Wir werden weniger

Ergebnisse der Arbeitsmarktumfrage 2022 der IHK Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen

Weniger Menschen bedeuten weniger Wirtschaft. Im Landkreis Hildburghausen braucht es eigentlich mehr. Jedes Jahr sinkt die Zahl der Beschäftigten, weil die heimische Bevölkerung altert und es zu wenig Zuzug aus anderen Regionen gibt. Die aktuelle Arbeitsmarktumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen zeigt, wie sehr die Wirtschaft im Landkreis unter dem Personalmangel leidet.

In Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Arbeitskräfte um 19 Prozent gestiegen. Dies war die Grundlage für ein stetiges Wirtschaftswachstum, das erst mit Beginn der Corona-Pandemie zu Ende gegangen ist. In Thüringen fiel das Wirtschaftswachstum mäßig aus, denn hier wuchs die Zahl der Arbeitskräfte lediglich um 4 Prozent.

„Im Landkreis Hildburghausen ist den Unternehmen ein kleines Kunststück gelungen. Das Bruttoinlandsprodukt entwickelte sich genauso wie in Thüringen, während die Zahl der Beschäftigten um 4 Prozent zurückging. Der Ersatz von Arbeit durch Maschinen ist jedoch nicht in allen Branchen möglich. Auch wird es nicht permanent gelingen, dass einzelne Unternehmen wachsen, weil sie anderen die Mitarbeiter abwerben. Vielmehr wird es zunehmend schwieriger, die Personalabgänge zu kompensieren“, erklärt Jan Scheftlein, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

Aktuell verfügen 53 Prozent der Unternehmen über freie Stellen, die bereits seit mehreren Monaten unbesetzt sind. Drei von vier Betrieben erwarten, dass die Schwierigkeiten der Personalgewinnung zum beherrschenden Thema der nächsten Jahre werden.

Der Landkreis Hildburghausen ist vor allem ein Produktionsstandort. 79 Prozent der Arbeitskräfte verfügen über einen Berufsabschluss als Facharbeiter. In Thüringen sind es im Durchschnitt 73 Prozent, in Deutschland jedoch nur 61 Prozent. Entsprechend fällt die Personalsuche aus. 56 Prozent der Unternehmen suchen nach Mitarbeitern mit einem dualen Ausbildungsabschluss, 50 Prozent stellen Schulabgänger ein, um sie selbst auszubilden. Der Personalmangel ist so groß, dass 38 Prozent der Unternehmen auch Ungelernte einstellen und für die gewünschten Tätigkeiten anlernen würden. Der Bedarf nach Absolventen mit höheren Bildungsabschlüssen ist hingegen gering: 28 Prozent suchen Meister oder Fachwirte, 31 Prozent würden Akademiker einstellen.

Der Landkreis Hildburghausen weist mit 68,6 Prozent die dritthöchste Beschäftigungsquote unter Deutschlands Landkreisen auf. Wer hier arbeiten kann, arbeitet. Daher fordern jeweils 53 Prozent der Unternehmen, dass die Region attraktiver für Beschäftigte werden muss und dass die berufliche Bildung gestärkt werden sollte. Jugendliche aus dem Landkreis müssen besser mit den Potentialen der regionalen Unternehmen vertraut gemacht und über die Chancen informiert werden, die sich aus einer dualen Ausbildung ergeben. Sie brauchen aber auch mehr Angebote, um sich in ihrer Freizeit im Landkreis wohlzufühlen.

Nicht nur für die heimischen Arbeitskräfte braucht es attraktive Angebote. Jedes zweite Unternehmen wünscht sich Erleichterungen für den Zuzug von Arbeitskräften. Da Fachkräfte inzwischen deutschlandweit gesucht werden und sich auch immer mehr EU-Staaten auf Personalakquise machen, sind breite Anstrengungen gefragt für ein abwechslungsreiches und interessantes Arbeits- und Freizeitumfeld. Insofern besteht Steigerungspotential. Der Ausländeranteil unter den Beschäftigten erreicht im Landkreis Hildburghausen 6 Prozent. Der Durchschnitt in Deutschland beträgt 13 Prozent.

Zur Information: Die IHK-Arbeitsmarktumfrage wird jährlich durchgeführt. Die repräsentative Befragung erfolgte zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2022. Außerdem wurden aktuelle Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit und des Thüringer Landesamts für Statistik herangezogen. Die Beschäftigungsstatistik bezieht sich auf den Zeitraum 30. Juni 2011 bis 30. Juni 2021. Die Statistik zum Bruttoinlandsprodukt bezieht sich auf den Zeitraum 31.12.2010 bis 31.12.2020. Die Statistik zur Art des beruflichen Ausbildungsabschlusses bezieht sich ebenso wie die Statistik zu den Beschäftigungsquoten auf den Stichtag 30. Juni 2021.

Suhl, 05. Januar 2023

Dr. Jan Pieter Schulz
Referent Volkswirtschaft

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