Die Kunden sind noch nicht zurück

Saisonumfrage Tourismus Sommer 2023 der IHK Südthüringen

Volle Lokale in der Weihnachtszeit dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwierig die Zeiten für die Touristiker sind. Seit der Corona-Pandemie ist die Branche in einer Krise, von der sich die Betriebe im Thüringer Wald bis heute nicht erholt haben. Dies zeigen die Saisonumfrage Tourismus der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen und Daten der amtlichen Statistik. Nach wie vor sind die Betriebe im Thüringer Wald weit entfernt von den Ergebnissen aus 2019. Die durch permanente Fehlentscheidungen der Bundespolitik steigenden Kosten lassen keine schnelle Trendumkehr erwarten.

Aus den Einschätzungen der Unternehmen zur Geschäftslage und zu den Erwartungen für die nächsten Monate errechnet die IHK Südthüringen den Konjunkturklimaindikator. Er erreicht in den Beherbergungsbetrieben 86,8 Punkte, 29 Punkte mehr als vor einem Jahr. In der Gastronomie sind es 80,2 Punkte, ein Anstieg um 41 Punkte. Die Reisebranche kommt auf 79,1 Punkte, ein Verlust um 21 Punkte. Die verbesserte Stimmung im Gastgewerbe darf nicht darüber hinwegtäuschen, wie erbärmlich die Ergebnisse sind. Der Konjunkturklimaindikator kann maximal 200 Punkte erreichen. Werte über 100 Punkten signalisieren einen Aufschwung, Werte darunter zeigen, dass die Probleme überwiegen.

„Während der Corona-Pandemie wurde die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants auf den ermäßigten Steuersatz gesenkt, um die Liquidität der Betriebe zu stärken. Die gesundheitspolitisch motivierten Einschränkungen sind Geschichte, doch die Krise geht weiter. Die hohen Strom- und Gaspreise entziehen den Unternehmen und Verbrauchern gleichermaßen Liquidität. In dieser Situation hat die Regierung die steuerliche Förderung für das Gastgewerbe beendet. Außerdem sollen die Kosten weiter steigen, damit die Folgen haushaltspolitischer Fehlentscheidungen von vielen Köpfen getragen werden. Diese Art der Politik geht an die Substanz und gefährdet unternehmerische Existenzen in der Tourismuswirtschaft“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Blick in die Beherbergungsbetriebe
Besitzer von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen müssen den Statistikämtern ihre Gästezahlen melden, wenn sie mindestens zehn Betten vermieten. In den ersten neun Monaten dieses Jahres fanden 15 Prozent weniger Gäste den Weg in die Beherbergungsbetriebe im Thüringer Wald als 2019. Auch deutschlandweit fehlen noch vier Prozent der Gäste. Die Zahl der Übernachtungen war im Thüringer Wald um 12 Prozent geringer als in 2019, in Deutschland um ein Prozent. Zwar sind im Vergleich zum Vorjahr einige Gäste zurückgekommen. Noch immer treiben aber Unternehmen wie Verbraucher die Sorgen wegen steigender Preise um.

Jeweils 86 Prozent der Unternehmen bewerten Energie- und Rohstoffpreise als erhebliche Risiken für den Geschäftsbetrieb. Außerdem stellen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen eine erhebliche Gefahr für die für die wirtschaftliche Entwicklung dar.

In diesem Klima kann es als Erfolg gelten, dass jeder vierte Betrieb mehr Übernachtunen als vor einem Jahr registrieren konnte. 36 Prozent melden jedoch Rückgänge. Die Aufenthaltsdauer der Gäste stieg für sieben Prozent der Betriebe an, für 71 Prozent veränderte sie sich nicht. Die Gäste blieben im Thüringer Wald durchschnittlich 3,1 Tage. Die daraus resultierende Bettenauslastung beschreiben 13 Prozent als gut und 49 Prozent als befriedigend. Die hieraus resultierende Geschäftslage war für jeden dritten Betrieb gut und für 48 Prozent saisonüblich oder befriedigend.

