Blitzumfrage der IHK Südthüringen zeigt:

Harter Lockdown wird nicht mehr akzeptiert

Jedes zweite Südthüringer Unternehmen steht vor der Insolvenz, wenn es zu einem Komplett-Lockdown der Wirtschaft kommt. In den vergangenen Tagen wurde diese Idee seitens der Politik diskutiert und steht weiterhin im Raum, wenn die Corona-Neuinfektionen nicht weiter sinken. Die aktuelle Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen zeigt die Auswirkungen einer solchen Maßnahme. Mehr als 700 Unternehmen beteiligten sich.

Folge eines harten Lockdowns der Gesamtwirtschaft wären für die meisten Südthüringer Unternehmen existenzbedrohende Umsatzausfälle, die zu einer Verschärfung der Arbeitsmarktsituation führen würden. Zwei von drei Betrieben befürchten außerdem nachhaltige Schädigungen von Kunden- und Geschäftsbeziehungen. Speziell in der Industrie benennen 70 Prozent der Unternehmen die Unterbrechung von Lieferketten. Auch Vertragsstrafen wären insbesondere für die Industrie und das Baugewerbe ein Thema. Über allem steht die Insolvenzgefahr, die hauptsächlich kleine Unternehmen ohne große finanzielle Reserven bewegt. Jedes zweite Unternehmen liefe Gefahr, das Geschäft aufgeben zu müssen. Im Gastgewerbe, das sich bereits seit November 2020 im harten Lockdown befindet, rechnen drei von fünf Betrieben mit der Insolvenz.

„Die aktuelle Corona-Strategie ist nicht nachhaltig. Die Vermeidung von Kontakten soll unsere Gesundheit sichern. Enorme Freiheitseinbußen für alle sollen bewirken, dass Infizierte andere nicht anstecken. Ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen auf ein erträglich erscheinendes Maß gesunken, folgen Lockerungen – bis die nächste Welle kommt. Auf diese Weise zerstört man sukzessive die deutsche Wirtschaft. Besser wäre es, wenn ab sofort flächendeckend mehr getestet würde. Viele Unternehmen sind dazu bereit. Infizierte könnten schneller isoliert und die weitere Ausbreitung der Pandemie begrenzt werden“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Darüber hinaus sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen dazu verpflichtet, einen Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehen zu leisten. In 88 Prozent der Südthüringer Unternehmen gelten AHA-L-Regeln als selbstverständlich, also: Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen, regelmäßiges Lüften. In 12 Prozent der Betriebe, hauptsächlich in der Industrie und im Baugewerbe, besteht hingegen noch Verbesserungspotential. Hier arbeiten aktuell durchschnittlich 20 Prozent der Mitarbeiter ungeschützt.

Unternehmen können ein Ansteckungsort sein, sofern Hygieneregeln nicht akribisch befolgt werden. In Südthüringen zeigt sich, dass nur in drei Prozent der befragten Unternehmen seit November 2020 Fälle von Covid-19-Infektionen auftraten. Die Ansteckung erfolgte im Unternehmen bzw. infolge der Berufsausübung. Zwischenzeitlich wuchs in den betroffenen Betrieben die Zahl der Neuinfektionen: Durchschnittlich 22 Prozent der Belegschaft wurde mit dem Coronavirus infiziert. Insbesondere Kleinstunternehmen mit bis zu neun Beschäftigten waren betroffen. Zu weiteren Ausfällen kommt es aufgrund behördlicher Quarantäneanordnungen sowie Kita- und Schulschließungen. Die Folge: In hiesigen Unternehmen fehlen durchschnittlich 7 Prozent der Mitarbeiter.

Die Eindämmung des Coronavirus setzt ein gutes Zusammenwirken aller Akteure voraus. „Es ist wichtig, dass Hygieneregeln in allen Unternehmen ernst genommen werden. Ebenso wichtig ist es, dass die Politik mit den Einschränkungen des Wirtschaftslebens nicht überschießt und stattdessen ergänzend ihre Teststrategie überarbeitet. Hierzu zählt auch, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um beispielsweise durch Anpassung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung einen breiten Einsatz von Schnelltests in den Unternehmen zu ermöglichen“, fordert IHK-Chef Dr. Ralf Pieterwas.

Suhl, 25. Januar 2021

Dr. Ralf Pieterwas
Hauptgeschäftsführer

Telefon +49 3681 362-301

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