Steiniger Pfad der Erholung

Konjunkturbericht Frühsommer 2021 für die Stadt Suhl

Zwischen 3,0 und 4,0 Prozent Wirtschaftswachstum erwarten die Forschungsinstitute am aktuellen Rand für Deutschland. Was bedeutet das für die Kleinstadt Suhl und ihre Gewerbetreibenden? Mit ihrer regelmäßigen Unternehmensumfrage zur Konjunktur zeigt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen, wie sich die großen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen regional niederschlagen. Die Euphorie anderer, international stark vernetzter Regionen teilen die Suhler Unternehmer nicht. Viele sind nach wie vor fassungslos über das Ausmaß der Fremdbestimmung im letzten Lockdown.

„Uns haben die Unternehmer immer wieder darauf hingewiesen, dass sie durch ihre Infektionsschutzkonzepte alles vermieden haben, was zu Ansteckungen in ihren Geschäftsräumen führen könnte. Dass sie trotzdem nicht öffnen durften, war der Vorstellung der Politik geschuldet: Die Menschen sollten weniger Gelegenheit haben, einander zu begegnen. Kontaktbeschränkung zum Infektionsschutz erreicht man, indem man Begegnungen zwischen Menschen so weit als möglich reduziert. Gewerbetreibende fühlen sich jedoch durch diese Art des Umgangs mit ihnen erniedrigt und entmündigt. Man hat sie nicht mitgenommen, sondern über ihre Köpfe hinwegentschieden“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.

In der Stadt Suhl sind Handel, Gastgewerbe und Dienstleister die vorherrschenden Branchen. Daher wird hier erst dann Erholung einziehen, wenn andere Regionen bereits wieder wachsen. Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung wie zuletzt vom DIHK mit 3,0 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bis hin zu 4,0 Prozent durch Deutsche Bank Research erscheinen daher abstrakt und aus der Welt gefallen. In Suhl geht es für viele Unternehmen darum, auch ohne staatliche Hilfen wieder voranzukommen.

Dies wird ein steiniger Weg. So bewerten lediglich 22 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut, weitere 38 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend. In den kommenden Monaten rechnen zwar 31 Prozent mit besseren Geschäften, was für Südthüringen den Spitzenwert darstellt. Allerdings rechnen eben auch 36 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäfte. Der Konjunkturklimaindikator, ein geometrisches Mittel aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen, steigt gegenüber dem Beginn des Jahres um 16 Punkte auf 87,5 von 200 möglichen Punkten. In den Südthüringer Städten Meiningen und Ilmenau, die beide über eine stärkere Industrieanbindung verfügen, sind die Unternehmen mit 105,7 bzw. 106,5 Punkten erheblich zuversichtlicher.

Die vorherrschende Zurückhaltung in den Suhler Unternehmen äußert sich auch in den Investitionsplanungen und Beschäftigungserwartungen: Lediglich 62 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten Investitionen. Dies ist weit und breit der niedrigste Anteil und auch für Suhl eher atypisch. Zuletzt war das Investitionsverhalten, mit dem Unternehmen immerhin den Boden für ihre Zukunftschancen bereiten, in 2009 auf dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise so zurückhaltend. Immerhin fällt ins Gewicht, dass 19 Prozent bereits wieder an Betriebserweiterungen denken. So geht es zumindest in Teilen der Wirtschaft wieder voran. Beschäftigungsseitig ist hiervor jedoch noch nichts zu sehen: 8 Prozent rechnen mit steigenden Mitarbeiterzahlen, 30 Prozent hingegen mit weniger Personaleinsatz. Neueinstellungen werden verzögert, bis die Kasse wieder regelmäßiger klingelt.

Zur Information
Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die im April 2021 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 27.500 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 2.700 Unternehmen aus der Stadt Suhl. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 1.400 Dienstleister mit 8.900 Beschäftigten, gefolgt von 700 Handelsunternehmen mit 2.100 Beschäftigten. Zur Industrie in der Stadt Suhl gehören 180 Unternehmen mit 2.800 Beschäftigten.

Suhl, 18. Juni 2021

Dr. Jan Pieter Schulz
Dr. Jan Pieter, Schulz
Referent Volkswirtschaft

Telefon +49 3681 362-406

 E-Mail E-Mail schreiben

Steuerpolitik Arbeitsmarktpolitik Arbeitsmarkt Konjunktur Elektronische Rechnung/E-Rechnung Konjunkturumfrage/Konjunkturbericht Statistiken Volkswirtschaft Wirtschaftspolitik Kurzarbeit Regionalausschuss Suhl Gesundheitsmanagement Gesundheitsmanagement / Gesundheitsförderung (BGM / BGF) Standortpolitik Saisonumfrage Tourismus Standortumfrage Standortanalyse