Hohe Konjunkturrisiken

Konjunkturbericht Frühsommer 2022 der IHK Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Die Stimmung der Wirtschaft im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist so gut wie zuletzt vor drei Jahren. Für etliche Unternehmen laufen die Geschäfte derzeit so günstig wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Die Erwartungen sind jedoch im Keller. So schlecht fiel der Ausblick zuletzt in der Finanzkrise 2008 aus. Beides zusammengenommen ergibt ein deutlich verschlechtertes Konjunkturklima. Dieses Ergebnis liefert die Konjunkturumfrage Frühsommer 2022, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen kürzlich für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen ausgewertet hat.

Aktuell bewerten 40 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage als gut und 42 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. Ob dieser fulminante Aufschwung jedoch von Dauer ist, steht in den Sternen. Steigende Einkaufspreise setzen bereits jetzt die Erträge unter Druck und der Mix aus bereits gestörten Lieferketten, Kriegsfolgen und dem noch nicht überwundenen Corona-Virus lässt Übles erwarten. Lediglich 7 Prozent gehen daher in den kommenden Monaten von besseren Geschäfte aus, 51 Prozent erwarten eine ungünstigere Geschäftsentwicklung.

Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert aus Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen sinkt im Vergleich zum Jahresbeginn um 9 Punkte auf 83,2 Punkte. Damit liegt er gleich auf mit dem Südthüringer Durchschnitt. 200 Punkte wären jedoch maximal möglich. Würde in den kommenden Monaten alles so weitergehen wie augenblicklich, würden im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 110 Punkte erreicht, ein klares Aufschwungssignal. Werden hingegen die Befürchtungen wahr, ist der nächste Abschwung nicht fern.

„Unternehmen fahren derzeit auf Sicht, treffen aber mitunter weitreichende Entscheidungen. Aufgrund der guten Wirtschaftslage mit einem kräftigen Auftragseingang wird in vielen Unternehmen investiert. Neben allgemeinen Modernisierungsbemühungen setzt jedes dritte Unternehmen auf den zunehmenden Einsatz von kostensenkenden Technologien. Darüber hinaus kommt es vor allem in der Industrie auch zu Erweiterungsinvestitionen, wenn Unternehmen aus allen Nähten platzen oder neue Produktlinien ins Sortiment aufgenommen werden. Für sich genommen ist die hohe Investitionsbereitschaft ein gutes Signal. Angesichts der geopolitischen Risiken bleibt jedoch ein fahler Beigeschmack“, erläutert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Im den kommenden Monaten sind in 77 Prozent der Unternehmen Investitionsprojekte in Planung. Dies ist der höchste Anteil seit Jahresbeginn 2020. Weniger dynamisch zeigen sich die Beschäftigungserwartungen. Zunehmende Rentenabgänge der geburtenstarken Jahrgänge lassen sich nicht mit heimischem Nachwuchs kompensieren. Die Personalgewinnung fordert mehr Einsatz als früher. Daher erwarten lediglich 7 Prozent zunehmende Mitarbeiterzahlen. 14 Prozent gehen hingegen davon aus, dass sich die Beschäftigtenzahlen binnen Jahresfrist verringern werden.

Fachkräfteengpässe stellen daher ein erhebliches Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar. 59 Prozent der Unternehmen sehen hierin ernsthafte Gefahren. Überlagert wird dies von einem allgemeinen Kostenanstieg. Daher stellen die Preise für Rohstoffe und andere Vorprodukte und die Energiepreise mit einem Anteil von jeweils 78 Prozent die Hauptrisiken dar. Hohe Lohnabschlüsse infolge der Inflation lassen außerdem steigende Arbeitskosten erwarten, für 63 Prozent ein erhebliches Risiko. Da der Kostenanstieg durch fatale Handlungen in- und ausländischer Politiker hervorgerufen wurde, bilden schließlich auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit einem Anteil von 53 Prozent ein erhebliches Konjunkturrisiko.

Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im April 2022 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.600 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 8.900 Unternehmen aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.900 Dienstleister mit 18.300 Beschäftigten, gefolgt von 2.300 Handelsunternehmen mit 5.700 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 900 Unternehmen mit 13.500 Beschäftigten.

Suhl, 18. Mai 2022

Dr. Ralf Pieterwas
Hauptgeschäftsführer

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Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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