Erben auf dem Rückzug
Unternehmen finden immer seltener Nachfolger in der Familie
Unternehmer in Deutschland finden immer seltener eine geeignete Nachfolge. Die jüngsten Ergebnisse des Nachfolgereports der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sind alarmierend. Ein Viertel der Befragten erwägt sogar eine vorzeitige Schließung. Auch in Thüringer Unternehmen, in denen weniger als die Hälfte (44 Prozent) der Nachfolgen aus den Unternehmerfamilien heraus erfolgen, wächst mit Blick in die Zukunft die Unsicherheit. Über das ThEx-Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge bietet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen Unterstützung bei der Unternehmensnachfolge an.
Der jüngste Report der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zur Unternehmensnachfolge konstatiert, dass es für Unternehmer noch nie schwieriger war, eine geeignete Nachfolge zu finden. Besonders alarmierend sei, dass ein Viertel sogar erwägt, den Betrieb vorzeitig zu schließen.
Auch Thüringer Unternehmen, die mehrheitlich in den 1990er Jahren gegründet wurden, stehen zahlreich vor der Frage, wie das Lebenswerk gesichert und in die nächste Generation geführt werden kann. Die demografische Entwicklung ist nur ein Grund für das nachlassende Interesse an einer Unternehmensnachfolge. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen beobachtet, dass Gründungsinteressierte in der Regel ihre eigene Idee realisieren wollen, als beispielsweise ein bewährtes Geschäftskonzept weiterzuführen.
Besonders deutlich wird diese Tendenz im Gastgewerbe, im Handel und im Dienstleistungsbereich. Hier spielen mitunter auch die Standortfaktoren eine wichtige Rolle. Dagegen ist im verarbeitenden Gewerbe nach wie vor eine größere Zahl an Übernahmeinteressierten zu verzeichnen. Schwierig ist hier oftmals die geringe Größe der Unternehmen oder die mehrheitliche Abhängigkeit von einigen wenigen Kunden oder Branchen.
„In den Beratungsgesprächen berichten unsere Unternehmer von starker Verunsicherung über die wirtschaftliche Zukunft, immer weiter steigenden Kosten für Energie, Fachkräftemangel sowie von enormer Regulierungsdichte“, sagt Detlef Schmidt-Schoele, Projektleiter im ThEx-Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge. „Das schreckt potenzielle Interessenten ab. Es ist wirklich an der Zeit, die Standortbedingungen in Deutschland und Thüringen zu verbessern, da sonst viele Betriebsaufgaben in den kommenden Jahren drohen“, so Schmidt-Schoele.
ThEx Kammernetzwerk – Unterstützung bei der Unternehmensnachfolge
Mit dem Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge wurde 2022 ein Projekt geschaffen, das den Unternehmern Südthüringens eine breite Unterstützung beim Generationswechsel anbietet – beginnend von der Sensibilisierung zum Stand der Vorbereitungen über die Hilfe bei der Nachfolgersuche bis hin zur Beratung zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten und die Vermittlung an externe Berater zur Steuer- Rechts- und Managementfragen. Dafür nutzt die IHK Südthüringen auch die Vernetzung im ThEx Verbund, um Übergeber und potenzielle Übernehmer koordiniert zu begleiten.
Anfang 2024 wird das ThEx-Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge wird mit einer Umfrage die Thüringer Unternehmen zur Situation befragen, um daraus weitere Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten abzuleiten.
Das ThEx-Kammernetzwerk Unternehmensnachfolge ist ein Projekt des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen und Unternehmertum. Es wird von den Thüringer IHKs, Handwerkskammern sowie vom Thüringer Wirtschaftsministerium getragen und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) Plus gefördert. Mehr Informationen zur Unternehmensnachfolge in Deutschland und Thüringen sind unter www.thex.de/nachfolge abrufbar.
Hintergrund:
Über eine Million Unternehmer in Deutschland sind laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 60 Jahre oder älter. Wenn von diesen erwägt, den Betrieb bis zum Erreichen der Ruhestandsgrenze im Alter von 65 Jahren zu schließen, statt es in neue Hände zu übergeben, wären etwa 250.000 Unternehmen in Deutschland betroffen.
Suhl, 21. Dezember 2023
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