Nicht nur am Absatz fehlt es

Konjunkturbericht Jahresbeginn 2020 für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Anfang 2020 hat sich in vielen Unternehmen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen die Stimmung verschlechtert. Die Entwicklung auf den internationalen Märkten in der Folge von Handelsauseinandersetzungen hatte direkte und indirekte Folgen für die Standorte im Landkreis. Für viele Unternehmen gingen Aufträge und Erträge zurück. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gab es bisher kaum, doch dies könnte sich trotz erheblicher Fachkräfteengpässe ändern. Die Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) empfiehlt, Personal so lange wie möglich zu halten.

Nachdem sich im Herbst 2019 zunächst vor allem die Erwartungen eingetrübt hatten, bewerten die Unternehmen nun die Geschäftslage zurückhaltender als noch vor wenige Monaten. 35 Prozent bewerten sie als gut, 49 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. Im Herbst war die Lage für 44 Prozent der Unternehmen gut und für 40 Prozent saisonüblich. Die Geschäftserwartungen sind nahezu unverändert: 9 Prozent rechnen mit besseren Geschäften, 54 Prozent erwarten keine Veränderung, 37 Prozent rechnen mit Verschlechterungen.

Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrischer Mittelwert aus Lage- und Erwartungseinschätzungen, sinkt auf 93,0 Punkte auf einer bis zu 200 Punkte umfassenden Skala. In Südthüringen wurden durchschnittlich 98,3 Punkte erreicht. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen reicht die Bandbreite von 74,2 Punkten in Schmalkalden und 106,3 Punkten in Meiningen. Werte unter 100 Punkten signalisieren erhebliche branchenübergreifende Schwierigkeiten.

„Vor allem an den Industriestandorten im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist die Stimmung schlecht. Laut der amtlichen Statistik gab es für Schlüsselindustrien wie die Herstellung von Metallerzeugnissen und den Maschinenbau letztes Jahr erhebliche Auftragseinbußen infolge der internationalen Handelskonflikte. Wegen des Corona-Virus muss man sich auf eine zusätzliche Eintrübung der Lage einstellen. Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen, Politik und Behörden besonnen bleiben“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Branchenübergreifend melden zwar 19 Prozent der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr steigende Aufträge, doch 37 Prozent mussten Auftragseinbußen verbuchen. Ähnlich sieht das Bild der Ertragslage aus: Für 18 Prozent ergaben sich Verbesserungen, doch für 42 Prozent blieben die Ergebnisse unter Vorjahresniveau.

Betriebswirtschaftlich muss auf diese Entwicklung reagiert werden, sofern sie länger anhält. Die Arbeitskosten stellen eine große Kostengruppe dar und daher erscheint es auf den ersten Blick folgerichtig, dass zwar 8 Prozent der Unternehmen eine steigende Mitarbeiterzahl erwarten, 20 Prozent aber von einem geringeren Personaleinsatz in den nächsten Monaten ausgehen. Gegen allzu forcierte Veränderungen spricht jedoch das Hauptrisiko für die Wirtschaft des Landkreises. 73 Prozent der Unternehmen fürchten Fachkräfteengpässe. Arbeitskosten mit einem Anteil von 65 Prozent und Energiepreise mit einem Anteil von 55 Prozent folgen auf den Plätzen.

Angesichts dieser Gemengelage können Unternehmen nicht sicher sein, dass Mitarbeiter nach Verlust des Arbeitsplatzes warten, bis es in ihrem angestammten Unternehmen wieder Arbeit für sie gibt. Gerade die Industrie musste dies seit der Wirtschafts- und Finanzkrise erfahren: 14.281 Jobs in 2008 stehen 13.787 Jobs in 2019 gegenüber. Fachkräfte sollten daher so lange wie möglich durch Kurzarbeit oder andere Instrumente gehalten werden.

In 2019 nahm die Zahl der Arbeitsplätze im Landkreis um 642 zu. Dies war auch der Eingemeindung Kaltennordheims mit 695 Jobs in 2018 geschuldet. Allerdings sank die Zahl der Beschäftigten in der Altersgruppe der 25- bis 55-Jährigen um 207 Personen. Derartige Verluste dürfen sich nicht verstetigen. Arbeitgeber und Landratsamt sollten daher die Attraktivität der Region angemessen fördern.

Zur Information:
Basis der Angaben sind eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die von Mitte Dezember 2019 bis Mitte Januar 2020 durchgeführt wurde, sowie Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 9.100 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.900 Dienstleister mit 17.500 Beschäftigten, gefolgt von 2.400 Handelsunternehmen mit 5.500 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 900 Unternehmen mit 14.700 Beschäftigten.

Suhl, 04.03.2020

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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