Wachstumsbremse Arbeitsmarkt
Ergebnisse der IHK-Arbeitsmarktumfrage für den Landkreis Sonneberg
Personalmangel als Dauerzustand – dies beschreibt die Arbeitsbedingungen der Firmen im Landkreis Sonneberg. Stärker als in den anderen Südthüringer Regionen suchen die Unternehmen hier nach Arbeitskräften. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen. Tatsächlich sinkt jedoch die Zahl der Beschäftigten. Die Folge sind Wohlstandsverluste.
Um ziemlich genau 1.000 Personen ist in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Sonneberg zurückgegangen. Während deutschlandweit die Zahl der Beschäftigten zwischen 2011 und 2021 um 20 Prozent zunahm, ging sie hier vor Ort um 5 Prozent zurück. In Thüringen ergab sich ein Anstieg um 4 Prozent.
Die Folgen zeigen sich im Wirtschaftswachstum. Zwischen 2010 und 2020 stieg das Thüringer Bruttoinlandsprodukt nominal um 30 Prozent oder inflationsbereinigt um 9 Prozent. Für die Landkreise unternimmt die amtliche Statistik keine Preisbereinigung. Der Sonneberger BIP-Anstieg fiel nominal allerdings um 7 Prozentpunkte geringer aus, so dass der inflationsbereinigte Zuwachs kaum ins Gewicht fällt.
Die erhebliche Beschäftigungslücke hat zur Folge, dass 62 Prozent der Betriebe auf Personalsuche sind. Zwei Drittel hiervon berichten, dass frei werdende Stellen auch noch viele Monate nach der Ausschreibung unbesetzt sind. Jeder zweite Betrieb erwartet, dass sich diese Marktsituation auch in den kommenden Jahren nicht verändert. Aktuell suchen jeweils 43 Prozent der Unternehmen nach Facharbeitern und Ungelernten. Lediglich 3 Prozent würden auch Akademiker einstellen. Mit einem Anteil von 23 Prozent fällt der Bedarf nach Auszubildenden halb so groß aus wie im Südthüringer Durchschnitt.
„Auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis Sonneberg steht das Abwerben von Mitarbeitern hoch im Kurs. Daher fragen viele kleinere und mittlere Unternehmen, warum sie viel Geld in die Ausbildung von Mitarbeitern stecken sollen, die sie danach an Wettbewerber verlieren. Genauso verhält es sich in der Weiterbildung, wonach lediglich für zwei Prozent der Unternehmen Bedarf besteht. Attraktiver erscheinen Anlerntätigkeiten, deren Kenntnisse sich nicht eins zu eins in anderen Betrieben anwenden lassen. Nachhaltig ist dieses Verhalten nicht. Wer sich der Aus- und Weiterbildung verschließt, kann zwar die aktuellen Bedürfnisse bedienen, hat aber auf die Anforderungen der Zukunft keine Antworten“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
Angesichts des nahezu leergefegten Sonneberger Arbeitsmarktes sehen die Unternehmen zwei wesentliche Strategien, um die Personalprobleme zumindest etwas besser in den Griff zu bekommen. So plädieren 55 Prozent für den Abbau von Bürokratie im Personalbereich. Durch die Lockerung der arbeitsrechtlichen Vorschriften könnten die Unternehmen flexibler agieren.
Darüber hinaus muss die Region aus Sicht von 47 Prozent der Unternehmen für Beschäftigte attraktiver werden. Arbeitgeber im Landkreis Sonneberg stehen in direktem Wettbewerb zu Firmen im fränkischen Raum und in den anderen Süd- und Ostthüringer Landkreisen. Es gibt allerdings in Deutschland kaum eine Region ohne Fachkräfteengpässe. Daher sind Landkreis, Städte und Gemeinden gefordert, ein attraktives Wohn- und Freizeitumfeld zu schaffen, dass sich mit anderen Regionen messen lassen kann.
Zur Information: Die IHK-Arbeitsmarktumfrage wird jährlich durchgeführt. Die repräsentative Befragung erfolgte zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2022. Außerdem wurden aktuelle Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit und des Thüringer Landesamts für Statistik herangezogen.
Suhl, 6. Januar 2023
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