Regionale Kreditinstitute im Wandel

Gewerbliche Wirtschaft und Hausbanken wichtige Partner im Aufschwung

Der Corona-Pandemie wird ein langanhaltender Aufschwung folgen. Darüber besteht wachsende Einigkeit in der Wirtschaftsforschung. Eine Vielzahl von Unternehmen konnte die langen Monate des Lockdowns jedoch nur mittels umfangreicher Staatshilfen meistern. Die gute Nachricht ist: Die Südthüringer Banken, Sparkassen und Volksbanken stehen zu ihren Kunden und werden den Aufschwung finanzieren. Sorgen gibt es jedoch in den Banken selbst, wie tragfähig eigene Geschäftsmodelle sind. Dies ergab ein Austausch von Vorständen und leitenden Angestellten Südthüringer Kreditinstitute in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen.

Außergewöhnliche Wirtschaftshilfen, vergünstigte Kredite, Kurzarbeitergeld und Steuerstundungen haben einen großen Beitrag geleistet, um Unternehmen trotz monatelanger Umsatzausfälle am Leben zu erhalten. Die Corona-Krise unterscheidet sich daher von anderen Wirtschaftskrisen, denn Unternehmenszusammenbrüche und damit verbundene Ansteckungsgefahren für das Finanzsystem sind nicht zu erwarten. Finanzierung stellt für die meisten Unternehmen kein existenzielles Risiko dar.

Allerdings wird Südthüringen nur dann ein starker Wirtschaftsraum bleiben, wenn hiesige Unternehmen im Aufschwung unbürokratisch finanzielle Unterstützung erhalten können, auch wenn die eigenen Rücklagen aufgebraucht sind und Investitionen anstehen. Eine Umfrage der IHK Südthüringen zeigt zwar keine negativen Auswirkungen für die Finanzlage von mehr als der Hälfte der Unternehmen. Gleichwohl haben sich für 46 Prozent Eigenkapital und Rücklagen gemindert. Besonders betroffen sind Unternehmen des Gast- und Verkehrsgewerbes sowie personenbezogene Dienstleister. Auch jeder dritte Industriebetrieb benötigt fremde Unterstützung fürs Wachstum.

„Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft brauchen immer einen Partner oder Geldgeber, der ihr Geschäftsmodell versteht. Das Besondere der deutschen Wirtschaft ist, dass das Bankensystem ebenso kleinteilig organisiert ist wie die Unternehmen. Das ist ein Standortvorteil, das gibt es nirgendwo anders. Die Zusammenarbeit der hiesigen Banken mit ihren Kunden ist sehr eng. Derzeit besteht eine große Zuversicht, dass alle Unternehmen im Aufschwung begleitet werden können. Allerdings steht das Bankensystem so, wie wir es kennen, unter erheblichem Druck“, erklärt Dr. Peter Traut, Präsident der IHK Südthüringen.

Viele Unternehmen haben die außergewöhnlichen Wirtschaftshilfen und vergünstigten Kredite dafür verwendet, bestehende Kontokorrentlinien zu kündigen. Sie nutzen die Niedrigzinsphase, um langfristige Kredite umzuschulden. Viele Unternehmen können überdies anstehende Investitionen ohne Bank finanzieren, weil sie über eine große Überschussliquidität verfügen. Den Banken gehen daher in wachsendem Maß Einnahmen verloren, während zugleich die Regulierungen zunehmen. Außerdem sind inzwischen Verwahrentgelte in Größenordnungen an die Europäische Zentralbank zu zahlen, wenn dort Einlagen zu Negativzinsen geparkt werden.

Die Südthüringer Wirtschaft treibt daher die Sorge um vor einer Konsolidierung der Bankenlandschaft, die in die falsche Richtung geht. Bankenfusionen verbunden mit Personalabbau und Filialschließungen führen zu einer Ausdünnung der Leistungen und mindern die Beratungsqualität für den Mittelstand. Der Rückgang der Erträge aus dem Geld- und Kreditgeschäft nötigt die Banken auf fremde Geschäftsmodelle zu setzen, bspw. Energie- und Immobilienwirtschaft, wodurch zwangsläufig gewerbliche Geschäftsmodelle angegriffen werden. „Die Kreditinstitute müssen in ihrem Segment Geld verdienen dürfen. Immer neue Regulierungen wirken langfristig zerstörerisch“, so Dr. Traut.

Suhl, 2. Juli 2021

Dr. Ralf Pieterwas
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Jan Scheftlein
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