Verjüngungskur notwendig

Arbeitsmarktumfrage 2021 der IHK Südthüringen für die Stadt Suhl

Personalmangel ist und bleibt das beherrschende Thema für die Suhler Arbeitgeber. Dies zeigt die Arbeitsmarktumfrage 2021 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. Vor allem durch ein attraktives Arbeitsplatzumfeld und mehr Ausbildung soll den Schwierigkeiten im Rahmen der Stellenbesetzung begegnet werden. Die Stadtverwaltung könnte diese Bemühungen flankieren, indem sie der Wirtschaft expansives Wachstum erlaubt.

Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung seit dem Frühjahr 2021 sind Fachkräfteengpässe als dominierendes Thema zurückgekehrt. Die Suhler Unternehmen sind überzeugt, dass dieses Thema in den kommenden Jahren nicht an Bedeutung verlieren wird. Vielmehr betonen 82 Prozent die Schwierigkeit, das für sie benötigte Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden. 61 Prozent betrachten Personalmangel als eine der drängendsten Herausforderungen der nächsten Jahre. Außerdem führen jeweils 54 Prozent der Unternehmen die Überalterung der Arbeitskräfte und die hohe Belastung durch die Lohnkosten als Probleme an.

Als Strategien, um dem Mangel an Personal entgegenzuwirken, nennen 68 Prozent der Unternehmer die Steigerung ihrer eigenen Attraktivität als Arbeitgeber und 57 Prozent verstärkte Ausbildungsaktivitäten. In beiden Fällen liegt der Anteil der Unternehmen um mehr als 7 Prozentpunkte über dem Südthüringer Durchschnitt. Andere Strategien wie Zuzug aus anderen Regionen, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Ausweitung der Beschäftigung älterer Mitarbeiter oder ein stärkerer Maschineneinsatz werden nur von einem geringen Teil der Unternehmen angegeben.

„Die Stadt Suhl weist eine typische Stadtökonomie auf. 15 Prozent der Wertschöpfung kommen aus der Industrie – etwas weniger als im Bundesdurchschnitt – und 78 Prozent aus Handel und Dienstleistungen. Allerdings wird die Stadt wegen ihrer ungünstigen Altersstruktur bis 2040 aktuellen Prognosen zufolge weiter an Einwohnern verlieren. Die hier ansässigen Unternehmen müssen sich daher verjüngen. Die Stadtverwaltung sollte dies durch den Ausweis neuer Gewerbeflächen flankieren, um Platz für Erweiterungen und Neuansiedlungen zu schaffen“, erläutert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Die Besetzung ausgeschriebener Stellen ist schon eine Weile kein Selbstläufer mehr. 38 Prozent der Unternehmen verfügen über offene Stellen, die bereits seit Längerem vakant sind. 64 Prozent der Arbeitgeber suchen Mitarbeiter, die eine duale Berufsausbildung absolviert haben, also Facharbeiter sind. Mit einem Anteil von 36 Prozent der Unternehmen sind außerdem Weiterbildungsabschlüsse zum Fachwirt oder Meister gefragt. 29 Prozent würden auch Ungelernte einstellen. Akademiker werden von 21 Prozent der Unternehmen gesucht.

Die Situation unterscheidet sich wenig von der in anderen Regionen. Fachkräfte können daher freier als früher entscheiden, wo sie arbeiten wollen. Drei von vier Unternehmen erwarten steigende Arbeitskosten, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. 69 Prozent rechnen damit, die vorhandenen Mitarbeiter stärker belasten zu müssen. 62 Prozent erwarten, dass sie Aufträge ablehnen und ihr Angebot verkleinern müssen. „Der heimischen Wirtschaft würde ein attraktives Umfeld die Rekrutierung von High Potentials erleichtern. Man zieht nun einmal gerne in eine expandierende Region mit jugendlichem Charme. Durch den Ausweis von Freiflächen und die geschickte Nutzung günstiger Förderbedingungen könnte die Stadtverwaltung jetzt den Hebel herumreißen und Suhl innerhalb der nächsten Jahre zur wachsenden Stadt machen", so Dr. Pieterwas.

Weiterführende Informationen

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren am 31. März 2021 15.313 Personen in der Stadt Suhl sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Rückgang um 292 Personen oder 1,9 Prozent. 326 inländische Arbeitnehmer verließen den Arbeitsmarkt, 34 ausländische Beschäftigte kamen neu hinzu. In der Stadt Suhl finden sich 70 Prozent der besetzten Stellen im Handels- und Dienstleistungsbereich – der Südthüringer Durchschnitt erreicht 51 Prozent. 16 Prozent der Suhler Arbeitsplätze finden sich in der Industrie, gegenüber 32 Prozent in Südthüringen.

Nach Angaben der amtlichen Statistik standen in 2020 236 Geburten 633 Todesfällen gegenüber. In den letzten zwanzig Jahren fiel der Saldo aus Geburten und Todesfällen stets negativ aus. Seit 2017 nimmt er jedes Jahr zu. Diese Zahlen fanden zusammen mit weiteren Daten Eingang in die 2. regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung, die für Suhl zwischen 2020 und 2040 einen Rückgang der Bevölkerung um 29,7 Prozent angibt.

Suhl, 23. Dezember 2021

Dr. Ralf Pieterwas
Hauptgeschäftsführer

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Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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