Chance für den Dialog nutzen
Bundesaußenministerin informiert sich über Vietnam-Projekt
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen fühlt sich geehrt, dass das nunmehr seit acht Jahren laufende Vietnam-Projekt der Südthüringer Wirtschaftskammern wiederholt Aufmerksamkeit der Bundespolitik erfährt. Am morgigen Mittwoch, 31. Juli 2024, wird Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf ihrer Sommertour Station in Steinbach-Hallenberg machen, um sich im Unternehmen des IHK-Präsidenten Torsten Herrmann über das Projekt zu informieren und Herausforderungen bei der Fachkräfteakquise aus Drittstaaten zu besprechen. Der IHK Südthüringen ist wichtig, dass auch ein Blick auf die deutsche Chinastrategie und die Zukunft des Freihandels geworfen wird.
Beschäftigte mit Migrationshintergrund werden für die südthüringer Wirtschaft immer wichtiger. Aus Sicht der IHK Südthüringen ist die Entwicklung der letzten Jahre besonders erfreulich. Im Jahr 2023 wurden 16 Prozent der Ausbildungsverträge in Südthüringen mit Ausländern geschlossen. 2016 waren es noch 6 Prozent. Auf dem Arbeitsmarkt sieht es ähnlich aus: Der Anteil von Ausländern an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im Jahr 2023 mit 13.244 von 136.662 Arbeitnehmern bei 10 Prozent (Stichtag: 30. Juni 2023). Vor zehn Jahren waren es erst 2.122 Beschäftigte mit ausländischen Wurzeln (2 Prozent).
Von dieser positiven Entwicklung kann sich die Außenministerin am Beispiel eines modernen Industriebetriebs, der Hehnke GmbH & Co. KG in Steinbach-Hallenberg, selbst überzeugen. Der Besuch gibt der IHK Südthüringen die Möglichkeit, das anerkannte Vietnam-Projekt der Südthüringer Wirtschaftskammern vorzustellen. Über das Projekt sind seit dem Jahr 2016 bereits 250 junge Vietnamesen nach Südthüringen gekommen, um hier eine duale Ausbildung zu absolvieren und hier zu bleiben. Die Grundsäulen des Projekts umfassen eine deutsche Sprachausbildung bis zum Niveau B2, die sozialpädagogische Betreuung der Azubis während der Ausbildung, eine geringe Kostenbelastung der Teilnehmer und eine staatliche finanzielle Förderung.
„Die letzten Jahre haben bewiesen, dass sich das Konzept bewährt. Deshalb werden wir der Ministerin unser Modell für Projekte zur Akquisition von Azubis aus Drittstaaten über Thüringen hinaus empfehlen“, sind sich IHK-Präsident Torsten Herrmann und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas einig.
Chinapolitik und Handelsabkommen im Fokus
Deshalb wird die IHK auf einen Denkansatz im Sinne des Beschlusses der Vollversammlung hinweisen: „Nur wer selbst stark ist, kann anderen helfen“. Die Außenministerin muss verstehen, dass der Riese China zur Sicherung der deutschen Wirtschaftskraft enorm wichtig ist. Die mannigfaltigen Verflechtungen der Wirtschaft mit China werden nicht über Nacht abgebaut. Außerdem macht es keinen Sinn, auf China als Markt zu verzichten.
Ebenso wie das Verhältnis zu China sind auch Freihandelsabkommen wichtige Themen für die deutsche und südthüringer Wirtschaft. Die Stärke Deutschlands fußt auf einer starken Exportwirtschaft, die ihrerseits von einer Welt ohne Handelsbarrieren profitiert.
„Was wir brauchen, ist eine Welt von Freihandelsabkommen. Was wir erleben, sind stagnierende Verhandlungen mit Südamerika zu Mercosur und mit den USA zu TTIP. Wir haben dringenden Redebedarf mit Frau Baerbock und es ist gut, dass sie in die Region kommt“, äußern sich Herrmann und Pieterwas in Erwartung des Hintergrundgesprächs mit der Außenministerin.
Suhl, 31.07.2024
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