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Konjunkturbericht Jahresbeginn 2021 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

  • Konjunkturklimaindikator des Landkreises Hildburghausen auf tiefstem Stand seit 2009
  • Dennoch: Jeder dritte Industriebetrieb macht gute Geschäfte
  • Trotz schwerer Wirtschaftskrise: Zwei Drittel der Unternehmen wollen investieren

Das Bild der Wirtschaft im Landkreis Hildburghausen ist uneinheitlich: Erweiterungsinvestitionen und Nachfrage-Boom beschreiben die eine Seite, Lockdown und Zukunftsängste bis hin zur Insolvenz zeichnen die andere. Egal wie es wirtschaftlich um die Unternehmen steht, betroffen sind sie alle von der rasch alternden Bevölkerung und den umfangreichen Fachkräfteengpässen. Dies zeigt die Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2021, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen gerade für den Landkreis Hildburghausen ausgewertet hat.

Danach bewerten 25 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut, 37 Prozent als saisonüblich oder befriedigend und 38 Prozent als schlecht. Für die kommenden Monate erwarten sie tendenziell eine Verschlechterung: 39 Prozent gehen von einer ungünstigeren Geschäftslage aus, 55 Prozent rechnen nicht mit Veränderungen. Nur sechs Prozent der heimischen Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer aktuellen Lage. Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert der Lage- und Erwartungseinschätzungen fällt auf 76 Punkte, den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn 2009, also dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise.

„Gesamtwirtschaftlich betrachtet befindet sich der Landkreis Hildburghausen in einer schweren Wirtschaftskrise. Allerdings zeigen unsere Zahlen, dass ein Viertel der Unternehmen in den nächsten Monaten Kapazitäten erweitern will. Dies passiert normalerweise nicht in der Krise, sondern im Aufschwung oder Boom. Die aktuelle Wirtschaftsentwicklung ist somit nur für diejenigen Unternehmen existenzbedrohend, die direkt oder indirekt von den Corona-Verordnungen betroffen sind und bereits seit Monaten geschlossen haben. Zur Wahrheit gehört aber auch: Jeder dritte Industriebetrieb macht derzeit gute Geschäfte. Dies gilt auch für einzelne Großhändler, Autohäuser und unternehmensnahe Dienstleister“, resümiert Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Thüringenweit stehen viele Metallbetriebe wegen ihrer Nähe zu den kriselnden Verbrennungsmotoren bereits seit längerem vor unsicheren Geschäftsaussichten, doch das Angebotsportfolio einzelner Betriebe aus dem Landkreis Hildburghausen spricht für Expansion. Gleiches gilt für einzelne Firmenbereiche wie Möbel, Textilien, Verpackung und sogar direkte Kfz-Zulieferer. „Aus der Firmenzusammensetzung ist kein Wachstumsrezept erkennbar. Wer in der aktuellen Situation wachsen kann, hat sich bereits in der Vergangenheit für die Bedienung der richtigen Kundengruppen entschieden“, beobachtet der IHK-Chef.

Daher erzielen im Landkreis Hildburghausen aktuell 28 Prozent der Unternehmen Gewinne, während zugleich ein Viertel Verluste macht. Für 17 Prozent hat sich die Ertragslage gegenüber dem Vorjahr verbessert, für 51 Prozent verschlechtert. Speziell in der Industrie arbeitet jeweils ein Drittel der Unternehmen an der Kapazitätsgrenze bzw. muss mit weniger als 70 Prozent der Auslastung über die Runden kommen.

In den nächsten Monaten beabsichtigen 70 Prozent der Unternehmen aus allen Branchen Investitionen. Dieser Anteil entspricht dem zehnjährigen Mittel. Darunter wollen 15 Prozent mehr ausgeben, während 25 Prozent mit sinkenden Ausgaben rechnen. Etwa die Hälfte der Unternehmen will Modernisierungs- und Ersatzmaßnahmen vornehmen, das ist das Hauptmotiv. Darüber hinaus planen 28 Prozent Vorhaben zur Kostensenkung und 23 Prozent wollen ihre Kapazitäten erweitern.

Die Zahl der Mitarbeiter wird in den nächsten Monaten vermutlich nicht steigen. So rechnen lediglich zwei Prozent der Unternehmen mit einem wachsenden Personalbestand. 27 Prozent erwarten Abgänge wegen Alter, Umorientierung oder Corona-bedingter Freisetzung. Eine mögliche Folge: dauerhafte Lücken im Personaltableau einzelner Firmen, die den Betriebsablauf gefährden. Diese sog. Fachkräfteengpässe bewerten 61 Prozent der Unternehmen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Bedrohlicher erscheint nur die Entwicklung der Inlandsnachfrage mit einem Anteil von 67 Prozent und das Corona-virus mit einem Anteil von 78 Prozent.

Hintergrundinformation:
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 4.300 Unternehmen aus dem Landkreis Hildburghausen. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.800 Dienstleister mit 7.100 Beschäftigten gefolgt von 1.100 Handelsunternehmen mit 1.800 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Landkreis Hildburghausen 320 Unternehmen mit 7.000 Beschäftigten.

Suhl, 23. Februar 2021

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

Telefon +49 3681 362-406

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