Hohe Auslandsverflechtung

Konjunkturbericht Jahresbeginn der IHK Südthüringen für den Ilm-Kreis

Die Industrie im Ilm-Kreis zeichnet sich inzwischen durch eine hohe internationale Verflechtung aus. Zumindest die größeren Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten verkauften in 2019 jedes zweite Industriegut im Ausland. Auch viele kleinere Unternehmen sind gut im Auslandsgeschäft aufgestellt. Bisher fanden die Betriebe trotz der Handelsauseinandersetzungen zwischen USA und China ihre Absatzmärkte. Inzwischen gerät dieser Motor im Ilm-Kreis ähnlich wie in anderen Teilen Deutschlands ins Stottern. Die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) zeigt eine Abschwächung der Dynamik.

Bezogen auf alle Branchen bewerten momentan 46 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut und 35 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. In den kommenden Monaten gehen 9 Prozent von besseren Bedingungen aus, 61 Prozent erwarten keine Veränderung der Lage. Bereits seit Herbst 2019 meldet jedes fünfte Unternehmen im Lagebereich schlechtere Geschäfte. Im Erwartungsbereich gehen seither drei von zehn Betrieben von einer wirtschaftlichen Eintrübung aus. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen, greift dies auf und geht das vierte Mal in Folge zurück. Mit 100,9 Punkten fällt er nur geringfügig besser aus als der Südthüringer Durchschnitt von 98,3 Punkten.

„Die Industrie im Ilm-Kreis weist einen sehr heterogenen Zuschnitt mit lokalen Schwerpunkten auf. Daher kann die Branche als Ganzes wachsen, auch wenn einzelne Betriebe in Folge internationaler Konflikte zum Teil erhebliche Rückgänge im Absatz verkraften müssen. Der Auftragsindex für Thüringen zeigt für 2019 schwere Verluste im Metallbereich und im Maschinenbau. Die anderen Industriezweige entwickeln sich moderat. Der jeweilige Zuschnitt des Industriestandorts strahlt auf die anderen Branchen aus, die vor allem von der Binnennachfrage leben. Daher gibt es derzeit auch regional ganz erhebliche Stimmungsunterschiede“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

So erreicht der Konjunkturklimaindikator in Amt Wachsenburg mit 120,5 Punkten und Ilmenau mit 115,9 Punkten Spitzenwerte. Für Arnstadt werden hingegen 89,8 Punkte und in Geratal 73,3 Punkte ausgewiesen. Im Jahresausblick planen fast alle Unternehmen an den Standorten Amt Wachsenburg und Ilmenau Investitionen. In Geratal sind es 80 Prozent, in Arnstadt nur 67 Prozent. Ähnlich sehen auch die Beschäftigungserwartungen aus. Während in Amt Wachsenburg und Ilmenau die Unternehmen von wachsenden Belegschaften ausgehen, ist das Bild an den beiden anderen Standorten gemischt.
Zeitweilige Schwierigkeiten im Absatz müssen nicht zwingend zu Personalabbau führen. Branchen- und gemeindeübergreifend bewerten 63 Prozent der Unternehmen Fachkräfteengpässe als größtes Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Zumindest für Facharbeiter bedeutet dies, dass sie im Zweifel zügig einen neuen Arbeitgeber finden, während der frühere Arbeitgeber spätestens im nächsten Aufschwung ohne das erforderliche Personal dasteht.

Auch die weitere Entwicklung der Nachfrage gehört zu den Risiken bzw. Unsicherheiten für die wirtschaftliche Entwicklung. Branchenübergreifend geben 48 Prozent der Unternehmen an, dass sie auf eine stabile Binnennachfrage angewiesen sind. In der Industrie nennen 54 Prozent der Unternehmen auch die Auslandsnachfrage. Zum Zeitpunkt der Umfrage war das Corona-Virus noch nicht bekannt.

Zur Information:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die von Mitte Dezember 2019 bis Mitte Januar 2020 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 7.100 Unternehmen aus dem Ilm-Kreis. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.200 Dienstleister mit 14.500 Beschäftigten, gefolgt von 1.700 Handelsunternehmen mit 4.100 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Ilm-Kreis 700 Unternehmen mit 13.300 Beschäftigten.

Suhl, 04.03.2020

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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