In den kommenden Monaten erwarten vier Prozent der Betriebe bessere Geschäfte und 58 Prozent keine Veränderung. Steigende Preise bleiben auf der Tagesordnung. 54 Prozent wollen die Übernachtungspreise erhöhen, 44 Prozent auf dem aktuellen Niveau belassen. Lediglich 55 Prozent planen Investitionen, vor allem zur Modernisierung der Betriebe. 16 Prozent wollen mit Angebotserweiterungen Gäste halten und neue dazu gewinnen. Im Personalbereich ist die Demografie wirksam. Sieben Prozent der Betriebe rechnen mit mehr Mitarbeitern und 18 Prozent mit weniger.

Blick in die Gastronomie
Preisbereinigt haben die Thüringer Gastronomen in diesem Jahr ungefähr ein Viertel weniger Umsatz verbuchen können als 2019. Heimische und Übernachtungsgäste fehlen gleichermaßen. Die Zufriedenheit über die Lage hält sich daher in Grenzen. Jeweils 28 Prozent der hiesigen Unternehmen betrachten die Lage wahlweise als gut oder als schlecht.

In den kommenden Monaten ist kaum Besserung in Sicht. Lediglich 12 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 48 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Als wesentliche Konjunkturrisiken identifiziert die Branche mit Anteilen von je 85 Prozent steigende Energie- und steigende Lebensmittelpreise. 51 Prozent weisen auf fehlende Mitarbeiter hin. Dieser Anteil ist so gering, weil in der Branche auch viele Familienangehörige mithelfen.

Steigende Kosten bedeuten steigende Preise. 65 Prozent der Gastronomen wollen im nächsten Jahr ihre Preise erhöhen, vielleicht wächst dieser Anteil angesichts der neuesten Berliner Entscheidungen noch. Die Investitionsneigung bleibt dagegen gering. 58 Prozent planen Investitionen, vor allem in die Modernisierung. Beschäftigungsseitig rechnen drei von vier Betrieben mit stabilen Mitarbeiterzahlen, jeder vierte Betrieb erwartet, dass freiwerdende Stellen vorerst unbesetzt bleiben werden.

Blick in die Reisebranche
Das heimische Publikum hat im letzten Sommer wieder stärker als in der Vergangenheit die Angebote der hiesigen Reisebüros und Busse genutzt. 38 Prozent konnten ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern, für weitere 50 Prozent blieb er konstant. Die Geschäftslage verbesserte sich für jeden zweiten Betrieb gegenüber dem Vorjahr.

Dass diese Entwicklung so weitergehen wird, glaubt niemand in der Branche. Jeder zweite erwartet im nächsten Jahr schlechtere Geschäfte. Dabei werden neun von zehn Betrieben die Preise erhöhen. Häufig geben sie damit nur weiter, was ihnen von den großen Veranstaltern und Hotels vorgegeben wird, doch mag dies die Leistungsfähigkeit etlicher Kunden übersteigen.

In der Branche plant jeder zweite Betrieb Investitionen. Im Personalbereich bleibt in den meisten Betrieben alles, wie es ist. Als wesentliche Risiken benennt die Branche Fachkräfteengpässe mit einem Anteil von 71 Prozent sowie Energiepreise und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen mit jeweils 57 Prozent.

Zur Information:
Die Saisonumfrage Tourismus wird von der IHK Südthüringen in der Regel zweimal im Jahr durchgeführt. Die aktuelle Erhebung betrifft den Zeitraum Mai bis September 2023. Es wurden 775 Unternehmen befragt. Die Rücklaufquote betrug acht Prozent.
Der Ergebnisbericht ist abrufbar unter: www.suhl.ihk.de/tourismus/daten-und-fakten.

Suhl, 21. Dezember 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

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