Entlastung erforderlich

Südthüringer Ergebnisse des DIHK-Energiewendebarometers 2024

Die Kosten für Energie bleiben hoch oder nehmen sogar weiter zu. Eine politische Gegenstrategie ist nicht erkennbar. Sie wäre aber notwendig, weil der Standort zunehmend gefährdet ist. Deutschlandweit reagieren insbesondere große Industriebetriebe mit Produktionseinschränkungen und Abwanderung. Diese Option stellt sich in Südthüringen meistens nicht. Stattdessen sinken die Margen und Investitionen werden zurückgestellt. Diese Ergebnisse liefert das Energiewendebarometer 2024, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für die Region ausgewertet hat.

Christian Lindner wird es nicht freuen. Während der Bundesfinanzminister nach Milliarden für einen verfassungsgemäßen Bundeshaushalt sucht, fordert die Südthüringer Wirtschaft einhellig, Steuern und Abgaben auf den Strompreis weiter zu senken. Innerhalb der letzten zwölf Monate sind für jedes zweite Unternehmen die Strompreise gestiegen, für 24 Prozent hat sich das hohe Preisniveau des Vorjahres nicht vermindert. Trotz Entlastungen für die Industrie verdient der Staat an den hohen Marktpreisen mit, während für die Betriebe die Wettbewerbsfähigkeit sinkt. Die Energiewende schadet 61 Prozent der Unternehmen in ihrer Marktposition.

„Auch die Material- und Personalkosten als wesentliche Kostenkomponenten bewegen sich aufwärts, letztere nicht zuletzt befeuert durch den unseligen Überbietungswettbewerb beim gesetzlichen Mindestlohn. Auch die bürokratische Belastung wird nicht geringer. Deutschlandweit zieht jeder zweite Industriebetrieb mit mehr als 500 Beschäftigten die Konsequenzen und plant Produktionseinschränkungen und Abwanderung ins Ausland. Dies kann mit einer Neuorganisation von Wertschöpfungsketten und Nachfrageverlusten in allen Branchen einhergehen. Die Politik muss verstehen, dass sich für Betriebe am Standort Deutschland die Wettbewerbsverhältnisse rapide verschlechtern. Ein Belastungsmoratorium muss auf den Tisch“, fordert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Für eine Exit-Strategie sind die meisten Südthüringer Unternehmen zu klein und müssen sich daher innerhalb der Rahmenbedingungen arrangieren. Doch auch eine Transformation zu mehr Klimaschutz fällt nicht leicht. 80 Prozent beklagen die fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik, 48 Prozent die langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Daher reagieren einige gar nicht und warten erst einmal ab: 36 Prozent der Unternehmen haben Investitionen in Kernprozesse, Klimaschutzmaßnahmen sowie Forschung und Innovation zurückgestellt und verschlechtern auf diese Weise ihre langfristige Wettbewerbsperspektive.

Eine Neuausrichtung von Energiewende und Klimaschutz tut daher Not. Hierbei sollte die Politik viel stärker als bisher dem Markt vertrauen. 90 Prozent der Unternehmen sprechen sich dafür aus, dass Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit die Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen werden. 91 Prozent meinen, dass die Rahmenbedingungen für Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien und Direktlieferverträge verbessert werden sollten. Als wichtig erscheinen 83 Prozent außerdem eine stabile Energieversorgung, für die Engpässe in Übertragungs- und Verteilnetzen überwunden werden sollten.

Zur Information: Das Energiewendebarometer 2024 basiert auf einer Umfrage, die vom 10. bis 30. Juni 2024 durchgeführt wurde. Deutschlandweit beteiligten sich 3.283 Unternehmen oder 42 je beteiligter IHK. In Südthüringen als kleinem IHK-Bezirk beteiligten sich 35 Unternehmen.

Suhl, 12.08.2024

Dr. Annegret Mordhorst
Referentin Energie, Umwelt und Recht

Telefon +49 3681 362-223

 E-Mail E-Mail schreiben

EU-Gesetzgebung Erneuerbare Energien und Eigenversorgung Kraft-Wärme-(Kälte)-Kopplung Energiesteuern und -abgaben Förderprogramme - Energie EMAS und DIN 14001 Energie/Energiemangement Chemikalienrecht Umweltberatung/Umweltschutz Energierecht Umweltrecht Energieberatung Energieeffizienz Gaspreis Strompreis ThEx StartInno - Innovations- und Strategieoffensive im Thüringer Wald