage wieder verbessert. Ähnliche Signale kommen auch aus anderen Regionen Deutschlands“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Trotzdem werden es nicht alle schaffen: 8 Prozent der Unternehmen droht auf Kurz oder Lang die Insolvenz. In der Industrie ist jeder zwanzigste Betrieb gefährdet, im Gastgewerbe könnte sogar jeder fünfte Betrieb betroffen sein. Daher müssen Thüringen und der Bund die Wirtschaft weiter fördern, damit Unternehmen, die vor Beginn der Pandemie wirtschaftlich gesund waren, ihren Geschäftsbetrieb fortsetzen können.

Stark nachgefragt waren bislang die Instrumente Soforthilfe und die Kurzarbeit, die 48 bzw. 40 Prozent der Unternehmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung eingesetzt haben. Nur ein Viertel der Unternehmen nutzt bisher das liquiditätserweiternde Instrument, Steuervorauszahlungen für dieses Jahr an die gesunkenen Gewinne anzupassen. Auch das Instrument des Verlustrücktrags in das Steuerjahr 2019 wird bisher kaum angenommen (Anteil: 8 Prozent). Möglicherweise sind nicht alle vom Bund ersonnenen Instrumente im Unternehmensalltag einsetzbar. So fordern 27 Prozent der Unternehmen den Verzicht auf die gerade beschlossene Senkung der Umsatzsteuer, 17 Prozent sprechen sich für weitergehende Steuererleichterungen aus. Eine Ausweitung der Soforthilfe fordern 19 Prozent der Unternehmen.

Die Blitzumfrage wurde von der IHK-Organisation bundesweit vom 22. Juni 2020 bis 26. Juni 2020 durchgeführt. Die Unternehmen wurden per E-Mail über die Umfrage informiert und konnten sich im Internet daran beteiligen. Bundesweit gab es 8.485 Teilnehmer. 567 Teilnehmer (= 6,7 Prozent) stammen aus Südthüringen.

Suhl, 30. Juni 2020

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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