Strategiewechsel in der Pandemiebekämpfung ist möglich

IHK Südthüringen zeigt mit TOP-TEN-Agenda Ausweg auf

Nach einem Jahr Pandemie sind die materiellen Voraussetzungen zum Impfen und Testen endlich vorhanden. Die täglichen Impfungen steigen erfreulicherweise rasant an, die Sterberaten sinken. Was spricht dagegen, dass sich geimpfte und getestete Menschen treffen? Der Lockdown zur Vermeidung abstrakter Kontaktvermeidung hat ausgedient.

„Halbherzigkeiten passen nicht zur Pandemiebekämpfung. Testen muss für Schüler und für Mitarbeiter in den Unternehmen obligatorisch sein. Das Testangebot der Unternehmer an ihre Mitarbeiter macht nur Sinn, wenn die Belegschaften diese auch in Anspruch nehmen müssen. An dieser Stelle braucht es Konsequenz. Nicht die Unternehmen müssen zu Testangeboten verpflichtet werden, sondern die Mitarbeiter müssen sich testen lassen. Die von der Thüringer Politik eingeräumte Freiwilligkeit lässt die Teststrategie ins Leere laufen und zementiert dadurch den Lockdown“, sagt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen.

Südthüringer Unternehmen sind der Auffassung, dass es dringend eines Strategiewechsels bedarf – und dieser auch möglich ist. Wirtschaftsbereiche mit niedrigem Infektions- und Transmissionsrisiko können für geimpfte und getestete Personen geöffnet werden. Das betrifft nach Expertise des Robert-Koch-Instituts den Einzelhandel und auch die Hotels. Ebenso könnte die Speisegastronomie bis 21:00 Uhr problemlos öffnen. Andere Bereiche mit höherem Infektionsrisiko, aber mit sozialer bzw. psychologischer Bedeutung, etwa Kitas und Schulen, müssen geöffnet bleiben – mit Pflichttests unterlegt und klarer Konzeption zur Unterbrechung per Test erkannter Infektionsketten.

Und wie sollen Menschen infektionsfrei in die Innenstädte kommen? Der Schlüssel zur genannten Öffnungsstrategie liegt in einer taffen Regulierung des ÖPNVs. Dazu müssen Abstandskonzepte umgesetzt und Entlastungsbusse, bspw. im Schülerverkehr, Pflichttests zur Benutzung von Bahnen und Flugzeugen eingesetzt werden. Ebenso sind überfrequentierte öffentliche Verkehrsmittel stillzulegen. Die Benutzung von PKWs, Taxis und Fahrrädern senkt das Infektionsrisiko auf dem Weg in die Innenstädte erheblich. „Und für Menschen, die sich das Taxi zum Arzt nicht leisten können, muss es finanzielle Ausgleiche geben“, fordert der IHK-Chef.

Das Prinzip der Politik in der Bekämpfung des Coronavirus sollte lauten: infektionsschwache Innenstadtbereiche wieder öffnen, Infektionsrisiko auf dem Transport in die Innenstädte mit intelligenten Maßnahmen minimieren und nächtliche Ausschweifungen – zumindest in der Einführungsphase – durch Aufenthaltsverbote in Innenstadtbereichen ab 23:00 Uhr verhindern. „So bekommen die Menschen infektionsarme Treffpunkte in der Innenstadt und damit die ersehnte Freiheit – und die Unternehmen ihr Geschäft zurück. Gleichzeitig wird der Infektionsschutz professionell bedient“, erklärt Dr. Pieterwas.

Letztlich muss Geschwindigkeit in das Impfgeschehen. Der IHK-Hauptgeschäftsführer fordert: „Natürlich muss auch in Thüringen Sputnik V verimpft werden. Warum hat schon wieder Bayern die Nase vorn, wo sich doch der Thüringer Ministerpräsident als erster für Sputnik V ausgesprochen hat? Es ist Zeit, dass Politik und Verwaltungen die Pandemiebekämpfungsinstrumente aus der Zeit als es keinen Impfstoff und keine Laientests gab, ernsthaft hinterfragen. Der notwendige, längst überfällige und mögliche Strategiewechsel gehört eingeleitet! Die Regierenden sollten endlich den professionellen Job machen, für den Unternehmen auch gerne wieder Steuern zahlen – wenn sie denn auch endlich wieder Geschäfte machen dürfen!“

Suhl, 9. April 2021

Dr. Ralf Pieterwas
Hauptgeschäftsführer

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