Zur heute veröffentlichten Wachstumsprognose 2021 der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen:

„Auf den ersten Blick stellt die ifo-Prognose eine gute Nachricht dar. Das Wirtschaftswachstum kehrt nach drei schwachen Jahren nach Thüringen zurück. Schaut man genauer hin, so wird 2021 das siebte Jahr in Folge sein, in dem das Thüringer Bruttoinlandsprodukt (BIP) langsamer wächst als das BIP der alten Bundesländer. Anders ausgedrückt: Bis 2014 sah es so aus, als ob Thüringens Einkommen und Vermögen zu denen der Alt-Bundesländer aufschließen können, doch seit 2015 vergrößert sich der Abstand wieder. Hauptursachen sind Fachkräfteengpässe angesichts der alternden und schrumpfenden Bevölkerung Thüringens und überhastete Transformationsprozesse in der Automobilzulieferindustrie. Dies sollte einmal mehr ein Aufruf an die Politik sein, die kleinteilige Thüringer Wirtschaft intensiver im Rahmen der Fachkräfteakquise zu unterstützen und auf ein vernünftiges politisches Management des Übergangsprozesses zu alternativen Antrieben hinzuwirken.“

Eine Prognose zum Ende der ersten Jahreshälfte enthält bereits viele Informationen über das laufende Jahr, sodass die Ergebniswahrscheinlichkeit recht hoch liegt. Das ifo Institut erwartet für dieses Jahr 2,4 Prozent BIP-Wachstum für Ostdeutschland, im Maximum 3,1 Prozent für Sachsen und 3,3 Prozent für Deutschland. Die IHK Südthüringen geht davon aus, dass Thüringen etwas schwächer als Sachsen, doch stärker als die anderen neuen Bundesländer wachsen wird. Obwohl Thüringen eine ähnliche Wirtschaftsstruktur wie Sachsen hat, entwickelt sich Sachsen seit 2018 günstiger als Thüringen. Ursache ist eine bessere Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Innerhalb der letzten zehn Jahre wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen um 13 Prozent, während sie in Thüringen nur um 6 Prozent zunahm.

Suhl, 23. Juni 2021