Jeder zweite Arbeitgeber mit freien Stellen

Arbeitsmarktumfrage 2021 der IHK Südthüringen für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen fehlen die Arbeitskräfte. Seit sich die Wirtschaft von den schweren politischen Eingriffen in der Anfangsphase der Corona-Pandemie erholt, kehren die Personalengpässe mit neuer Wucht zurück. Dies äußert sich einerseits in steigender Belastung für die vorhandenen Mitarbeiter und andererseits in einem geringeren Angebot der Unternehmen an ihre Kunden. Personalmangel bedeutet, dass Wachstumschancen und Einkommenssteigerungen nicht vollständig realisiert werden können. Diese Ergebnisse liefert die Arbeitsmarktumfrage 2021 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. 

Derzeit melden 56 Prozent der Unternehmen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen, dass sie bereits seit etlichen Monaten freie Stellen nicht besetzen können. 69 Prozent suchen Mitarbeiter, die über eine duale Berufsausbildung verfügen. Ein Weiterbildungsabschluss, wie Fachwirt oder Meister, kann förderlich sein, denn ein derartiges Profil suchen 36 Prozent. 28 Prozent verfügen über freie Stellen für Ungelernte, 27 Prozent suchen auch Akademiker. In den kommenden zwei Jahren rechnen 79 Prozent der Unternehmen mit Schwierigkeiten, benötigte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren.

„In der aktuellen Arbeitsmarktsituation können die Unternehmen in Schmalkalden-Meiningen nicht mehr auf Neueinstellungen aus der Arbeitslosigkeit hoffen. Neue Mitarbeiter aus der Region verfügen entweder bereits über einen anderen Arbeitsplatz und orientieren sich um, weil sie ein attraktives Angebot erhalten. Oder die neuen Mitarbeiter kommen aus einer anderen Region. Für Unternehmen bedeutet dies viel stärker als früher, dass sie ihre Attraktivität herausstellen müssen, um Arbeitskräfte zu halten und neue zu gewinnen“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Entsprechend reagieren die Unternehmen auf Personalengpässe: 61 Prozent verbessern die Arbeitgeberattraktivität, 53 Prozent investieren in das Können der anwesenden Mitarbeiter und bilden diese weiter, 48 Prozent erleichtern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Erst an vierter Stelle folgt mit 44 Prozent mehr Ausbildung, weil der demografische Wandel und eine hohe Studierneigung den Bewerbermarkt stark verkleinert haben. Mit einem Anteil von 39 Prozent fast gleich wichtig ist die Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Ausland. Wenn es das Geschäftsfeld zulässt, geht es vielleicht auch ohne Menschen: 36 Prozent wollen stärker automatisieren.

Wenn es nicht gelingt, in ausreichender Zahl neue Mitarbeiter zu gewinnen, sind die Folgen dramatisch. Natürlich wollen Unternehmen keine Kunden verlieren. Sie werden versuchen, mit weniger Personal ein gleichbleibendes Angebot zu halten. 78 Prozent erwarten eine stärkere Belastung des vorhandenen Personalstamms. Zugleich ist das Halten von Mitarbeitern stets mit höheren Ausgaben verbunden. Daher erwarten 71 Prozent steigende Arbeitskosten. Jede Mehrbelastung der vorhandenen Mitarbeiter findet aber ihre Grenzen. Somit führen unbesetzte Stellen im Fall von 62 Prozent der Unternehmen dazu, dass das Angebot eingeschränkt werden muss oder es zum Verlust von Aufträgen kommt.

„Dauerhaft fehlende Mitarbeiter, egal auf welcher Position, beeinträchtigen letztlich die Fähigkeit der Unternehmen, mit den Dienstleistungen und Produkten Geld zu verdienen. Die Folge ist, dass die Einkommen von Beschäftigten und Unternehmer langsamer steigen. Daher sollten wir jeden mit offenen Armen empfangen, der aus einer anderen Region oder einem anderen Land stammt und in unseren Unternehmen arbeiten möchte“, betont Dr. Pieterwas.

Weiterführende Informationen

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren am 31. März 2021 43.348 Personen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 204 Personen oder 0,5 Prozent. Er wurde realisiert, weil die Anzahl der ausländischen Beschäftigten auf 3.256 stieg – ein Zuwachs um 489 Personen. Die Zahl der beschäftigten Inländer ging im gleichen Zeitraum um 285 zurück.

Suhl, 1. Dezember 2021

Dr. Ralf Pieterwas
Hauptgeschäftsführer

Telefon +49 3681 362-301

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Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

Telefon +49 3681 362-406

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